Russische Luftschläge stoppen Rebellen
3. August 2016Russland hat die Forderung der USA zurückgewiesen, die Luftangriffe auf die syrische Stadt Aleppo einzustellen. Es sei "inakzeptabel", dass Washington ausgerechnet jetzt ein Ende der Luftschläge verlange, da es "echte Fortschritte im Kampf gegen die Terroristen" gebe, sagte Vize-Außenminister Sergej Riabkow.
US-Außenminister John Kerry hatte die Regierung in Moskau und das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad aufgerufen, die Angriffe zu stoppen und den Weg für eine politische Lösung freizumachen. Die Geduld der USA sei nicht unbegrenzt, erklärte ein Sprecher Kerrys am Dienstag in Washington. Regierungsvertreter prüften Alternativen und Optionen, so der Sprecher, ohne dies näher zu erläutern.
Entscheidender Kriegsschauplatz
Aleppo gilt als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg. Die ehemalige Handelsmetropole ist geteilt zwischen von verschiedenen Rebellengruppen gehaltenen Stadtvierteln und Gebieten unter Kontrolle des Regimes.
Mitte Juli hatten Regierungstruppen die letzte Nachschubroute der Rebellen gekappt und bis zu 300.000 in Aleppo ausharrende Zivilisten von der Außenwelt abgeschnitten. Verlässliche Informationen über die Lage dort gibt es nicht. Lebensmittelvorräte gingen zur Neige, hieß es.
Eine Gegenoffensive islamistischer Rebellen unter Führung der Miliz Fatah al-Scham, der früheren Al-Nusra-Front, ist nach ersten Erfolgen durch russische Luftangriffe ins Stocken geraten. Die Assad-Truppen hätten fünf Stellungen von den Rebellen zurückerobert, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London.
Angriff mit Fasbomben
Die Oppositionsgruppe "Syrische nationale Koalition" warf den Streitkräften der Regierung vor, auf eine Stadt in der Nähe von Aleppo Fässer mit Chlorgas abgeworfen zu haben. Zahlreiche Zivilisten, überwiegend Frauen und Kinder, seien verletzt worden. In der Region war zuvor ein russischer Militärhubschrauber abgeschossen worden, fünf Soldaten verloren ihr Leben.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) forderte derweil die Konfliktparteien in Syrien auf, Helfern freien und ungehinderten Zugang zu den Menschen in Aleppo zu gewähren. "Es müssen sichere Zufluchtsorte und die Versorgung garantiert werden", sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die humanitäre Lage in der Stadt sei verheerend: "Lagerhäuser, Wasserleitungen sowie öffentliche Gebäude und Wohnhäuser wurden getroffen. Ganze Stadtviertel sind von der medizinischen Versorgung abgeschnitten, weil Krankenhäuser zerstört wurden", erklärte Seiters.
wl/SC (dpa, rtr, ape)