Russland will seine Friedenstruppen auf dem Balkan noch vor August abziehen
8. Mai 2003Moskau, 8.5.2003, INTERFAX-AWN, russ.
Die russischen Friedenstruppen werden am 1. August 2003 den Balkan verlassen haben, teilte der Vorsitzende des Duma-Verteidigungsausschusses, Andrej Nikolajew, am Donnerstag (8.5.) der Nachrichtenagentur Interfax-AWN mit. Er sagte, bei der Duma sei am Donnerstag ein Schreiben des russischen Präsidenten Wladimir Putin eingegangen, in dem der Staatschef die Parlamentarier über die Entscheidung informiere, im Sommer 2003 die russischen Friedenskontingente aus Bosnien und Kosovo abzuziehen. "Laut Entscheidung des Präsidenten werden die Friedenstruppen den Balkan am 1. August verlassen haben", sagte A. Nikolajew.
"Der Staatschef stellt in seinem Schreiben an die Abgeordneten fest, die Entscheidung sei angesichts der derzeitigen internationalen militärisch-politischen Lage auf dem Balkan getroffen worden; die weitere Beteiligung Russlands an der Friedenssicherung in Bosnien und in Kosovo sei nicht mehr zweckmäßig", so Nikolajew. "Die Abgeordneten der Staatsduma unterstützen die Entscheidung über den Abzug der russischen militärischen Kontingente vom Balkan."
Dass die Parlamentarier eine solche Haltung einnehmen, sei vor allem darauf zurückzuführen, dass die Militärkontingente in den oben genannten Regionen "Aufgaben wahrnehmen, die nicht charakteristisch für sie sind". "Kosovo heute - das ist vor allem Drogenhandel (nach Schätzungen von Experten kommen 30 Prozent aller Drogen über Kosovo nach Europa), das ist illegaler Waffenhandel, Schmuggel, illegale Migration. Es sind Probleme, mit denen sich Sonderkräfte der Polizei befassen sollten und nicht die Armee", erklärte Armeegeneral A. Nikolajew.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich 970 russische Soldaten auf dem Balkan - 650 in Kosovo und 320 in Bosnien-Herzegowina. Sie kosteten Russland jährlich mehr als 26 Millionen Dollar. (TS)