Russland setzt auf Militärpräsenz im Pazifik
25. März 2016Russland prüft den Aufbau von Marinestützpunkten für seine Kriegsflotte auf der Inselgruppe der Kurilen im Pazifikraum. Marineexperten würden von April an drei Monate lang den Archipel zwischen der russischen Halbinsel Kamtschatka und der japanischen Insel Hokkaido untersuchen, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu laut Agentur Tass. Derzeit sind Wladiwostok und Kamtschatka die Heimathäfen der Pazifikflotte. Schoigu kündigte auch die Verlegung von Flugabwehrsystemen auf die Inseln an. So sollten noch in diesem Jahr Raketensysteme vom Typ Bal und Bastion sowie unbemannte Drohnen vom Typ Eleron-3 auf die Inseln verlegt werden.
Proteste aus Japan sind programmiert
Seit dem Zweiten Weltkrieg schwelt zwischen Russland und Japan ein Konflikt um die vier südlichsten Kurilen-Inseln, die am Ende des Krieges von der Sowjetunion besetzt worden waren. Seitdem wird die gesamte Inselgruppe von Moskau kontrolliert, Tokio beansprucht jedoch weiterhin die vier südlichen Inseln für sich.
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses in der Staatsduma, Wladimir Komojedow, verteidigte den Bau einer Marinebasis auf den Kurilen gegen zu erwartende Proteste aus Japan. Diese könnten nichts an der Entscheidung Russlands ändern. "Der Stützpunkt ist nötig. Unsere Küsten müssen geschützt werden", sagte der frühere Marinechef. Die Auflösung der Sowjetunion habe viele Löcher in die Grenzen gerissen, diese müssten wieder undurchdringlich werden, so Komojedow.
Inselstreit verhindert japanisch-russischen Friedensvertrag
Im September hatte der russische Außenminister Sergej Lawrow einen Kompromiss über die Hoheitsrechte ausgeschlossen und seinem japanischen Kollegen Fumio Kishida gesagt, die Regierung in Tokio solle "die historischen Realitäten" anerkennen.
Im Dezember hatte Russland bereits mit dem Bau neuer Militärstützpunkte auf den Inseln Iturup und Kunashir begonnen. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministers sollen dort insgesamt 392 Gebäude in Fertigbauweise errichtet werden. Der Streit um die vier Inseln verhinderte bislang den Abschluss eines formalen Friedensvertrags zwischen Russland und Japan.
Rund 19.000 russische Einwohner
Die felsigen Kurlien-Inseln waren 1634 durch den Niederländer de Vries entdeckt und gehörten ab 1875 zu Japan. Sie wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs von den Alliierten in der Jalta-Konferenz der UdSSR zugesprochen und im August 1945 von der Sowjetunion besetzt. Seitdem wird die gesamte Inselgruppe von Moskau kontrolliert.
Zwar hatte Japan 1951 alle Ansprüche auf die Inseln aufgegeben, später forderten die Japaner allerdings die vier südlichen Inseln Habomai, Shikotan, Kunashiri und Etorofu zurück, da sie nicht zur Kurilen-Kette gehören würden, sondern Japans "nördliche Territorien" seien. Auf den Inseln und im umliegenden Meeresboden werden Vorräte an wertvollen Mineralien und Metallen vermutet. Derzeit werden die Kurilen von rund 19.000 Russen bewohnt.
cw/sti (dpa, afp)