Rätselhafte Gemälde: Berühmte Kunstwerke und ihre Geheimnisse
Eine Studie liefert neue Ergebnisse zu den Rätseln in Jan Vermeers Gemälde "Das Mädchen mit dem Perlohrring". Das berühmte Kunstwerk ist nicht das einzige, das Fragen aufwirft. Und genau deshalb fasziniert.
Schöne Unbekannte: Jan Vermeers "Mädchen mit dem Perlohrring“ (1665)
Von 2018 an erforschten Wissenschaftler das Gemälde des niederländischen Barockmalers Vermeer. Dabei fanden sie heraus, dass der Hintergrund nicht immer nur schwarz war. Vermeer malte einen grünen Vorhang, der über die Zeit nachdunkelte. Auch hat das Mädchen feine Wimpern, die mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. Das Rätsel um die Identität der Frau konnten die Forscher leider nicht lösen.
Verhüllter Cupido: Jan Vermeers "Briefleserin am offenen Fenster" (1657-1659)
Auch dieses Bild barg lange ein Geheimnis. Dort, wo der Künstler einst einen nackten Cupido als 'Bild im Bild' verewigte, flattert nun ein Vorhang. Vom verborgenen Liebesgott weiß man seit einer Röntgenaufnahme 1979. Dass in diesem Bild der grüne Vorhang nicht von Vermeer stammt, haben wiederum Restauratoren der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden 2019 herausgefunden. Deshalb soll er wieder weg.
Symbolhafte Details: Jan van Eycks "Die Arnolfini-Hochzeit" (1434)
Alle Einzelheiten dieses Bildes zu nennen, ist herausfordernd. Sie zu interpretieren, noch schwieriger. Forscher versuchen sich bis heute an diesem van Eyck. Dass es sich bei der "Arnolfini-Hochzeit" um eine christliche Eheschließung handelt, legt z.B. die brennende Kerze auf dem Lüster nahe. Die eheliche Treue symbolisiert der Hund. Doch wer steht neben der als Maler gedeuteten Figur im Spiegel?
Düstere Prognose? Leonardo da Vincis: "Das Abendmahl" (1494-1498)
Eine versteckte Botschaft in Leonardo da Vincis "Abendmahl" soll das Ende der Welt vorhersagen, so die Wissenschaftlerin Sabrina Sforza Galitzia. Der Untergang soll im Jahr 4006 drohen. Der Musiker Giovanni Maria Pala sieht außerdem in der Komposition der Hände von Jesus und von den Aposteln sowie den Brotlaiben auf dem Tisch eine rätselhafte Notenschrift: vielleicht eine Melodie der Kirchenmusik?
Offene Fragen: Leonardo da Vinci: Mona Lisa (1503-1506)
Für manche ist die Mona Lisa das größte Rätsel der Kunstgeschichte. Wer ist die Frau, die auch als "La Gioconda" bekannt ist? Gab es sie überhaupt? Und warum lächelt sie? Wie hat es da Vinci geschafft, dass sie den Betrachter mit ihrem Blick zu verfolgen scheint? Sicher ist nur, dass Millionen Fans im Louvre für sie Schlange stehen. Einmal wurde sogar schon ein Attentat auf sie verübt.
Kompliziertes Mehrfachporträt: Johannes Gumpps "Selbstbildnis" (1646)
Das Selbstporträt Gumpps zeigt den Maler in Aktion. Von hinten. Doch der Spiegel links im Bild offenbart sein Gesicht, das 'Porträt im Porträt' entsteht auf der Leinwand rechts. Und wie war diese Verdreifachung möglich? Die gemalte Handlung muss identisch sein mit der Abbildung in einem zweiten Spiegel.
Vieldiskutiertes Metaporträt: Diego Velázquez‘ "Las Meninas" (1656)
Ein "Spiel der Verwandlungen" nannte der Philosoph Michel Foucault "Las Meninas" (dt.: Die Hoffräulein). In der am spanischen Hof spielenden Szene kehren sich die Rollen um. Wer "Subjekt", wer "Objekt, Zuschauer und Modell" ist, bleibe unklar. Integriert der Spiegel im Hintergrund das spanische Königspaar als anwesende Beobachter? Oder zeigt er das Bild, an dem der Maler arbeitet, als Spiegelung?
Mehrschichtiges Bild: Pablo Picassos "Der alte Gitarrenspieler" (1903)
Wer genau hinschaut, entdeckt oberhalb des Kopfes vom "alten Gitarrenspieler" eine weitere Silhouette. Gehört sie dorthin? Laut Forschungsergebnissen ist sie Teil eines darunterliegenden Gemäldes. Mutmaßlich hat Picasso eine alte Leinwand überstrichen, den Frauenkopf allerdings nicht vollständig verdeckt. Das Bild stammt aus Picassos Blauer Periode am Anfang des 20. Jahrhunderts.
Faszinierende Verweigerung: Gerhard Richters "Betty" (1988)
In diesem Gemälde malte Gerhard Richter seine Tochter Betty. Und doch zeigt es sie auch wieder nicht. Denn ihr Gesicht ist abgewendet. Darin liegt die Faszination dieses (Anti-)Porträts. Denn egal, wie lange man hinsieht, Betty wird sich nicht umdrehen. Die Antwort auf die Frage nach Babettes, Betty genannt, Aussehen verweigert der Vater Richter dem Betrachter.