Rüstungsproduktion boomt in den USA
10. Dezember 2018Um insgesamt 2,5 Prozent auf 398,2 Milliarden Dollar sind die Waffenverkäufe der 100 größten Rüstungsfirmen der Welt im Jahr 2017 gestiegen. Dabei teilen US-Firmen mehr als die Hälfte des Weltmarktes für Rüstungsgüter unter sich auf - so das Ergebnis einer aktuellen Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI. Auf dem Spitzenplatz der 100 größten Rüstungsfirmen der Welt steht weiterhin unangefochten der US-Konzern Lockheed Martin. Kein anderes Unternehmen aus der Branche hat 2017 einen größeren Gewinn erwirtschaftet: Mit Verkäufen in Höhe von 44 Milliarden US-Dollar führt Lockheed Martin mit weitem Abstand das SIPRI-Ranking an. Auf nicht einmal ein Zehntel dieser Summe kommt der größte deutsche Rüstungskonzern, die Rheinmetall AG mit Sitz in Düsseldorf. Rheinmetall rangiert mit Verkäufen von 3,4 Milliarden Dollar auf Platz 25.
Boeing auf Platz 2
Der Erfolg des Spitzenreiters Lockheed Martin fußt in erster Linie auf dem großen Ausrüstungsbedarf der US-Streitkräfte, für die der Konzern diverse Waffensysteme herstellt. Darunter sind das Kampfflugzeug "F-35 Lightning" und das Transportflugzeug "C-130 Hercules". Zweitgrößter Rüstungskonzern der Welt ist der Flugzeughersteller Boeing. Im Juli bekam Boeing von Donald Trump den Auftrag, zwei neue "Air Force One"-Maschinen für die Reisen des US-Präsidenten zu bauen. Den Preis handelte Trump auf 3,9 Milliarden Dollar herunter und strich das bisherige hellblau-weiße Design.
Wettlauf um die besten Waffen
Verlässlichster Auftraggeber für die amerikanische Rüstungsindustrie ist die US-Armee, die ständig neue Waffen benötigt und sich extrem teure Systeme wie Flugzeugträger leistet. Auch der Rüstungswettlauf mit Ländern wie Russland und China befeuert das Geschäft: So entwickelt Lockheed Martin derzeit eine teure "Hyperschall-Rakete", die die gängigen Radarsysteme umgehen kann. Russland und China verfügen bereits über derartige Langstrecken-Raketen, die mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit fliegen. Das Wettrüsten umfasst inzwischen auch den Weltraum, den Donald Trump mit einer künftigen "Space Force" dominieren will. Im kommenden Jahr wollen die USA die Rekordsumme von 716 Milliarden Dollar in die Rüstung stecken.
Neben den USA können auf den Spitzenplätzen nur wenige europäische Firmen mithalten, darunter der Airbus-Konzern, an dem auch Deutschland beteiligt ist. Airbus produziert für mehrere europäische Armeen das pannenanfällige Transportflugzeug "A400 M". Größter Waffenhersteller in Westeuropa bleibt Großbritannien gefolgt von Frankreich. Der britische Mega-Konzern "BAE Systems", der mehr als 83.000 Mitarbeiter hat, schafft es als einziger europäischer Produzent unter die Top 5 der Welt. BAE Systems ist am Bau des europäischen Kampfflugzeugs "Eurofighter Typhoon" beteiligt, das auch in Länder wie Saudi-Arabien verkauft wird.
Russische und türkische Firmen im Aufwind
Stark zugelegt haben 2017 russische Rüstungsfirmen, die von Putins Modernisierungsprogramm für die Armee profitieren. So schafft der größte russische Rüstungskonzern Almaz-Antey erstmals den Sprung in die Top 10 der SIPRI-Liste. Auch die Türkei rüstet auf: Die Strategie von Präsident Recep Tayyip Erdogan, unabhängiger von Rüstungsimporten zu werden, ließ den Gewinn türkischer Waffenschmieden um 24 Prozent in die Höhe schnellen.
Auf den vorderen Tabellenplätzen müssten sich nach der Einschätzung der Stockholmer Forscher eigentlich auch drei chinesische Firmen finden. Da diese aber nur wenige verlässliche Daten über ihre Rüstungsverkäufe veröffentlichen, werden sie in der Liste nicht aufgeführt.
Vier deutsche Unternehmen
Unter den 100 größten Waffenschmieden der Welt sind vier deutsche: Neben Rheinmetall sind das die Firmen Thyssenkrupp und Krauss-Maffei Wegmann, die U-Boote, Schiffe, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge für die Bundeswehr herstellen, aber auch ins Ausland verkaufen. Alle drei Firmen konnten ihre Gewinne im Jahr 2017 steigern. Neu auf der Liste ist die Firma Hensoldt, die in der Nähe von München Radare und Sensoren für die elektronische Kampfführung herstellt. In der Summe haben Rüstungsverkäufe eine geringe Bedeutung für den deutschen Außenhandel: Sie machen weniger als ein Prozent der gesamten deutschen Exporte aus.