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Südafrika als Brückenbauer fürs Klima

5. Dezember 2011

Die Erwartungen an die Klimakonferenz in Durban sind bescheiden, doch Gastgeber Südafrika steht unter Druck konkrete Ergebnisse zu bringen - nicht zuletzt wegen der eigenen Klimabilanz.

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Förderschacht in einem Kohlebergwerk in Südafrika (Foto: Leonie March)
Südafrikas Energieerzeugung beruht auf Kohle: Zululand SteinkohlemineBild: Leonie March

Offizielles Ziel der Konferenz vom 28.11. bis 9.12. 2011 ist eine Einigung auf ein verbindliches, internationales Klimaschutz-Abkommen: Entweder einigt sich die internationale Gemeinschaft auf eine Verlängerung der Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls über 2012 hinaus oder man einigt sich auf ein neues Abkommen. Doch einen derartigen Durchbruch der seit Jahren stockenden Verhandlungen erwartet kaum jemand mehr. Gastgeberland Südafrika will dennoch versuchen, so viele konkrete Ergebnisse wie möglich zu Papier zu bringen – durch Diplomatie, Verhandlungsgeschick und eine gute Atmosphäre.

Das Zentrum von außen(FOTO: Pressefoto ULMER)
International Convention Center Durban: Hier wird verhandeltBild: picture alliance/Pressefoto Ulmer

Südafrika sieht sich als Brückenbauer: Als Vermittler zwischen den Industriestaaten und den Schwellenländern, als Vertreter Afrikas, dem Kontinent, der bereits heute unter den Folgen des Klimawandels leidet. Eine Rolle, der Südafrika als Gastgeber der Weltklimakonferenz in Durban durchaus gerecht werden kann, meint Lance Greyling, Fraktionsführer der südafrikanischen Oppositionspartei "Independent Democrats" und Mitglied in den Parlamentsausschüssen Energie und Umwelt. Südafrika habe schon immer eine interessante Rolle gespielt: Einerseits extrem durch den Klimawandel bedroht, zählt Südafrika auf der anderen Seite zu den größten Klimasündern der Welt. Es gehört ebenso zu den Entwicklungsländern wie zu den großen Schwellenländern. Nicht zuletzt vertrete es die afrikanische Position und damit den Wunsch nach einem verbindlichen Abkommen. "Ich hoffe, dass es uns bei den Verhandlungen gelingen wird, Verständnis für die verschiedenen Perspektiven zu wecken. Dabei könnte es von Vorteil sein, dass wir all diese unterschiedlichen Rollen spielen", sagt Greyling.

Klimasünder Südafrika

Eine Hürde stellt dabei Südafrikas eigene Klimabilanz dar: Laut der UN-Statistik lagen die pro Kopf Kohlendioxid-Emissionen 2008 bei knapp 8,8 Tonnen. Es ist der mit Abstand höchste Wert in Afrika: Er liegt rund 14 Mal höher als in Nigeria und 29 Mal höher als in Kenia. Im Vergleich zur Europa liegt der CO2-Ausstoß noch über den Pro-Kopf-Emissionen Frankreichs, Italiens oder Spaniens. Grund dafür ist die Energieerzeugung in Südafrika: Etwa 95 Prozent des Stroms in Südafrika werden in Kohlekraftwerken produziert. Sie sind für den Löwenanteil der Emissionen verantwortlich.

Township KwaMashu bei Durban in Südafrika (Foto: Leonie March)
Die Armenviertel brauchen preiswerte StromversorgungBild: Leonie March

Trotzdem baut der staatliche Energieversorger "Eskom" momentan, auch dank eines Weltbank-Kredits, zwei der größten Kohlekraftwerke der Welt. Die Regierung habe die enorme Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erst relativ spät als Problem erkannt, räumt Lance Greyling ein. "Vor 2005 stand das Thema Klimawandel für Südafrika nicht auf der Tagesordnung. Doch seitdem hat sich viel getan. Inzwischen sind wir in der Klimapolitik recht weit gekommen."

Als eines der ersten Schwellenländer hatte sich Südafrika bei der Klimakonferenz in Kopenhagen zu einer drastischen Reduzierung seiner Emissionen verpflichtet. Bis 2020 sollen die CO2-Emissionen um 34 Prozent unter das erwartete Niveau gesenkt werden. Mit Blick auf die extrem energieintensive Industrie seines Landes sei das ein ehrgeiziges Ziel, betont Greyling. "Wir haben uns lange auf Kohle als billige Energiequelle verlassen. Unsere Industrie, der Bergbau, die gesamte Wirtschaft sind davon abhängig. Insofern symbolisieren unsere Klimaschutzziele einen Bruch mit der Vergangenheit."

Neue Atomkraftwerke geplant

Um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen und den weiter wachsenden Energiehunger zu stillen, setzt Südafrika neben erneuerbaren Energien auch massiv auf Atomkraft. Auf der politischen Agenda konkurriert der Klimaschutz mit Maßnahmen zur Armutsbekämpfung mit dem dringend notwendigen Ausbau im Bildungs- und Gesundheitssektor und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Die künftigen Strompreise und die Finanzierung der Energiewende stellen vor diesem Hintergrund die größten Herausforderungen dar, betont Antonie Nord, Direktorin der Heinrich-Böll-Stiftung in Kapstadt.

"Wenn Südafrika wirklich ernst macht und sechs neue Atomreaktoren baut, dann weiß ich nicht, wie es kostenmäßig möglich sein soll auch noch im Bereich Erneuerbare zu investieren", sagt sie. Denn erneuerbare Energien seien zwar langfristig günstig, zunächst aber müsse investiert werden. "Bei der Finanzierung der Investitionen sind die Industrieländer in der Pflicht Südafrika durch Technologie- und Finanztransfers zu helfen", fordert Antonie Nord. Auf dieser Idee beruhe auch der Green Climate Fund. Es sei notwendig, Länder wie Südafrika bei der schwierigen Aufgabe der Energiewende zu unterstützen.

Südafrika setzt auf einen Erfolg des "grünen Klimafonds"

Das Konferenzzentrum in Durban (Foto: picturealliance)
Südafrika will einen ErfolgBild: picture alliance/ZUMA Press

Über den "Grünen Klimafonds" soll bei der UN-Klimakonferenz in Durban weiter verhandelt werden. Zwar haben die Industrieländer bereits über 100 Milliarden US-Dollar zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen zugesagt, unklar ist jedoch weiterhin wie und wer es verwalten und woher das Geld kommen soll. Staatshaushalte werden die Kosten angesichts der globalen Wirtschaftslage wohl nicht allein stemmen können. Trotzdem ist Südafrika zuversichtlich, dass es in dieser Frage eine Einigung herbeiführen kann. Angesichts der schwindenden Hoffnung auf ein verbindliches, internationales Klimaschutzabkommen wäre ein solcher Erfolg für den Gastgeber des Gipfels besonders wichtig.

Autorin: Leonie March

Redaktion: Helle Jeppesen