Sambias Opposition sieht Wahlbetrug
14. August 2016Nach Auszählung von 69 der 156 Wahlkreise führte der amtierende Präsident Edgar Lungu (Artikelbild) mit knapp 700.000 Stimmen vor dem Kandidaten der Opposition, Hakainde Hichilema, der 645.000 Stimmen auf sich vereinigen konnte. Der Wahlsieger muss mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten. Sonst kommt es zu einer zweiten Runde.
Ursprünglich sollten alle Ergebnisse der Abstimmung vom Donnerstag bereits am Samstag vorliegen. Wegen der Verzögerung der Bekanntgabe und des Ausschlusses einiger Wahlbeobachter von dem Ort, an dem die Ergebnisse aus dem ganzen Land gesammelt werden, befürchtet Hichilemas Partei Wahlbetrug. Die Wahlkommission helfe der Regierung, "Stimmen zu stehlen", hieß es.
120 EU-Wahlbeobachter
Die Wahlbeobachter der Europäischen Union erklärten, sie hätten trotz mehrerer Anfragen keinen Zugang zu dem Ort in der Hauptstadt Lusaka bekommen, an dem die Ergebnisse zusammengestellt werden. Die EU-Beobachter sprachen jedoch insgesamt von einem ordentlichen Ablauf der Wahl. Sie kritisierten allerdings, dass eine Einschränkung des Wahlkampfs und die einseitige Berichterstattung der staatlichen Medien der Regierungspartei geholfen habe. Die Europäische Union hatte rund 120 Beobachter aus allen 28 EU-Staaten zur Wahl entsandt.
Politische Spannungen vor der Wahl
Sambia galt seit der Einführung eines Mehrparteien-Systems 1990 als eine der stabilsten Demokratien auf dem Kontinent. Ankündigungen der Regierung, eine Wahlniederlage nicht zu akzeptieren, hatten jedoch bereits im Vorfeld der Abstimmung zu starken politischen Spannungen geführt.
Bei gewalttätigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Anhängern der Opposition waren zwei Mitglieder der "Vereinigten Partei für Nationale Entwicklung" erschossen worden.
Der 59-jährige Lungu war Anfang 2015 nach dem Tod seines Vorgängers Michael Sata zum Präsidenten gewählt worden. Sambia zählt zu den größten Kupferproduzenten der Welt. Trotz vergleichsweise hoher wirtschaftlicher Wachstumsraten lebt die Mehrheit der rund 16 Millionen Einwohner in bitterer Armut.
wl/jj (dpa, afp)