Sarah Willis beim ESC
22. Mai 2015"Die hätten mich ruhig einmal warnen können!" Lachend steigt Sarah Willis nach der ersten gemeinsamen Probe von der Bühne. Dass es laut werden würde, das war ihr schon klar. Als Teil von Martin Grubingers Ensemble "Percussive Planet" bestreitet sie beim diesjährigen Eurovision Song Contest in Wien die Zwischenakt-Musik mit: Wenn alle Teilnehmer aus 27 Ländern ihren Song vorgetragen haben und die Jurys in allen Teilnehmerländern ihre Favoriten bestimmen, kommt für "Percussive Planet" der große Moment. Und der wird wild: Der österreichische Multi-Perkussionist Martin Grubinger hat zwei Laster voll mit Schlaginstrumenten aus aller Welt wie Marimbaphon, Xylophon, Glockenspiel, Bongos, Kongas und Bassdrums heran gekarrt. Und einen riesigen Holzhammer, mit dem ein Schlagzeuger direkt hinter Sarah Willis mehrmals mit voller Wucht auf einer Pauke Akzente setzt. "Wenn man es weiß, ist es ja ok", meint sie und grinst.
Alles fing ganz harmlos an
Eigentlich wollte Sarah Willis Martin Grubinger nur für eine Folge ihres DW-Klassikmagazins "Sarah's Music" anfragen. Martin Grubinger gehört zu den weltbesten Schlagzeugern und war schon lange ein Wunschkandidat. Und Grubinger antwortete ihr prompt: Kein Problem, aber nur wenn Du beim Eurovision Song Contest in meiner Band mitspielst. Sein Vater hat dafür ein rasantes Potpourri aus Kompositionen großer österreichischer Komponisten zusammengestellt - ein musikalisches Porträt des Gastgeberlandes Österreich. So hat man Gustav Mahler und Anton Bruckner noch nie gehört. Die Band zaubert einen exotischen Rhythmusteppich, über den Grubinger wie entfesselt hinwegfegt. Schweißgebadet steigt auch er von der Bühne. "Ist es ok, wenn ich vor dem Interview noch einmal dusche?" Klar, kein Problem, denn für Sarah Willis gibt es noch eine zweite Herausforderung.
Es kommt noch schlimmer
In der riesigen Wiener Stadthalle wurde schon seit Wochen geprobt. Von der Lichtshow bis zur Dramaturgie ist alles minutiös festgelegt. Und auch Sarah Willis wurde verplant. Zusammen mit dem zweiten Hornisten in der Band - dem Wiener Philharmoniker Josef Reif - beginnt ihr Auftritt nicht auf der Bühne, sondern auf der Showtreppe, wo beide eine kurze Fanfare spielen, bevor sie dann quer durch den Saal zurück zur Band eilen müssen. Und so stehen die beiden klassischen Musiker nun geduldig auf der Treppe im heißen Scheinwerferlicht und lauschen den Anweisungen aus der Regie. "Weiter links bitte." "Nicht zappeln!" "Die Kamera vier ist viel zu nah." Nach einer halben Stunde steht die Choreografie, die am Samstag dann 10.000 Zuschauer im Saal und geschätzte 200 Millionen Zuschauer in aller Welt vor den Bildschirmen verfolgen werden.
Die Folge von "Sarah’s Music" zum ESC und Martin Grubinger läuft am 30. Mai im Fernsehen der Deutschen Welle. Außerdem berichtet Euromaxx, das tägliche Kulturmagazin der DW, am kommenden Montag über den Eurovision Song Contest. Darin geht es natürlich auch um die DW-Klassik-Expertin auf der Bühne eines der größten TV-Unterhaltungsevents der Welt.