Kinderhandel in Frankreich?
29. Oktober 2007Der Versuch der französischen Hilfsorganisation Arche de Zoé, 103 Kinder über den Tschad nach Frankreich zu bringen, sei illegal und inakzeptabel, erklärte Sarkozy nach einem Gespräch mit dem tschadischen Präsidenten Idriss Deby.
Die französische Hilfsorganisation Arche de Zoé wollte die angeblich aus der sudanesischen Krisenregion Darfur stammenden Kinder im Alter von einem bis neun Jahren über das Nachbarland Tschad ausfliegen. Sie sollten in belgischen und französischen Gastfamilien untergebracht werden. Die französische Sektion des Weltkinderhilfswerks (UNICEF) stellte diese Aussage in Frage. Man habe die Kinder in Abeche im Osten des Tschads aufgesucht und festgestellt, dass mindestens 48 von ihnen höchstwahrscheinlich aus dem Tschad stammten, hieß es von UNICEF.
Keine politischen Folgen
Die anstehende Militärmission der Europäischen Union im Tschad gerät durch diesen Vorfall jedoch nicht in Gefahr: Der tschadische Staatschef Idriss Deby Itno habe seinem französischem Kollegen Nicolas Sarkozy am Telefon versichert, dass die Vorwürfe gegen die Organisation keinen Einfluss auf den geplanten Militäreinsätz hätten, sagte die französische Staatssekretärin im Außenamt, Rama Yade, am Montag (29.10.) im Radiosender Europe 1.
Die Organisation Arche Zoé sei "eine Horde wirklichkeitsfremder Schwärmer", die wohl aus gutem Glauben gehandelt hätten, sagte Yade, die nach den Vorwürfen gegen die Gruppe einen Krisenstab im Außenamt leitete. Die EU will im November erste Soldaten in das Grenzgebiet zum Sudan verlegen, in dem hunderttausende Flüchtlinge untergebracht sind.
Verbindungen zur Regierung?
In Frankreich kursierten auch Gerüchte, die Aktion der Arche de Zoé sei von der Pariser Regierung gebilligt worden und werde von der früheren Präsidentengattin Cécilia Sarkozy unterstützt. Das wurde vom Élyséepalast jedoch "förmlich dementiert". Staatssekretärin Yade, sei vor drei Monaten von Arche de Zoé kontaktiert worden und habe "jede Initiative von ihrer Seite blockiert", sagte Präsidentensprecher David Martinon.
Im Zusammenhang mit der Aktion der Hilfsorganisation waren am vergangenen Donnerstag im Tschad 17 Menschen festgenommen worden. Darunter sind neben Mitarbeitern von "Arche de Zoé" sowie mehreren Journalisten sieben Mitarbeiter der spanischen Fluggesellschaft Girjet, die die Kinder ausfliegen wollte. Ihnen droht nun ein Verfahren wegen Entführung und Kinderhandel. Die französische Hilfsorganisation war nach der Tsunami-Katastrophe in Asien 2004 gegründet worden. (ina)