Sauerland-Zelle bricht ihr Schweigen
10. August 2009Nach der Fortsetzung des Prozesses vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht am Montag (10.08.2009) legte als erster der mutmaßliche Rädelsführer Fritz G. ein Geständnis ab. In den vergangenen Wochen hatten der deutsche Konvertit und drei inhaftierte Mitangeklagte im Beisein von Beamten des Bundeskriminalamts bereits mehr als 1000 Seiten zu Protokoll gegeben. Das Gericht muss nun ihre Aussagen in den kommenden Wochen in den Prozess einführen.
"Ungezinkte Karten"
Der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling zeigte sich beeindruckt vom Umfang und von der Offenheit der Aussagen. "Wir werden das Verfahren schneller abschließen können", kündigte Breidling an. "Wir haben den Eindruck, die Karten wurden ungezinkt auf den Tisch gelegt."
Nach Angaben von Bundesanwalt Volker Brinkmann gaben die Angeklagten zu, sie hätten bei mindestens drei Bombenanschlägen in Deutschland möglichst viele US-Amerikaner töten wollen. Damit wollten die Angeklagten offenbar eine Entscheidung des Deutschen Bundestages über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr beeinflussen. Laut Anklage hatten die Männer als Mitglieder der Terrorgruppe "Islamische Dschihad-Union" (IJU) ausreichend Chemikalien gehortet, um 550 Kilogramm Sprengstoff herzustellen. Nach monatelanger Überwachung waren sie schließlich im Herbst 2007 in einem Ferienhaus im Sauerland festgenommen worden.
Verbindungen zu El Kaida
Die ursprünglich aus Usbekistan stammende "Islamische Dschihad-Union" kooperiert mit dem Terrornetz El Kaida. Auch hat sie enge Kontakte zu den radikal-islamischen Taliban. Der 2002 gegründeten IJU sollen bis zu 200 Kämpfer angehören. Nach anfänglichen Angriffen auf nationale Ziele in Usbekistan richteten sich die Anschläge der sunnitischen Gruppierung von 2004 an gegen westliche Einrichtungen wie die israelische und die US-Botschaft in dem mittelasiatischen Land. In den vergangenen Jahren nahm die vom pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet aus operierende Dschihad-Union auch Europa ins Visier. (wa/mm/dpa/ap/afp/rtr)