SC Freiburg verspielt die Champions League
8. Mai 2022"Wir haben schlecht verteidigt. Wie du die Tore kriegst, die Flanken zulässt - das geht nicht auf dem Niveau, das ist inakzeptabel." Freiburgs Trainer Christian Streich war wütend nach der herben 1:4-Heimniederlage seines Sportclubs gegen den 1. FC Union Berlin - wegen der schwachen Defensivleistung seiner Mannschaft, aber auch weil der Schiedsrichter das vermeintliche 1:1 der Freiburger wegen eines Handspiels nicht anerkannte. "Ich verstehe es nicht", klagte Streich. Nun fehlen den Freiburgern wichtige Punkte, die man gebraucht hätte, um sich den Traum von der Champions-League-Teilnahme zu erfüllen. Punkte, mit denen man Verfolger RB Leipzig weiter hätte in Schach halten können. Stattdessen rutschte man von Rang vier runter auf Platz fünf der Tabelle, weil Leipzig sich gegen den FC Augsburg keine Blöße gab und mit 4:0 gewann.
Der Sportclub (55 Punkte) tritt am letzten Spieltag in Leverkusen an und braucht einen Sieg, um Leipzig (57) noch abzufangen. Allerdings würde RB wegen des viel besseren Torverhältnisses im Vergleich zu Freiburg bei Arminia Bielefeld bereits ein Unentschieden reichen würde, um die Königsklasse zu erreichen.
Bayer Leverkusen in der Champions League
Freude gab es bei Bayer 04 Leverkusen, die von der Niederlage der Freiburger profitierten. Die Werkself hatte beim Auswärtsspiel in Hoffenheim zwar einige Mühe, setzte sich letztlich aber mit 4:2 gegen die TSG durch. Damit kann Bayer für die Champions League planen. Vor dem direkten Duell mit Freiburg am nächsten Samstag hat Bayer sechs Punkte Vorsprung und wird die Saison als Dritter beenden.
Torjäger Patrik Schick steuerte neben einer Vorlage seine Saisontreffer 23 und 24 zum Erfolg bei und bat für den wackeligen Beginn des Spiels fast schon um Entschuldigung: "Wir sind am Ende einer Saison, hatten nicht mehr soviel Kraft", sagte der Tscheche. "Es gibt keinen Grund, sich zu beschweren."
Bayern hat die Schale
Am Ende einer sportlich durchwachsenen Woche durfte der FC Bayern zum zehnten Mal in Folge die Meisterschale entgegennehmen, diesmal allerdings zum ersten Mal aus den Händen der neuen DFL-Chefin Donata Hopfen. Zuvor hatten die Münchener, die sich nach der 1:3-Niederlage in Mainz am vergangenen Wochenende viel Kritik hatten anhören müssen - auch weil sie mitten in der noch laufenden Saison zu einem Kurztrip nach Ibiza aufbrachen, gegen den VfB Stuttgart 2:2 gespielt. Ein insgesamt unbefriedigendes Ergebnis für die Bayern, die dennoch von 75.000 Fans gefeiert wurden. "Auch wenn viele dabei sind, die die Zeremonie kennen, ist es einfach immer wieder schön", sagte Nationalspieler Thomas Müller bei DAZN und gab zu: "Wir wollten gewinnen, hatten Bock, aber wir haben auch Fehler gemacht."
Nicht mehr von Platz zwei zu verdrängen ist Borussia Dortmund. Der BVB gewann bei Absteiger Greuther Fürth mit 3:1 und wird damit am Ende der Saison zum sechsten Mal in den vergangenen zehn Jahren Zweiter hinter Serienmeister FC Bayern.
In einem Mittelfeld-Duell trennten sich Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach 1:1. Die Eintracht geriet drei Tage nach ihrem umjubelten Einzug ins Finale der Europa League früh in Rückstand, kämpfte sich aber zurück ins Spiel und belohnte sich mit einem Punkt.
Gemischte Gefühle in Köln
Kuriose Szenen gab es nach dem Abpfiff in Köln: Während die Kölner Spieler nach der 0:1-Pleite gegen den VfL Wolfsburg enttäuscht auf den Rasen sanken, stürmten die FC-Fans euphorisch den Platz und feierten die Qualifikation für den Europapokal - es muss sich nur noch klären, ob es die Europa League oder die UEFA Conference League wird. Vor dem Spiel hatte es auf Kölner Seite sogar noch die Hoffnung gegeben, mit einem Sieg gegen die "Wölfe" vielleicht doch noch bis zum Schluss um einen Startplatz in der Champions League mitspielen zu können.
Doch obwohl die Kölner von Anfang überlegen waren, gewannen am Ende die Wolfsburger. Torschütze für Wolfsburg war mit Yannick Gerhardt ausgerechnet ein Spieler, der aus der FC-Jugend kommt und dort auch zum Profi wurde. Den Fans war es egal, aber Trainer Steffen Baumgart bremste: "Die Saison ist noch nicht vorbei", sagte er: "Wir können eine Polonaise durch die Stadt machen. Aber wir können nächste Woche auch noch Platz sechs kriegen. Dass die Leute feiern, ist komplett in Ordnung. Auch, dass sie auf dem Rasen sind. Dass wir, wenn wir 1:0 verlieren, nicht in Euphorie rausgehen, sollte aber auch jeder verstehen."
Bielefeld vor Abstieg, Hertha muss zittern
Durch ein unglückliches, spätes Eigentor hat Arminia Bielefeld mit 1:2 beim VfL Bochum verloren. Die Arminen haben als 17. weiterhin 27 Punkte und damit drei Zähler Rückstand auf den VfB Stuttgart, der mit einer mutigen Leistung ein Unentschieden beim FC Bayern holte. Da das Torverhältnis der Bielefelder um sieben Treffer schlechter ist als das des VfB, droht die Arminia zum achten Mal in ihrer Vereinshistorie aus der Bundesliga abzusteigen. Eine Rettung ist nach der Niederlage in Bochum ohnehin nur noch über die Relegation möglich. "Die Bundesligatabelle lügt nicht so kurz vor Saisonende", sagte Bielefelds Trainer Marco Kostmann nach der Partie in Bochum und klang ein wenig hoffnungslos. "So war heute auch das Spiel: Keine Durchschlagskraft nach vorne."
Ebenfalls auf der Stelle tritt Hertha BSC im Abstiegskampf. Die Berliner verpassten es erneut, mit einem Sieg alles klar zu machen und den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen. Nach der 1:2-Niederlage gegen den FSV Mainz 05 haben sie nur noch drei Punkte Vorsprung auf den VfB Stuttgart, aber das deutlich schlechtere Torverhältnis. Gewinnt der VfB sein letztes Spiel am nächsten Wochenende gegen den 1. FC Köln und verliert Hertha gleichzeitig in Dortmund, dann müssen die Berliner in die Relegation.
Trotz der weiterhin bedrohlichen Tabellensituation schafften es die Hertha-Spieler vor dem Spiel gegen Mainz allerdings, sich wieder mit ihren Fans zu versöhnen. Nach der Derby-Niederlage gegen Union vor einigen Woche hatte es harsche Kritik der Anhänger gegeben und sogar die Forderung an die Hertha-Profis, die Trikots auszuziehen, weil sie nicht würdig seien, sie zu tragen. Zuletzt verweigerten die Spieler nach den Spielen den Gang zu den Fans. Jetzt stellten sie sich vor dem Anpfiff geschlossen vor die Kurve und hakten sich unter lautem Jubel ihrer Anhänger unter. "Wir haben ein Zeichen geschickt, dass es nur zusammengeht. Es war ein toller Support, damit können wir das Thema abschließen", sagte Stürmer Davie Selke.
Der 33. Bundesliga-Spieltag im Überblick:
FC Bayern München - VfB Stuttgart 2:2 (1:1)
Tore: 0:1 Tiago Tomas (8.), 1:1 Mavropanos (35.), 2:1 Müller (44.), 2:2 Kalajdzic (52.)
Rote Karte: Coman (Bayern, 85./Tätlichkeit)
SpVgg Greuther Fürth - Borussia Dortmund 1:3 (0:1)
Tore: 0:1 Brandt (26.), 1:1 Ngankam (70.), 1:2 Brandt (72.), 1:3 Passlack (77.)
TSG 1899 Hoffenheim - Bayer 04 Leverkusen 2:4 (2:1)
Tore: 1:0 Rutter (22.), 1:1 Schick (34.), 2:1 Baumgartner (36.), 2:2 Diaby (73.), 2:3 Schick (76.), 2:4 Alario (90.+1)
RB Leipzig - FC Augsburg 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 Silva (40.), 1:1 Nkunku (48.), 3:0 Nkunku (57.), 4:0 Forsberg (65./Foulelfmeter)
SC Freiburg - 1. FC Union Berlin 1:4 (0:3)
Tore: 0:1 Prömel (11.), 0:2 Trimmel (30.), 0:3 Becker (41.), 1:3 Höler (59.), 1:4 Schäfer (90.)
1. FC Köln - VfL Wolfsburg 0:1 (0:1)
Tore: 0:1 Gerhardt (43.)
Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:1)
Tore: 0:1 Plea (4.), 1:1 Paciencia (66.)
Hertha BSC - FSV Mainz 05 1:2 (1:1)
Tore: 0:1 Widmer (25.), 1:1 Selke (45.+5/Foulelfmeter), 1:2 Bell (81.)
VfL Bochum - Arminia Bielefeld 2:1 (1:1)
Tore: 1:0 Polter (22.), 1:1 Nilsson (35.), 2:1 Bello (89./Eigentor)