Schalke vor einem Neuanfang
25. Mai 2015Stolz waren die Verantwortlichen auf Schalke im vergangenen Oktober. Die Präsentation von Roberto Di Matteo vor sieben Monaten mutete wie der langersehnte Neuanfang an. Endlich ein großer Name, ein Champions-League-Sieger, ein Gentleman an der Seitenlinie - er sollte Schalke eine neue Identität einimpfen. Die Hoffnungen waren groß, doch Di Matteo enttäuschte auf ganzer Linie. Besonders seine Emotionslosigkeit kam beim Schalker Umfeld nicht gut an. Die auf Schalke so wichtige Identifizierung mit dem Verein war bei Di Matteo im Grunde nie zu erkennen. Dennoch verbuchte er zumindest auf sportlicher Ebene zunächst kleine Erfolge.
Nur ein Lichtblick
Er schaffte es in den ersten Monaten seiner Amtszeit, die wackelige Schalker Defensive zu stabilisieren, doch dieser "Aufschwung" endete abrupt mit der 0:3-Niederlage im Derby gegen Borussia Dortmund. Fortan verschlechterte sich die Leistung der "Königsblauen" mehr oder weniger von Spiel zu Spiel. Lichtblicke, wie die Partie bei Real Madrid, sorgten nur kurz für Erleichterung bei Anhängern und Verantwortlichen.
Den Tiefpunkt erreichte Schalke 04 drei Spieltage vor Schluss bei der peinlichen 0:2-Niederlage in Köln. Bereits in der Halbzeitpause sollen laut Medienberichten Kevin-Prince Boateng und Torhüter Ralf Fährmann aneinandergeraten sein. Di Matteo und Horst Heldt hielten noch nach dem Schlusspfiff in der Gästekabine eine Krisensitzung ab. Die Folge: Boateng und Sidney Sam wurden suspendiert, die Verträge aufgelöst. Die erhoffte Reaktion der Mannschaft blieb dennoch aus.
"Die Liste ist lang"
Auch die folgenden Begegnungen gegen Paderborn und den Hamburger Sportverein offenbarten große Probleme und Diskrepanzen zwischen Trainer und Team. "Die Mannschaft hat nicht verstanden, was ich wollte", sagte Di Matteo nach dem Spiel gegen den SCP. Offensichtliche Kommunikationsprobleme und fehlender Teamgeist brachten die Fans auf die Barrikaden. Sie protestierten vor allem gegen Manager Horst Heldt und die Vereinsführung um den Vorstandsvorsitzenden Clemens Tönnies. Aber auch die eigenen Profis wurden beschimpft, die einmal mehr eine blutleere Vorstellung abgeliefert hatten. Noch vor dem 34. Spieltag kündigte Heldt eine eingehende Analyse der enttäuschenden Schalker Saison an.
"Die Liste der Dinge, die wir verändern müssen, ist lang", sagte der Manager. Am Dienstag folgte dann der Rücktritt Di Matteos. Doch damit dürfte das Schalker Personalkarussell noch nicht zum Stillstand gekommen sein. Heldt, der selbst in der Kritik steht, muss schnell einen neuen Trainer präsentieren. Außerdem braucht Schalke dringend Verstärkungen in nahezu allen Mannschaftsteilen. Die größte Aufgabe dürfte allerdings sein, die Fans wieder hinter sich zu bekommen und ob das mit Horst Heldt und Clemens Tönnies an der Spitze des Vereins gelingen wird, darf bezweifelt werden.