Schalke verliert auch mit Nübel weiter
30. Mai 2020Pfiffe hallten keine durch die Schalker Arena, als Alexander Nübel den Rasen betrat und sich für das wichtige Spiel gegen Werder Bremen warm machte. Der Torwart ist wohl einer der wenigen Bundesligaprofis, der den durch die Corona-Pandemie erzwungenen Geisterspielen etwas Positives abgewinnen kann.
Bei seinem letzten Einsatz Ende Februar, bei der 0:3-Niederlage beim FC Köln, hatten die Fans lautstark seinen Rauswurf gefordert. Und eine Woche davor war der als bestes deutsches Torwarttalent hochgejubelte Nübel von den eigenen Anhängern gnadenlos ausgebuht worden: Zum einen, weil sie ihm den Wechsel zum FC Bayern München im Sommer übel nehmen. Zum anderen, weil ihm zuvor mehrere Patzer unterlaufen waren. Da aber zuletzt auch der andere Schlussmann, Markus Schubert, "der Mannschaft leider nicht helfen konnte", wie es Trainer David Wagner ausdrückte, rückte Nübel am Samstag nach vier Spielen ohne Einsatz von der (Straf-)Bank wieder zurück zwischen die Pfosten.
Sonntagsschuss von Leonardo Bittencourt
Aufgrund der fehlenden Zuschauer in der Arena und der damit verbundenen gespenstischen Stille war in der 32. Minute das Einschlagen des Balles im Winkel des Tornetzes umso lauter zu hören. Bremens Profi Leonardo Bittencourt hatte den Ball aus 20 Metern in den Winkel gezirkelt. Möglicherweise hatte Nübel etwas zu weit vor dem Tor gestanden - gehalten hätten den Ball aber wohl nur sehr wenige Torwarte, vielleicht Nübels zukünftiger Mannschaftskollege Manuel Neuer.
An dem einzigen Tor des Spiels beim 1:0-Erfolg der Gäste aus Bremen war Nübel also nicht schuld. Auszeichnen konnte sich der 23-Jährige jedoch auch nicht. Er klärte einen Kopfball und fing einen abgefälschten Schuss von Davy Klaassen. Mehr gab die spielerisch mäßige Partie nicht her.
Vierter Torwartwechsel
Nübels Einsatz gegen Bremen bedeutete den vierten Torwartwechsel in dieser Saison. Er steht sinnbildlich für die Gelsenkirchener Unbeständigkeit. Kaum ein Profi zeigt konstant gute Leistung, dagegen verliert das Team regelmäßig nach individuellen Aussetzern Punkte - und damit auch an Selbstbewusstsein. 2:20 - so lautet die katastrophale Tordifferenz aus den vergangenen acht Spielen (34:46 in der bisherigen Saison)
"Am Ende steht wieder eine Niederlage", meint Trainer Wagner nach der Partie gegen Bremen frustriert. Ähnlich fühlt sich wohl auch Nübel, wenn er über die bisherige Saison nachdenkt: ob das sein grobes Foul Ende Dezember vergangenen Jahres an Frankfurts Mijat Gacinovic und seine damit verbundene vier-Spiele-Sperre war, die vorzeitige Bekanntgabe seines Wechsels und damit der Bruch mit dem Verein, für den er seit fünf Jahren spielt oder eben seine inzwischen doch zahlreichen Patzer.
Nach vier sieglosen Spielen und gar zehn ohne einen einzigen Sieg kann Schalke als vorläufiger Tabellenzehnter den internationalen Wettbewerb so gut wie abhaken. Das ist angesichts der Schulden in dreistelliger Millionenhöhe nicht nur ein Image-, sondern ein großes finanzielles Problem.
Das Nübel dann nun im Sommer sogar ablösefrei zum FC Bayern München wechselt, schmerzt den Verein angesichts der leeren Kassen umso mehr. Der Trennungsschmerz dagegen wird sich auf beiden Seiten in Grenzen halten.