Schalker Debakel erhöht Druck auf Tedesco
2. März 2019Rund 70 Minuten waren auf Schalke gespielt, Fortuna Düsseldorf führte mit 3:0. Da stimmten auch die Anhänger der Königsblauen hämisch in den Gesang der Gästefans ein: "Oh wie ist das schön." Höchststrafe für die Spieler des FC Schalke 04. Am Ende verlor die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco gegen Düsseldorf gar mit 0:4 (0:1). Viele Schalker Fans hatte da schon die Arena in Gelsenkirchen verlassen. Jene, die geblieben waren, verabschiedeten die eigene Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert. "Die Vorstellung war komplett mutlos. Einfach leer", räumte Tedesco nachher im "Sky"-Interview ein - sichtlich gezeichnet, nachdem er sich in der Fankurve wütenden Beschimpfungen hatte stellen müssen.
Der Absturz des Vizemeisters der vergangenen Saison geht weiter. Nur noch zwei Punkte trennen die Schalker vom Tabellen-15. FC Augsburg. Sollte am Sonntag der VfB Stuttgart gegen Hannover 96 gewinnen, würde der Vorsprung auf den Relegationsplatz auf vier Zähler zusammenschrumpfen. Die Fortuna kann dagegen nach dem ersten Sieg auf Schalke seit zwölf Jahren mit 31 Punkten auf Tabellenrang elf fast schon für die nächste Bundesliga-Saison planen.
Nur eine Torchance in 90 Minuten
Dodi Lukebakio per Handelfmeter nach Videobeweis (35.), Dawid Kownacki per Doppelpack (62./84.) und Benito Raman (68.) trafen für die spielerisch überlegenen Gäste, die auch in dieser Höhe verdient gewannen. Tedesco hatte gegen den Aufsteiger defensiv aufgestellt: eine Fünfer-Abwehrkette, dazu zwei defensive Mittelfeldspieler. Das hatte Folgen: Über 90 Minuten erspielten sich die Königsblauen nur eine einzige gute Torgelegenheit durch Amine Harit, der beim Stand von 0:1 aus spitzem Winkel an Düsseldorfs Torwart Michael Rensing (56.) scheiterte. Die Abwehr geriet mit zunehmender Spieldauer immer mehr zum Torso. Speziell bei den letzten beiden Gegentoren wirkten die Schalker resigniert, fast schon paralysiert.
"Keiner, der sich verpisst"
"Wir waren wie gehemmt", konstatierte ein fassungsloser Trainer Tedesco nach dem Abpfiff. Es war ein sportlicher Offenbarungseid der Mannschaft. Ob er persönliche Konsequenzen daraus ziehe, wurde der 33-Jährige gefragt. "Ich bin keiner, der sich verpisst", antwortete Tedesco. "Wir müssen versuchen, da herauszukommen." Mittelfeldspieler Daniel Caligiuri sprach von einer "Scheißsituation" und stellte sich hinter Tedesco: "Das liegt nicht am Trainer. Wir Spieler sind in der Verpflichtung." Doch sehen die Verantwortlichen des Vereins das genauso? Vereinschef Clemens Tönnies verließ seinen Tribünenplatz mit zorniger Miene. Und auch der neue Sportvorstand Jochen Schneider sah alles andere als glücklich aus.