Schlechte Ernten in Deutschland wegen Frost, Hitze und Regen
Erst zu kalt, dann zu warm, schließlich zu nass: Fast alle Nutzpflanzen litten unter dem wechselhaften Wetter und Landwirte klagen über Ernteausfälle im Sommer 2017.
Mit Feuer dem Frost einheizen
Als der Winter Ende April zurückkehrte waren Obst- und Weinbauern gefordert. Mit Strohballen entfachten sie Frostfeuer, um die Pflanzen vor der Kälte zu schützen.
Totalausfall durch Hagelschlag
Schwere Unwetter in Juni und Juli "verhagelten" Landwirten in Süddeutschland die Ernte. Besonders von Zerstörung betroffen waren Mais, Getreide und Raps. Betriebe, die gegen die Wetter-Risiken mit einer Hagel-Versicherung vorgesorgt hatten, konnten mit Schadenersatz rechnen.
Vom Regen niedergestreckt
Verfault statt goldgelb: Weizen ist das wichtigste Getreide in Deutschland. Doch Dauerregen wie in Mecklenburg-Vorpommern hinterließ nicht nur geknickte Halme. Ganze Weizenfelder wurden umgebrochen. "Die Ausschläge und Extreme nehmen deutlich zu. Dadurch steigen die Risiken für die Landwirte", ließ der Deutsche Bauernverband verlautbaren. Und weiter: "Die Nerven liegen blank."
Teure Früchtchen durch kurze Ernte
Die Deutschen lieben Erdbeeren. Doch viele Blüten erfroren bei Minusgraden im April. Und weniger Bienen tummelten sich auf den Feldern, um die Erdbeeren zu bestäuben. Danach trocknete die Hitze die Plantagen aus: Bei den Frühbeeren beklagten Bauern Ernteausfälle bis zu 80 Prozent. Und auch Konsumenten hatten nichts zu lachen: Die Preise pro Kilo stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent.
Magere Ausbeute
In den Apfelplantagen ist die Ernte in vollem Gange. Doch die Körbe werden nicht voll. Obstbauern erwarten die geringsten Ernteerträge seit 30 Jahren. Rohe Äpfel und Apfelsaft werden wohl teurer. Unverändert könnten die Preise für Kirsch- und Johannisbeersaft bleiben. Das Obst dafür wird überwiegend aus Regionen im Ausland eingekauft, in denen das Wetter weniger Kapriolen schlug.
Mimose am Stiel
Kirschen vertragen keinen Frost. Daher fiel die Ernte der Früchte in einigen Regionen komplett aus. Zwar können Obstbauern Versicherungen für Wetterextreme wie Hagel abschließen, aber nicht gegen Frostschäden. Die Prämien wären zu hoch. Doch nicht nur die Bauern haben Grund zur Klage, auch die Verbraucher: Die wenigen, teuren Kirschen gehörten 2017 zum Luxusgut.
Vielseitige Knolle
Die Kartoffel passt zu Fisch, Fleisch, Quark, Gemüse. Sie wird zu Pommes, Püree, Salat oder Chips verarbeitet. Doch die Frühkartoffelsaison war nicht ertragreich. Ähnliches erwartet die Zunft auch für die Späternte. Der Regen ist schuld: Für das Mengenwachstum der Knollen setzte er zu frühzeitig ein, fiel zu heftig und zu ergiebig. Die warme Witterung im Juni begünstigte zudem Wurzelfäule.
Üppige Ernte für Pilzsammler
Das feuchtwarme Sommerwetter hat die Hutträger in Wald und auf Wiesen sprießen lassen. Doch nur Kenner sollten sich auf die Suche begeben. Der Verzehr einiger Sorten kann zu Vergiftungen, sogar zum Tod führen. Erfahrene Pilzberater erklären die Unterschiede zwischen harmlosen Exemplaren und Giftpilzen. Verwechslungsgefahr besteht etwa beim grünen Knollenblätterpilz und dem Champignon.
Das Bier kann in Strömen fließen
In wenigen Wochen werden wieder Maßkrüge gestemmt. Oktoberfestzeit heißt Hauptsaison für die Bierbrauer. Hopfen ist eine wichtige Zutat für Bier. Er verleiht dem Trank den bitteren Geschmack. Der späte Sommerregen hat Deutschlands Hopfenernte gesichert, wenn auch die Erträge nicht sehr hoch ausfallen. Die Brauereien verfügen über ausreichend Vorräte, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund. Zum Wohl!
Wein, Wandern und Wetter
Deutschlands Weinregionen sind auch beliebte Wandergebiete. Doch in diesem Frühsommer hinterließen die Weinberge einen traurigen Eindruck: Braun und leblos, weil welk, hingen die Weinblätter an den Reben. Spätfröste hatten sie absterben lassen. Die Quantität lässt zu wünschen übrig, sagen Winzer. Für die Lese wünschen sie sich Sonne, damit die 2017er Weine qualitativ ein guter Jahrgang werden.
Der warme Juni weckte Erwartungen an einen durchgehend sonnigen Sommer. Doch ein verregneter August machte Sonnenanbetern einen Strich durch die Rechnung. Und viele Bauern müssen um ihre Erträge bangen.