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Schlechte Zeiten für Steueroasen

Manfred Götzke29. Februar 2008

Was vor zwei Wochen mit einer Razzia in der Nobelvilla von Postchef Zumwinkel begann, hat internationale Ausmaße angenommen: die Steueraffäre. Bangen müssen neben Steuerbetrügern nun auch die Steueroasen in Europa.

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Schild mit der Aufschrift Vaduz, der Hauptstadt Liechtensteins (Archiv, Quelle: DPA)
Der internationale Druck auf die Steueroasen Liechtenstein und Co. wächstBild: AP

Klaus Zumwinkel steht im Verdacht, Steuern in Millionenhöhe am Fiskus vorbei ins kleine Alpenländle Liechtenstein geschleust zu haben. Bewiesen ist der Betrug zwar noch nicht, doch seinen Job an der Spitze des Weltkonzerns Post ist Zumwinkel schon los. Dabei ist Zumwinkel wohl nur der prominenteste Steuersünder, dessen Daten ein Ex-Mitarbeiter einer Liechtensteiner Bank deutschen Ermittlern verkauft hat. Informationen von etwa 1400 mutmaßlichen Steuersündern liegen den Behörden vor - nicht nur von Deutschen. Mittlerweile ermitteln auch die USA, Frankreich und andere EU-Staaten.

Schweiz in der Kritik

Ein Desaster für die Steuersparer, aber auch für die Steueroasen, die jetzt trocken gelegt werden sollen: Neben Liechtenstein stehen auch Finanzparadiese wie Luxemburg, Österreich und vor allem die Schweiz in der Kritik. Denn auch in der Alpenrepublik herrscht in Finanz- und Bankfragen höchste Diskretion, was bei den europäischen Nachbarn jetzt mehr und mehr für Unmut sorgt. Bisher allerdings ohne Konsequenzen: Die bürgerlichen Parteien halten weiterhin schützend die Hand über das Bankgeheimnis – nur die linke Schweizer Sozialdemokratie will den Steuerflüchtlingen ans Leder oder besser ans Konto. Pascal Lechler berichtet.

Der ehemahlige Bundesfinanzminister Hans Eichel (Archiv, Quelle: AP)
Die Schweiz muss kooperieren, meint Ex-Finanzminister EichelBild: AP

Einer, der in den letzten Tagen für die Schweiz wenig versöhnliche Töne übrig hatte, ist der ehemalige deutsche Finanzminister Hans Eichel. Er hat der Schweiz diese Woche knallhart vorgeworfen, deutsche Steuerbetrüger zu schützen. Im DW-Interview fordert er das Land zur Zusammenarbeit mit deutschen Steuerfahndern auf.

Die reichen Auswanderer Frankreichs

Steueroasen sind nicht nur bei den Deutschen beliebt - auch Großverdiener aus Frankreich versuchen mit unterschiedlichsten Tricks den hohen französischen Spitzensteuersätzen zu entgehen. Und müssen jetzt bangen: denn auch einige Franzosen sind von den aktuellen Ermittlungen betroffen, weil sie Schwarzgeld in Liechtenstein hatten. Andere Steuersparer gehen da etwas konsequenter und legaler vor und verlagern gleich ihren Wohnsitz in ein Niedrigsteuerland wie die Schweiz. Katja Grundmann von Radio France Internationale berichtet über die französischen Aussiedler.

Steuerflucht auf Tschechisch

Superreiche, die ihren Wohnsitz ins Ausland verlegen, hoch geachtete Manager, die ihre Millionenlöhne in solide Alpenstaaten verschieben – Skandale mit solch bürgerlichem Einschlag würden sich die Tschechen manchmal wünschen. Denn dort haben Finanzskandale auch 18 Jahre nach der Wende noch weit verwegenere Ausmaße.Thomas Kirschner berichtet über Steuerflucht auf tschechisch.(Sendung: 1.3.2008)