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Schmerzhafter Abschied!

22. Juli 2015

Tattoos sind gesellschaftsfähig. Allein in Deutschland gibt es schätzungsweise rund zehn Millionen Tätowierte. Doch jeder fünfte möchte es wieder loswerden. Über die Risiken sprachen wir mit Dr. Matthias Bonczkowitz.

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Tattoo Symbolbild
Bild: colourbox/B. Bechard

DW: Gibt es heutzutage mehr Anfragen zur Tattooentfernung?

Dr. Matthias Bonczkowitz: Man kann davon ausgehen, dass mittlerweile in Deutschland 25 bis 35 Prozent aller Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren tätowiert sind. Zehn Prozent der Menschen, die ein Tattoo haben, denken über eine Entfernung nach. Insofern ist die Nachfrage hoch. In unserer Praxis haben wir in den letzten zwei Jahren über 1400 Behandlungen durchgeführt.

Wie behandeln Sie ein Tattoo, das entfernt werden soll?

Zuerst desinfizieren wir das zu behandelnde Gebiet. Danach wird das zu entfernende Tattoo mit dem Laser behandelt und gleichzeitig mit einem Kühlgebläse gekühlt. Anschließend wird die Fläche erneut gekühlt und mit einem Salbenverband versorgt. Durch sehr hohe Energieimpulse im Billionstel-Sekunden-Bereich wird die Farbe bzw. die Tintenpartikel in der Haut zersprengt. Die zersprengten Farbpartikel werden anschließend von der körpereigenen Abwehr über das Lymphsystem abtransportiert.

Welche Risiken, Nebenwirkungen oder Spätfolgen gibt es bei einer Laserentfernung?

Risiken gibt es wie bei jedem kleinen operativen Eingriff. Nach dem Lasern kommt es normalerweise zu Schwellungen und kleinen Einblutungen im behandelten Gebiet. Anschließend kann es zu Krustenbildungen kommen, manchmal entstehen auch Blasen, die in der Regel narbenlos abheilen. Zu den Nebenwirkungen zählen auch Farbumschläge während der Behandlung, das bedeutet Farbveränderung der Haut, die heller oder dunkler wird. Man muss jedoch sagen, dass die Behandlung sehr schmerzhaft ist. Sie tut genauso weh, wie das Stechen eines Tattoos.

Gibt es außer dem Laser noch andere Methoden der Entfernung und gibt es auch welche, von denen Sie abraten?

Die Laserentfernung gilt als der Goldstandard, aber natürlich gibt es noch andere Verfahren. Dazu zählen zum Beispiel das Abschleifen der Haut oder das oberflächliche, chirurgische Abtragen. Diese Behandlungen führen allerdings nicht zu akzeptablen kosmetischen Ergebnissen. Es gibt auch Verfahren, bei denen man die Haut mit Milchsäure behandelt. Davon würde ich allerdings abraten, weil dadurch oft Narben entstehen.

Können Tattoos grundsätzlich restlos entfernt werden?

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab: Von der Farbe, der Menge der Farbe und von der Art des Stechens. Bei Farben wie Gelb oder Orange oder aber bei sehr tief bzw. sehr dicht gestochenen Tattoos mit viel Farbe, ist die Behandlung oft schwieriger. Viele Tätowierungen lassen sich jedoch gut mit der heutigen Lasertechnik wieder vollständig entfernen.

Was machen Sie bei großflächigen Tattoos, die ganze Körperpartien bedecken?

Mit dem Laser können grundsätzlich auch große Körperpartien wie zum Beispiel der Rücken oder ganze Arme behandelt werden. Allerdings hängt dies von der Schmerztoleranz der Patienten ab. Ist das Behandlungsareal zu groß, führen wir auch Teilbehandlungen durch. Hier gehen wir blockweise vor: Ein Arm-Tattoo, bei dem Vorder- und Rückseite tätowiert ist, wird in Areale unterteilt und nacheinander behandelt. Für die Entfernung professionell gestochener Tattoos muss man mit acht bis zehn Sitzungen rechnen.

Erfahren Sie etwas von den „Motiven“, warum ein Tattoo entfernt werden soll?

Es sind ganz unterschiedliche Gründe, warum die Patienten kommen: Der Geschmack des Patienten hat sich geändert, das Tattoo gefällt nicht mehr. Änderungen in der Mode, Änderungen der Lebensumstände (Partnerschaft oder Beruf) spielen oft eine wichtige Rolle. Auch wünschen einige Arbeitgeber kein Tattoo an sichtbaren Körperpartien.

Was raten Sie jemandem, der vorhat, sich ein Tattoo stechen zu lassen?

Gut überlegen!!! Meist hält es ein Leben lang. Und jeder soll sich seinen Tätowierer gut aussuchen.

03.07.2015 Fit und Gesund Dr. Matthias Bonczkowitz Dermatologe
Bild: DW

Dr. med. Matthias Bonczkowitz ist Dermatologe und leitender Arzt der Hautmedizin Kelkheim. Er ist Spezialist für Lasermedizin und die Entfernung von Tattoos.

www.hautmedizin-kelkheim.de

Interview: Marita Brinkmann