Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Mali
25. Juni 2021Der Anschlag des Selbstmordattentäters ereignete sich im Norden Malis, bei der Ortschaft Tarkint, 180 Kilometer nordöstlich von Gao. Der Angreifer zündete eine Autobombe gegen die noch stehenden Fahrzeuge und ihre Besatzungen der Patrouille der UN-Mission MINUSMA, wie Militärs bekannt gaben.
Nach Deutschland ausgeflogen
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer teilte in Bonn mit, zwölf deutsche Soldaten seien verwundet worden, drei von ihnen schwer. Außerdem gebe es einen weiteren verletzten UN-Soldaten. Alle Verwundeten seien mit Hubschraubern aus dem Gefahrengebiet herausgebracht worden.
Kramp-Karrenbauer wies darauf hin, alle deutschen Soldatinnen und Soldaten am Anschlagsort in Mali würden nun nach Gao gebracht. Der Großteil der rund 900 in dem westafrikanischen Land stationierten deutschen Soldaten ist im Camp Castor am Rande von Gao untergebracht.
Zu den Hintergründen des Anschlags und möglichen Konsequenzen für den deutschen Einsatz wollte sich die Verteidigungsministerin zunächst nicht äußern. Nun stehe erst einmal die Versorgung der Verwundeten im Vordergrund.
Die ersten verletzten Bundeswehrangehörigen sind inzwischen auf dem Rückweg nach Deutschland. Sie wurden mit einer Maschine der Luftwaffe zur weiteren Behandlung im Militärkrankenhaus in Koblenz ausgeflogen. In Köln startete unterdessen ein zweiter Airbus, der nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur die übrigen verwundeten Kameraden im benachbarten Niger an Bord nehmen soll.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigt sich erschüttert. Er wünsche den Soldaten "von Herzen baldige und gute Genesung". In Gedanken sei er auch "bei ihren Angehörigen und Familien". Steinmeier richtete zudem einen Dank an die Einsatzkräfte, auch in den französischen und chinesischen Sanitätseinrichtungen, die ihren Kameraden nun in diesen schwierigen Stunden zur Seite stünden.
Bundeswehrverband: Einsatz in Mali ist brandgefährlich
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, André Wüstner, verlangt mit Blick auf den Anschlag nördlich von Gao mehr Schutz für die deutschen Soldaten. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte er, zwar sei es für weitere Analysen noch zu früh, doch bleibe schon jetzt festzuhalten: "Eine nicht verhandelbare Voraussetzung für die Fortsetzung des Einsatzes ist die Gewährleistung der Rettungskette. Und grundsätzlich möchte ich daran erinnern, wie notwendig der Schutz unserer Truppen auch durch bewaffnete Drohnen ist." Der Einsatz in Mali sei "brandgefährlich".
Der CDU-Politiker Henning Otte wies in der Deutschen Welle darauf hin, eine absolute Sicherheit gebe es nicht. Aber die Europäische Union müsse ihre Anstrengungen verstärken, in Mali koordiniert zu agieren. Denn es sei im gemeinsamen europäischen Interesse, dass das Land stabil bleibe und frei von Terrorgruppen.
Die Bundeswehr beteiligt sich im Rahmen der MINUSMA-Mission an einem internationalen Einsatz zur Stabilisierung des krisengeschüttelten Landes, das seit 2012 von zunehmender Instabilität geprägt ist. Tuareg-Stämme und Terrorgruppen mit Verbindungen zu Al-Kaida und der Islamistenmiliz "Islamischer Staat" ringen um die Vorherrschaft. Der Blauhelmeinsatz in Mali gilt als die derzeit gefährlichste UN-Mission weltweit.
se/uh/jj (ntv, afp, dpa, epd, rtr, dw)