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Schüler checken grüne Jobs

Lydia Heller12. November 2013

Alle Welt ist interessiert an grüner Technik aus Deutschland. Doch der Nachwuchs fehlt. Am bundesweiten "Green Day" versuchen Unis und Unternehmen, Schüler für Umweltberufe zu begeistern. Auch die TU Berlin macht mit.

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Eine Hand hält eine mit Gras bewachsene Glühbirne hoch (Foto: Fotolia/ponsulak)
Bild: ponsulak/Fotolia

Quadrate, Punkte und Pfeile - viel mehr ist nicht zu sehen auf dem großen Computermonitor, auf den Tobias und Nick konzentriert blicken. Sie sitzen im Workshop "Programmieren in Bildern". Zusammen mit zehn Mitschülern vom Grundkurs Informatik des Hannah-Arendt-Gymnasiums Berlin-Rudow bauen sie den Computerspiele-Klassiker "Pacman" nach. "Pacman ist so ein kleiner Smiley", erklärt Tobias, "sein Ziel ist es, möglichst viele Murmeln zu essen, ohne dabei von Geistern gefangen zu werden. Aber was das mit Umwelt zu tun hat, weiß ich noch nicht."

Der Programmier-Workshop für die Elftklässler ist einer von mehreren speziell konzipierten Kursen, mit denen die Technische Universität Berlin Schüler verschiedener Klassenstufen für Berufe in der Umweltbranche interessieren will. Denn zwischen Informatik und Umweltschutz gibt es durchaus Verbindungen, wie Workshop-Leiterin Claudia Ermel den Schülern am bundesweiten "Green Day" zeigen möchte. Mit dem gleichen Verfahren etwa, mit dem "Pacman" programmiert werde, so erklärt die Wissenschaftlerin, könnten später auch komplexe Energie-Kreisläufe simuliert werden.

Spielerischer Ansatz in den Schüler-Workshops

Die Schüler spielerisch an Umwelttechnologie heranführen - das ist das Ziel, das die TU Berlin am Green Day verfolgt - genauso wie rund 100 andere Unternehmen, Umweltverbände und Forschungseinrichtungen, die an diesem bundesweiten Aktionstag (Dienstag, 12.11.) ihre Türen für die Jugendlichen öffnen. Über zwei Millionen Beschäftigte arbeiten derzeit in der Umweltwirtschaft. Doch die Nachfrage nach grüner Technologie ist so groß, dass die Branche dringend nach Fachkräften sucht.

Workshop 'Programmieren in Bildern' im Schülerlabor für Elektrotechnik und Informatik (dEIn-Labor) der TU Berlin (Foto: DW/Lydia Heller)
Im Schülerlabor soll das Interesse der Jugendlichen für Umwelttechnologien geweckt werdenBild: DW/L. Heller

"Wir könnten mehr Studierende in der Elektrotechnik und in der Informatik aufnehmen - und sollten auch mehr Absolventen produzieren", betont Claudia Ermel. "Die Nachfrage nach Informatikern und Elektrotechnikern in der Industrie ist sehr viel stärker, als sie im Moment befriedigt werden kann. Da ist die Situation richtig dramatisch."

Mit Mathe die Umwelt schützen

Als "grüne Universität" hat sich die TU Berlin auch selbst dem Prinzip nachhaltiger Entwicklung verpflichtet, unter anderem mit Forschungsschwerpunkten in Elektromobilität, Technischem Umweltschutz oder, demnächst, Energiespeichertechnik. Vorwissen in Elektrotechnik und Informatik, so Claudia Ermel, bekämen Schüler in Deutschland jedoch nur wenig vermittelt. Und wenn doch, fehle häufig der Praxisbezug. Gerade Fächer wie Informatik oder auch Mathematik gelten als theoretisch und abstrakt - und die Verbindung zum Umweltschutz ist nicht sofort erkennbar.

Am Green Day will wie TU Berlin neben Abiturienten aber vor allem jüngere Schüler ansprechen. Sechstklässler etwa können selbst einen Elektromotor bauen - und dabei herausfinden, dass dieser ein Auto erst dann umweltfreundlich macht, wenn er auch mit "grünem" Strom betrieben wird.

Schüler und Workshop-Leiterin Claudia Ermel im Workshop 'Programmieren in Bildern' im Schülerlabor für Elektrotechnik und Informatik (dEIn-Labor) der TU Berlin (Foto: DW/Lydia Heller)
Workshop-Leiterin Claudia Ermel erläutert den Zusammenhang zwischen Mathe und UmweltschutzBild: DW/L. Heller

Es gibt Workshops, in denen Solarzellen und sogar kleine Roboter hergestellt werden - und für die Kleineren gibt es das Projekt Kartoffelbatterie. "Da bauen die Schüler eine Batterie aus Kartoffelscheiben", erklärt Claudia Ermel. "Über Kontakte aus unterschiedlichen Metallen erzeugt die Batterie dann Strom, mit dem man einen kleinen Taschenrechner antreiben kann."

Mädchen für MINT-Fächer begeistern

Gerade die Veranstaltungen für die Jüngeren richten sich zudem explizit an Mädchen, sagt Tutorin Sara Reichert, die die Elektrotechnik-Projekte konzipiert. In den Physik- oder Informatik-Leistungskursen der Oberstufe seien Mädchen meist bereits in der Unterzahl, dann sei es fast schon zu spät, sie für entsprechende Studiengänge gewinnen zu wollen. Dass unter den TU-Studierenden der Informatik und Elektrotechnik der Frauenanteil derzeit bei etwa 15 Prozent liegt, macht sie richtig ärgerlich.

"Mich stört das total, dass so wenig Mädchen Elektrotechnik studieren", gibt sie zu. "Ich versuche daher immer, Mädchen extra zu motivieren, weil es überhaupt keinen Grund gibt, so ein Fach nicht zu wählen." Schließlich könnten die Frauen später in vielen Bereichen arbeiten und dort schnell Karriere machen, sei es in der Medizintechnik oder in der Kunst und am Theater.

Schülerinnen im Workshop 'Programmieren in Bildern' im Schülerlabor für Elektrotechnik und Informatik (dEIn-Labor) der TU Berlin (Foto: DW/Lydia Heller)
Die TU will mehr Mädchen für Umweltstudiengänge begeistern - dazu soll auch der Green Day beitragenBild: DW/L. Heller

Vom Schülerworkshop zum Studium

In der großen Green-Day-Eröffnungsveranstaltung der TU Berlin geht es daher um Trickfilme. Und darum, wie man sie mit mathematischen Modellen und speziellen Programmen umweltfreundlicher produzieren kann, beispielsweise mit einem geringerem Verbrauch an Papier und Speicherplatz. 20 bis 30 Mitarbeiter pro Veranstaltung haben fast ein Jahr lang an der Vorbereitung mitgewirkt, so Green-Day-Organisatorin Bettina Liedke - vom Professor bis zur studentischen Hilfskraft.

Zwar findet der Green Day 2013 erst zum zweiten Mal statt und es müsse sich daher noch zeigen, ob sich künftig tatsächlich mehr Mädchen und Jungen für Umweltstudiengänge entscheiden, meint Liedke. Aber erste Umfragen hätten gezeigt, dass der Green Day und auch die Workshops und Schülerkurse der TU Berlin unter den Studienanfängern einen hohen Bekanntheitsgrad haben. "Und da kriegen wir durchaus mit, dass das ausschlaggebend war für die Studierenden, sich hier zu bewerben."