Schüsse und Verletzte in Thalys-Schnellzug
21. August 2015In einem Thalys-Schnellzug auf dem Weg von Amsterdam nach Paris hat ein Mann mit einer Schusswaffe das Feuer eröffnet und zwei Menschen schwer verletzt. Ein Opfer sei lebensgefährlich verwundet worden, sagte der Sprecher des französischen Innenministeriums.
Die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft von Paris übernahm die Ermittlungen. Zu dem Mann liegt Agenturberichten zufolge eine Geheimdienstakte der französischen Behörden vor, er soll marokkanischer Abstammung sein.
Belgien und Frankreich wollen die Tat aufklären
Nach ersten Angaben wurde der Mann von Passagieren überwältigt und dann am frühen Abend im Bahnhof von Arras in Nordfrankreich der Polizei übergeben. Der eigentliche Vorfall ereignete sich laut französischem Präsidialamt noch auf belgischem Staatsgebiet.
Frankreichs Staatspräsident François Hollande telefonierte mit Belgiens Premierminister Charles Michel. Beide vereinbarten, bei der Aufklärung der Tat eng zusammenzuarbeiten.
Im Gepäck befanden sich weitere Waffen
Nach Angaben aus dem Umfeld der Ermittlungen wurden im Gepäck des mutmaßlichen Täters mehrere Schusswaffen gefunden. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve traf noch am Abend in Arras ein, um sich dort über die Ermittlungen zu informieren. "Alles wird getan, um Licht in dieses Drama zu bringen", erklärte Präsident Hollande.
Die Regionalzeitung "La Voix du Nord" berichtet unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft, bei den beiden Verletzten handele es sich um Soldaten, mindestens einer von ihnen soll Amerikaner sein.
Sie hätten an Bord des Zugs gehört, wie der Mann eine schwere Waffe in einer Toilette geladen habe und seien daraufhin eingeschritten. Einer sei von einem Schuss getroffen worden, der andere mit einer Stichwaffe verletzt worden. Ein dritter Passagier verletzte sich leicht, als er die Glasscheibe an einem Alarmknopf einschlug.
Frankreichs Premier dankt den Helfern
Frankreichs Premier Manuel Valls bedankte sich bei den beiden Soldaten. "Dank denen, die eingegriffen haben", schrieb Valls im Kurznachrichtendienst Twitter. Ohne den kühlen Kopf der Helfer hätte es vielleicht ein "furchtbares Drama" gegeben. Lob und Anerkennung kam auch von US-Präsident Barack Obama. Die Armeeangehörigen hätten "Mut und schnelles Denken" bewiesen.
Seit den islamistischen Anschlägen auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt im Januar hat Frankreich die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Die Attentäter töteten damals 17 Menschen.
Im Juni köpfte ein mutmaßlicher Islamist seinen Chef und versuchte anschließend, eine Gasfabrik in die Luft zu sprengen. Im Juli hatte ein Überfall auf ein Einkaufszentrum bei Paris das Land in Schrecken versetzt. Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund gab es damals aber nicht.
haz/qu (dpa, afp, rtr)