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KonflikteIsrael

Sechs israelische Geisel-Leichen aus Gazastreifen geborgen

Veröffentlicht 20. August 2024Zuletzt aktualisiert 20. August 2024

Das Militär brachte die Leichname aus Chan Junis nach Israel. Angehörige von Geiseln wiederholten ihre Forderung nach einem raschen Abkommen mit der terroristischen Hamas. Hier scheint es nun etwas Hoffnung zu geben.

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Eine Wand in Tel Aviv mit den Fotos der Israelis, die als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden
Eine Wand in Tel Aviv mit den Fotos der Israelis, die als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden Bild: Florion Goga/REUTERS

Israelische Soldaten haben nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet die Leichen von sechs Geiseln geborgen. Die toten Körper seien in der Nacht zum Dienstag in der Stadt Chan Junis im Süden des palästinensischen Gazastreifens gefunden worden, teilte das Militär mit. Die Familien der sechs Männer seien informiert worden. Medienberichten zufolge waren die verschleppten Israelis zwischen 35 und 80 Jahre alt.

Geisel-Angehörige drängen auf Abkommen mit der Hamas

Bei fünf Leichen handelt es sich nach Behördenangaben um Geiseln, die bereits zu früheren Zeitpunkten für tot erklärt worden waren. Das sechste Opfer stammt aus dem Kibbuz Nir Oz. Seine Ermordung in der Gefangenschaft mache deutlich, dass sein Leben und das von anderen Geiseln bei einer schnelleren Umsetzung eines Abkommens mit der Hamas hätten gerettet werden können, erklärte das Forum der Geisel- und Vermisstenfamilien am Dienstagmorgen.

Der Zusammenschluss der Geiselangehörigen forderte Israels Regierung unter Benjamin Netanjahu auf, "noch heute" den auf dem Verhandlungstisch liegenden Entwurf für ein Abkommen mit der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu genehmigen. Die Hamas wird von Israel, den USA, Deutschland und weiteren Staaten als Terrororganisation gelistet.

Offiziell noch 109 Menschen in der Hand der Hamas

Israel habe "die moralische und ethische Verpflichtung, alle Ermordeten für eine würdige Bestattung zurückzubringen und alle noch lebenden Geiseln zur Rehabilitation nach Hause zu holen", hieß es weiter. Die sofortige Rückkehr der verbliebenen 109 Geiseln könne nur durch eine Verhandlungslösung erreicht werden. Viele von ihnen dürften allerdings nicht mehr am Leben sein.

US-Außenminister Antony Blinken und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geben sich die Hand
Am Montag traf US-Außenminister Antony Blinken (l.) den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu in Jerusalem Bild: Chaim Zach/Israeli Government Press Office/dpa/picture alliance

US-Außenminister Antony Blinken reist derzeit durch mehrere Länder in der Krisenregion, um endlich ein Abkommen über eine Waffenruhe im Israel-Hamas-Krieg im Gazastreifen und die Freilassung der Entführten zu erreichen. Erstmals seit langem besteht Hoffnung. Israel habe den jüngsten von den USA unterstützten Vorschlag über eine Feuerpause akzeptiert, sagte Blinken am Montag in einer Pressekonferenz in Tel Aviv. Es sei "nun an der Hamas, dasselbe zu tun", forderte er die Palästinenserorganisation auf. Blinken hatte sich zuvor mit Regierungschef Netanjahu getroffen.

Blinken ruft Hamas zur Annahme des Kompromissvorschlags auf

"Wenn der Hamas und ihrer Führung wirklich am palästinensischen Volk gelegen ist, sagt sie Ja zu dem Abkommen", so Blinken. Dies sei der einzige, der beste und schnellste Weg, das schreckliche Leid der Männer, Frauen und Kinder im Gazastreifen im Krieg nach dem Angriff der Hamas und anderer terroristischer Gruppen am 7. Oktober zu beenden, sagte der US-Außenminister.

Ägypten warnt vor Ausweitung des Kriegs mit "unvorstellbaren Folgen"

An diesem Dienstag landete Blinken für weitere Gespräche im Küstenort El-Alamain in Ägypten. Präsident Abdel Fattah al-Sisi warnte nach einem Treffen mit Blinken vor einer Ausweitung des Kriegs im Gazastreifen mit "unvorstellbaren Folgen". "Es ist an der Zeit, den andauernden Krieg zu beenden, sich auf Weisheit zu besinnen und eine Sprache des Friedens und der Diplomatie zu pflegen", erklärte al-Sisi. 

Bemühungen um Waffenruhe in Gaza

Alle Kriegsparteien müssten sich "der Gefahr der regionalen Ausbreitung des Konflikts" bewusst sein, fügte der ägyptische Präsident hinzu. Ägypten und die USA versuchen gemeinsam mit Katar seit Monaten, zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zu vermitteln. Laut israelischen Medienberichten wird davon ausgegangen, dass die Verhandlungen über ein Geisel-Abkommen in den kommenden Tagen in Ägyptens Hauptstadt Kairo fortgesetzt werden.

Insgesamt verschleppten palästinensische Terroristen bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 253 Menschen in den Küstenstreifen am Mittelmeer. Ein Teil von ihnen kam frei, weil Israel palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entließ. Vereinzelt konnten Geiseln von der israelischen Armee befreit werden. Außerdem wurden bei dem Terrorüberfall fast 1200 Menschen in Israel getötet.

Die israelischen Streitkräfte gehen seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Darstellung des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bisher mehr als 40.100 Menschen getötet.

se/wa/sti (dpa, kna, afp, rtr)

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