Sekt, Selters und ein Beben von rechts
Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt haben gewählt. Die politische Landschaft wurde gründlich umgepflügt. CDU, SPD und Grüne gehen mit gemischten Gefühlen aus dem Wahlsonntag. Die AfD triumphiert.
Rasanter Aufstieg
In allen drei Bundesländern erreichte die AfD aus dem Stand ein zweistelliges Ergebnis. Auf der Wahlparty in Sachsen-Anhalt war die Freude besonders groß. Dort wurde die Partei mit gut 24 Prozent zweitstärkste Kraft. Laut AfD-Parteichefin Frauke Petry zeigen die Ergebnisse, "dass sich die Wähler von den etablierten Parteien abwenden".
Abstimmung über Merkel-Kurs
Bei den Wahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ging es nicht nur um regionale Fragen, sondern - indirekt - um eine nationale: die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Merkel. Das umstrittene Thema motivierte vergleichsweise viele Bürger zur Wahl - alle drei Länder meldeten eine deutlich höhere Beteiligung.
Schwierige Zeiten für die CDU
In ihrer alten Hochburg Baden-Württemberg fährt die CDU gleich zwölf Prozentpunkte weniger ein, als bei der Landtagswahl 2011 - auch in Rheinland-Pfalz (Foto) und Sachsen-Anhalt sinkt die Zustimmung. Angela Merkel muss nun damit rechnen, dass die innerparteiliche Debatte über ihre Flüchtlingspolitik wieder voll entbrennt.
Star aus dem "Ländle"
Er hat der CDU die Show in Baden-Württemberg gestohlen: Ministerpräsident Winfried Kretschmann verhilft den Grünen zu einem Wahnsinns-Wahlsieg: Mit mehr als 30 Prozent der Stimmen setzt er sich weiter von SPD und CDU ab. Im Wahlkampf verteidigte Kretschmann Angela Merkels Flüchtlingspolitik.
Spektakulärer Schlussspurt
Malu Dreyer (l.) hatte Grund zum Lächeln: Auf den letzten Metern hat die SPD-Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz ihre Konkurrentin Julia Klöckner überholt. Die hatte bis kurz vor der Wahl in den Prognosen noch vorne gelegen. "Ich bin jetzt einfach nur glücklich und heute wird gefeiert", so Dreyer.
Licht und Schatten
Dank des Erfolges von Malu Dreyer verlief der Abend für die SPD nicht ganz so katastrophal wie befürchtet. Die Genossen in Sachsen-Anhalt (Foto) und Baden-Württemberg hatten jedenfalls wenig Grund zur Freude. In beiden Bundesländern verlor die Partei deutlich und fiel sogar hinter die AfD zurück.
Aufwind für die FDP
Die liberale Partei gewinnt überall hinzu - in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz schafft sie wieder klar den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Gut möglich, dass die FDP, die 2013 aus dem Bundestag flog, in beiden Bundesländern sogar an den Regierungen beteiligt wird.
Ungewohnte Konstellationen
In Sachsen-Anhalt wird Reiner Haseloff (CDU) wohl weiter Ministerpräsident bleiben - mit wessen Unterstützung ist allerdings noch völlig offen. Für Schwarz-Rot reicht es dort nicht mehr. Auch in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg steht voraussichtlich ein zäher Verhandlungsmarathon bevor.
Pleite(n) für die Linken
In Sachsen-Anhalt hatte Linken-Spitzenkandidat Wulf Gallert am Wahlabend nichts zu Lachen: nur noch rund 16 Prozent wählten seine Partei - ein sattes Minus von mehr als sieben Prozentpunkten. In Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz schafften die Linken gar nicht den Einzug in die Landesparlamente.
Rechtsruck bereitet Sorge
Mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 zeigten sich viele Politiker besorgt über das gute Abschneiden der AfD. Wie sehr die Partei polarisiert, zeigte sich auch am Wahlabend: Als Unbekannte die Scheiben des Veranstaltungsortes der AfD-Wahlparty mit Steinen einwarfen.