Senegal schickt Truppen in den Jemen
5. Mai 2015Die Reaktionen auf Twitter sind deutlich: "Senegals Entscheidung, Truppen zur Unterstützung der Saudi-geführten Kampagne in den Jemen zu schicken, ist unbeliebt: Bürger und Parlamentarier sind dagegen", schreibt Hawa Ba aus Senegals Hauptstadt Dakar.
"Wir sprechen hier von senegalesischen Soldaten und keinen Söldnern, die für den höchsten Bieter kämpfen", erbost sich Bocar Bocoum auf Twitter.
"Nigeria sollte die senegalesische Armee anheuern, um gegen Boko Haram zu kämpfen - und sie mit Öl bezahlen. Es dreht sich alles ums Geld", kritisiert Mamoudou Ndiaye, ebenfalls aus Dakar.
Bitte des saudischen Königs
Seit Montag ist bekannt, dass der westafrikanische Senegal 2100 Soldaten in den Kampf gegen Huthi-Rebellen im Jemen schicken wird. Staatschef Macky Sall sei einer Bitte des saudischen Königs nachgekommen, erklärte Senegals Außenminister Mankeur Ndiaye vor dem Parlament.
Saudi-Arabien führt eine Militärallianz an, die die im Jemen vorrückenden Huthi-Rebellen seit März mit Luftangriffen bekämpft. Im Senegal gehört die Mehrheit der Bevölkerung dem sunnitischen Glauben an - derselben islamischen Glaubensrichtung wie die Mehrheit der Menschen in Saudi-Arabien. Die Huthis sind Schiiten, die vom Iran Unterstützung bekommen sollen. Sie kämpfen gegen Anhänger des aus dem Land geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi.
Bedrohte islamische Stätten?
Die senegalesische Regierung nannte Saudi-Arabien einen "guten Freund" und warnte, dass die Huthi-Rebellen im Jemen eine ernste Gefahr für die regionale Stabilität bedeuteten. "Senegals Beteiligung an einer internationalen Koalition zielt ebenso darauf ab, die heiligen Stätten des Islam - Mekka und Medina - zu schützen, die ebenfalls von diesen terroristischen Gruppen gefährdet sind", so Außenminister Ndiaye.
"Saudi Arabien ist nicht bedroht - noch sind es die heiligen Stätten des Islam", sagte hingegen der senegalesische Oppositionspolitiker Modou Diagne Fada. "Es gibt nichts, das eine militärische Intervention des Senegal rechtfertigen könnte."
Auch Paul Melly, Afrika-Analyst beim renommierten britischen Thinktank Chatham House, kann die Argumentation der senegalischen Regierung nicht nachvollziehen. Denn der Huthi-Konflikt im Jemen sei schon rein räumlich gesehen weit von Mekka und Medina in Saudi-Arabien entfernt. Es gehe um Geld - und um Einfluss in der Region. "Die Gelder, die vermutlich von Saudi-Arabien oder anderen Staaten der arabischen Koalition kommen werden, werden der senegalesischen Regierung sehr recht sein. Aber Präsident Macky Sall wollte mit diesem Schritt auch die Stärke der Beziehungen Senegals mit den Golfstaaten demonstrieren", so Melly im DW-Gespräch.
Dass Dakar nun rund 2000 Soldaten schicke, sei durchaus als großer Einsatz zu verstehen, so Melly. "Das ist größer als das senegalesische Engagement innerhalb der UN-Friedensmission in Mali."
Bruch mit vorigen Militäreinsätzen
Die Beteiligung an einem internationalen Einsatz im Jemen sei ein Novum für das Land. "Senegal hat eine lange Tradition in Bezug auf internationalen Friedensmissionen, etwa unter der Federführung von der UN oder als Teil von afrikanischen Eingreiftruppen", so Melly. "Aber in einer Truppe mitzumischen, die keine neutrale Friedensmission ist, sondern eine Truppe mit eigener Agenda, außerhalb Subsahara-Afrikas, das ist politisch gesehen ein riesiger Schritt."
Zwar hat sich der Senegal bereits 1990/1991 am Golfkrieg beteiligt - der Einsatz war aber durch ein UN-Mandat gedeckt. "Senegal hat bei der Befreiung Kuwaits mitgewirkt, aber das war eine komplett andere Situation. Das war eine internationale Koalition gegen einen aggressiven Kriegsakt des Irak", so Melly.
Die UN haben das Militärbündnis unterdessen zu einer Feuerpause im Jemen aufgerufen. "Ich fordere die Koalition nachdrücklich dazu auf, den Beschuss des Flughafens in Sanaa einzustellen", sagte Johannes van der Klaauw, UN-Koordinator für humanitäre Hilfe im Jemen. Bei den Kämpfen und Luftangriffen sind bislang nach Angaben der UN rund 650 Zivilisten getötet und mehr als 1360 verletzt worden.