Senegalesischer Oppositionsführer Sonko auf Intensivstation
17. August 2023Seit mehr als zwei Wochen befindet sich Ousmane Sonko im Hungerstreik, seit dem 6. August wird der 49-jährige Oppositionspolitiker in einem Krankenhaus in der senegalesischen Hauptstadt Dakar behandelt. Nun hat sich nach Angaben seiner Anwälte sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert: Sonko habe "gestern das Bewusstsein verloren", teilte einer seiner Anwälte am Donnerstag mit.
Die senegalesische Regierung äußerte sich zunächst nicht zu Sonkos Zustand, hatte aber in der Vergangenheit mehrfach Zweifel daran zum Ausdruck gebracht, dass er sich tatsächlich im Hungerstreik befinde.
Tote bei Protesten
Sonko war Ende Juli wegen des Verdachts auf Anstiftung zum Aufruhr angeklagt und festgenommen worden. Bei Protesten gegen seine Inhaftierung wurden mindestens zwei Menschen getötet. Senegals Innenminister Antoine Diome kündigte zudem die Auflösung von Sonkos Partei PASTEF an.
Nach einem Gerichtsurteil gegen Sonko wegen "Verführung der Jugend" war es bereits im Juni zu gewaltsamen Ausschreitungen im Senegal gekommen. Ihm war vorgeworfen worden, eine junge Frau vergewaltigt zu haben. Sonko bestritt die Vorwürfe.
Bei den Auseinandersetzungen wurden Regierungsangaben zufolge 16 Menschen getötet, die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bezifferte die Anzahl der Todesopfer mit 24.
Politisch motiviertes Urteil?
Sonko betrachtet das Urteil als politisch motiviert und als ein Manöver, ihn von der Präsidentschaftswahl im Februar nächsten Jahres auszuschließen.
Der 49-jährige, ein erbitterter Gegner des amtierenden Präsidenten Macky Sall, ist vor allem bei den vielen jungen Wählern Senegals äußerst beliebt und galt als aussichtsreicher Kandidat auf das Präsidentenamt.
Sall hatte im Juli angekündigt, bei der Wahl Anfang nächsten Jahres nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. "Senegal ist mehr als ich und voller fähiger Anführer", sagte der 61-Jährige.
Das gute Image Senegals bekommt Risse
Der Senegal galt bislang als Vorbild für Stabilität in Westafrika. Es gab drei friedliche Machtwechsel in den Jahren 2000, 2012 und 2019, ohne dass es - im Gegensatz zu anderen Ländern in der Region - zu einem Putsch kam.
Außerdem blieb das mehrheitlich muslimische Land von islamistischen Anschlägen weitgehend verschont.
mak/wa (afp, rtr)