Was können Sie als gestrandeter Urlauber tun?
17. März 2020Wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus haben in den vergangenen Tagen zahlreiche Länder ihre Grenzen abgeriegelt und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern zählt, sind Sie als urlaubsreisender Bundesbürger besonders stark von den Einschränkungen betroffen.
Tragen Sie sich in die Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amts ein
Das Auswärtige Amt in Berlin fordert alle Deutschen im Ausland auf, Kontakt zu ihrem Reiseveranstalter oder ihrer Fluggesellschaft aufzunehmen. Betroffene können sich auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes über die weiteren Planungen informieren und sich in eine Krisenvorsorgeliste eintragen. So will das Ministerium einen Überblick darüber bekommen, wie viele Personen von wo zurückgeholt werden müssen.
Allerdings berichten Urlauber in sozialen Netzwerken, dass die Seite der Krisenvorsorgeliste wegen Überlastung immer wieder nicht zu erreichen ist.
Am Dienstag starteten die beiden ersten von der Bundesregierung gemieteten Chartermaschinen der Lufthansa in die philippinische Hauptstadt Manila. Insgesamt will die Regierung so schnell wie möglich 30 bis 40 Maschinen auf den Weg in die Urlaubsgebiete bringen. Für diese Rückholflüge - so Bundesaußenminister Heiko Maas in einem Interview der Deutschen Welle - sollen bis zu 50 Millionen Euro ausgegeben werden.
Marokko
Die marokkanischen Behörden hatten ohne große Vorankündigung Flug- und Fährverbindungen nach Europa eingestellt. Erst am Montagabend kündigte Tourismusministerin Nadia Fettah Alaoui an, außerplanmäßige Flüge zulassen zu wollen. Sie müssen daher an den Flughäfen in Marokko mit Schlangen von Reisenden rechnen, die Flüge umbuchen oder Tickets kaufen wollen. Allerdings berichten zahlreiche Deutsche in sozialen Netzwerken, dass auch Alternativflüge immer wieder annulliert werden.
Allein in Marokko sitzen 4000 bis 6000 deutsche Touristen fest. Die Regierung in Rabat hatte am Sonntag bis zum 31. März fast alle internationale Verkehrsverbindungen - Flüge und Fähren - eingestellt. Nach Angaben des Auswärtigen Amts fliegt nur noch Air France von einigen Airports ins Ausland.
Ägypten
Am Donnerstag will auch Ägypten alle internationalen Flugverbindungen ins Ausland streichen - zunächst bis zum 31. März. Dort halten sich noch mehr als 30.000 deutsche Touristen auf, vor allem an den beliebten Urlaubsorten am Roten Meer.
Spanien
Die Regionalregierung der Balearen rief alle rund 25.000 auf Mallorca und den anderen spanischen Inseln noch verbliebenen Touristen dazu auf, schnellstmöglich in ihre Heimat zurückzukehren. Aus Spanien gibt es noch reguläre Flüge nach Deutschland.
Myanmar
Auch die deutsche Botschaft in Myanmar rät Touristen geraten, das Land möglichst zu verlassen. Urlauber sollen prüfen, ob sie ihren Urlaub abbrechen und möglichst frühzeitig zurückfliegen können. Die Botschaft befürchtet, dass im Falle eines Corona-Ausbruchs das Gesundheitssystem Myanmars nicht in der Lage ist, die medizinische Versorgung in ausreichendem Maße sicherzustellen. Zudem besteht die Gefahr, dass die internationalen Flugverbindungen weiter ausgedünnt werden und ab einem bestimmten Zeitpunkt keine Rückreise mehr möglich ist.
Auch in einigen andere Ländern warten tausende Bundesbürger noch auf die Rückkehr in die Heimat: In der Dominikanischen Republik sind es etwa 10.000, auf Malta 5000 und auf den Philippinen und in Argentinien jeweils etwa 1000.
Minister Maas bittet Sie um Geduld
Auch aus anderen Urlaubsländern können Reisende teilweise noch mit regulären Flügen zurückkehren. Lufthansa und TUI bringen Deutsche bereits seit dem Wochenende mit Sonderflügen aus Urlaubsgebieten nach Hause. Wegen der Reisebeschränkungen für Deutsche wird es allerdings immer schwieriger, Landegenehmigungen zu bekommen. Deswegen bittet Außenminister Maas Sie als wartenden Urlauber um Geduld: "Wir bitten um Verständnis, auch wenn wir alles Menschenmögliche tun, dass wir nicht in jedem Fall eine 24-Stunden-Lösung vorhalten können." Er spricht von einem "einmaligen Programm". Zu einem späteren Zeitpunkt werde es aber noch erheblich schwieriger, nach Deutschland zurückzukehren.
Urlauber müssen Teil der Kosten tragen
Wer die Rückholflüge in Anspruch nimmt, muss sich nach Angaben der Bundesregierung allerdings finanziell daran beteiligen. Der genaue Ticketbetrag soll erst später festgelegt werden. Wahrscheinlich wird der Preis etwa dem eines Economy-Tickets entsprechen.
"Bitte bleiben sie zu Hause!"
Maas hat aber auch eine Warnung für alle touristischen Reisen weltweit ausgegeben. Auch das hat es so noch nie gegeben. Reisewarnungen gibt es normalerweise nur bei Gefahr für Leib und Leben, vor allem für Bürgerkriegsländer wie derzeit Syrien, Afghanistan oder den Jemen. Sie können kostenlose Stornierungen ermöglichen. "Wir müssen verhindern, dass weitere Deutsche im Ausland stranden", begründete Maas in dem DW-Interview den ungewöhnlichen Schritt. "Bitte bleiben sie zu Hause!"
sti/se/gri (dw, auswärtiges amt, dpa, rtr, afp)