Sieg in Österreich für Van der Bellen
4. Dezember 2016Die Rechtspopulisten haben bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich eine klare Niederlage erlitten. Der 72-jährige Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen holte - dem vorläufigen Endergebnis vom Sonntagabend zufolge - 51,7 Prozent der Stimmen. Sein Kontrahent, der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer (45), erhielt 48,3 Prozent. In diesem Ergebnis sind die Briefwähler noch nicht enthalten. Deren rund 700 000 Stimmen werden erst am Montag ausgezählt. Dann dürfte sich das Ergebnis erfahrungsgemäß der Hochrechnung wieder angleichen. Die hatte Van der Bellen sogar bei 53,3 Prozent gesehen.
Mehr EU, nicht weniger
"Ich bin dankbar", reagierte der künftige Bundespräsident, der sich schon einmal bereits als Herr in der Wiener Hofburg gesehen hatte. Der Wirtschaftsprofessor hatte die später annullierte Stichwahl am 22. Mai knapp gewonnen. Er soll nun am 26. Januar 2017 vereidigt werden. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Die Wahl des österreichischen Staatsoberhaupts war auch im Ausland mit größtem Interesse und einiger Sorge beobachtet worden. Die nach dem Brexit ohnehin geschwächte Europäische Union wäre mit der Wahl Hofers wohl weiter unter Druck geraten. Im Gegensatz zu seinem rechtpopulistischen Kontrahenten ist Van der Bellen ein großer Anhänger der EU. Er will deren Kompetenzen sogar ausgeweitet sehen.
"Gerne auf unser Österreich aufgepasst"
Hofer reagierte in einer sehr frühen Stellungnahme auf seiner Facebook-Seite fair und verwies auf die Einheit Österreichs. Seinen Anhängern gegenüber erklärte er: "Ihr habt mich so großartig unterstützt und ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst." Zugleich kündigte er eine neue Kandidatur für 2022 an.
Die Wahlbeteiligung lag mit rund 74 Prozent nochmal etwas höher als im ersten Durchgang der Stichwahl im Mai (72,8 Prozent). Van der Bellen war es nicht zuletzt mit seinem Pro-Europa-Kurs gelungen, die Wähler zu überzeugen. Das ist insofern bemerkenswert, als die rechte FPÖ während der Flüchtlingskrise mit ihrem ablehnenden und Europa gegenüber kritischem Kurs gewaltig Boden gutgemacht hatte. Während die Partei nach den bisherigen Wahlgängen mit allen Mitteln gegen eine Niederlage kämpfte, schloss FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache eine Anfechtung des Ergebnisses diesmal aus. Die Wahl sei dieses Mal "hoch korrekt" abgelaufen, sagte er im ORF.
ml/kle (dpa,afp,rtr)