So blicken Künstler auf das Mammut-Projekt Elbphilharmonie
Der teure Bau mit seinen vielen Verzögerungen beschäftigte in den letzten Jahren Hamburger Bürger wie Kritiker. Aber auch verschiedene Künstler haben sich mit dem Projekt der Stararchitekten Herzog & de Meuron befasst.
Ein neues Wahrzeichen - nicht erst seit der Eröffnung
Die Arbeit des deutschen Fotokünstlers Thomas Ruff hebt den Stellenwert der Elbphilharmonie mit seinem Werk "jpeg hdem05" von 2009 hervor. Er übernimmt die pixelartige Unschärfe der Entwurfsgrafiken acht Jahre vor Fertigstellung des Konzerthauses und verdeutlicht: Die Elbphilharmonie war bereits lange vor der Eröffnung als neues Wahrzeichen Hamburgs schillernd präsent.
Die "Kanalphilharmonie"
Sie versperrt den Zugang zur Ausstellung in den Hamburger Deichtorhallen: die "Kanalphilharmonie", ein riesiges Modell der Elbphilharmonie aus Sperrholzplatten. Das Künstlerkollektiv Baltic Raw Org lässt im Innern Töne erklingen, die aus dem echten Konzerthaus draußen gehalten werden: Hafengeräusche, gemischt mit kritischen Stimmen an dem 789 Millionen Euro teuren Bau.
Vitrine der Modelle
Im Zentrum der Ausstellung stößt der Besucher auf ein Archivregal mit Modellen und Arbeitsmaterialien aus Pappe, Papier, Draht und Blech. Es sind Originalmodelle der Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Sie geben einen Eindruck von der Ideenfindung und dem Entwicklungsprozess des Baus: von der Fassadengestaltung über die Dachform bis hin zum schneckenförmigen Treppenhaus.
Planung und Ergebnis im Vergleich
Candida Höfer stellt über nahezu die ganze Länge der Deichtorhallen Planung und Umsetzung gegenüber: Abbildungen der Modelle der Architekten Herzog & de Meuron an der einen Wand, Fotografien der fertiggestellten Elbphilharmonie an der gegenüberliegenden.
Die inneren und äußeren Werte der Elphilharmonie
In ihren ausdrucksstarken Fotografien hält Candida Höfer sowohl das Äußere als auch auf das Innere der Elbphilharmonie fest. Bei den Innenaufnahmen trifft der Betrachter auch auf das Herzstück des Konzerthauses: den Großen Saal - menschenleer und stumm, bevor ihn der Kulturbetrieb einnimmt.
Nur scheinbares Chaos?
Die perfekten Fotografien Höfers dekonstruiert der belgische Künstler Peter Buggenhout mit seiner raumgreifenden, eigens für die Ausstellung konzipierten Skulptur von 15 Meter Höhe. Gebrauchte Industriematerialien durchbrechen in scheinbar chaotischer Anordnung die Logik und Rationalität von Gebäuden.
Ein Bau von Menschenhand errichtet
Bei der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini stehen die Menschen im Mittelpunkt. Sie befragte jene, die die Elbphilharmonie errichtet haben, nämlich die Bauarbeiter. Jeder ausgefüllte Fragebogen hängt in einem eigenen Rahmen. Ihr Werk "What Does Your Wife / Girlfriend Think of Your Rough And Dry Hands?" spart auch die erotische Komponente nicht aus.
Umwandlung des funktionalen Raums
Am Ende der Deichtorhallen führen Filmstills zur Projektion "Craneway Event". Darin lässt die britische Multi-Mediakünstlerin Tacita Dean in einer ehemaligen Autofabrik den Choreografen Merce Cunningham im Rollstuhl neben seinen Tänzern sitzen. Die Kultur erobert den funktionalen Raum. Genau wie bei der auf den funktionalen Bau eines alten Hafenspeichers aufgesetzten Elbphilharmonie.
Licht, Ton und Konstruktion
In der Toninstallation "Arachno Concert, with Arachne (Nephila senegalensis)" von Tomás Saraceno tritt der Besucher in einen Dialog mit einer afrikanischen Spinne. In einem dunklen Raum wird ihr perfektes Spinnennetz mit Licht angestrahlt. Die Bewegungen der Spinne übersetzt Saraceno in Töne, die wiederum Vibrationen erzeugen und sichtbare Staubpartikel freisetzen.