UNICEF: Immer mehr Kinder auf Darién-Route
12. Oktober 2021Die Zahl minderjähriger Migrantinnen und Migranten auf dem besonders gefährlichen Weg zwischen Kolumbien und Panama ist so hoch wie nie zuvor. Fast 19.000 Kinder und Jugendliche haben sich nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF in diesem Jahr auf der Route durch den Dschungel von Darién vom Süden Panamas nach Zentralamerika bewegt - fast dreimal so viele wie in den vergangenen fünf Jahren zusammen, heißt es in einer Erklärung der Organisation.
Der Darién ist ein ausgedehnter und unwegsamer Streifen tropischen Waldes, der Panama und Kolumbien trennt. Er ist schwer zu durchqueren und das einzige Stück, an dem die Panamericana, die ansonsten durchgängige Straße zwischen Alaska und Feuerland, unterbrochen ist. Die Region wird deswegen auch "Lücke von Darién" genannt.
"Jedes Kind, das den Darién zu Fuß überquert, ist ein Überlebender"
Im Darién-Dschungel lauern zahlreiche Gefahren. Die Gegend wird von kriminellen Banden kontrolliert, Migrantinnen und Migranten sind Gewalt, sexuellen Angriffen und Entführungen ausgesetzt. Zudem werden viele Menschen krank. "Tief im Dschungel sind Raub, Vergewaltigung und Menschenhandel so gefährlich wie wilde Tiere, Insekten und fehlendes Trinkwasser", erklärte der UNICEF-Regionaldirektor für Lateinamerika und die Karibik, Jean Gough.
Mehr als jeder fünfte Migrant sei ein Kind, die Hälfte sei jünger als fünf Jahre. Im Jahr 2021 wurden mindestens fünf Kinder tot im Dschungel aufgefunden, während mehr als 150 Kinder, darunter auch Neugeborene, ohne ihre Eltern in Panama ankamen - ein Anstieg um fast das Zwanzigfache gegenüber 2020. "Jedes Kind, das den Darién zu Fuß überquert, ist ein Überlebender", so Jean Gough.
Behörden warnen vor schwere Krise
Nie zuvor hätten die UNICEF-Teams vor Ort so viele kleine Kinder gesehen, die den Darién durchqueren - oft ohne Begleitung. Gough sagte, das Problem müsse als humanitäre Krise in der gesamten Region behandelt werden. Schon Anfang 2021 hatten die panamaischen Behörden vor einer möglichen Krise gewarnt, nachdem die Grenzen, die monatelang wegen der Pandemie geschlossen waren, geöffnet wurden.
Im September meldeten die Einwanderungsbehörden des mittelamerikanischen Landes eine Rekordzahl von über 91.000 Migranten, die aus dem benachbarten Kolumbien einreisten. Die meisten Migranten und Migrantinnen kommen aus Haiti und Kuba, manche stammen jedoch auch aus asiatischen und afrikanischen Ländern. Sie reisen mit dem Flugzeug oder Boot nach Südamerika und machen sich dann zu Fuß durch den Darién-Dschungel auf den Weg nach Nordamerika.
ies/ehl (epd, ap, rtr)