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Somalier erhalten erstmals Lebensmittelhilfe

24. Juli 2011

Das Internationale Rote Kreuz konnte erstmals seit langem 400 Tonnen Lebensmittel im Süden Somalias verteilen. Die radikal-islamischen Schabaab-Milizen hatten dies zuvor immer verboten. Den Helfern läuft die Zeit davon.

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Somalier stehen für Lebensmittel an in Mogadischu (Foto: dapd)
Warten auf eine kleine Ration EssenBild: dapd

Es sind Schreckensmeldungen und erschütternde Bilder, die aus Somalia kommen: Alle sechs Minuten stirbt dort in manchen Regionen zur Zeit ein Kind. Diese Schätzung, die das UN-Kinderhilfswerk UNICEF am Sonntag (24.07.2011) bekannt gab, soll die große Not vor Ort begreifbar machen. Ein kleiner Lichtblick ist da die Nachricht des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), welches am Samstag erstmals seit 2009 im Süden Somalias wieder Lebensmittel an die Bevölkerung liefern konnte. 400 Tonnen für etwa 24.000 Menschen in der Provinz Gedo nahe der kenianischen Grenze konnten die Helfer bereit stellen, sagte ein IKRK-Sprecher am Sonntag.

Somalischer Soldat sitzt auf einem Lastwagen (Foto: dapd)
Kontrolle in den betroffenen Gebieten: die Schabaab-MilizBild: dapd

Das Gebiet wird von den radikal-islamischen Schabaab-Milizen kontrolliert, die bisher jegliche ausländische Hilfe verweigerten und die Hungerkatastrophe als übertriebene Propaganda des Westens bezeichneten. Noch immer ist das Arbeitsverbot für Hilfsorganisationen in dem Gebiet nicht aufgehoben, obwohl die neuesten Lieferungen geduldet wurden. Die Schabaab traten 2003 erstmals in Erscheinung und kontrollieren weite Teile des Süden Somalias sowie die Hauptstadt Mogadischu.

Wenig Zeit, um vielen zu helfen

"Schnelligkeit ist ganz entscheidend", sagt auch die Direktorin des Welternährungsprogramms (WFP) in Nairobi, Josette Sheeran, angesichts des Ausmaßes der Hungerkatastrophe. Die Vereinten Nationen hätten noch immer keinen Zugang zu den betroffenen Gebieten, um etwa zwei Millionen Somaliern zu helfen. Sie selbst sei in den vergangenen Tagen nach Mogadischu und in die Flüchtlingscamps im Norden Kenias gereist, um sich ein Bild zu machen. Für sie sei Somalie der "gefährlichste Ort", an dem das WFP weltweit im Einsatz sei. "Aber die Menschen sterben. Es geht nicht um Politik, es geht jetzt darum, Leben zu retten", sagte Sheeran.

Noch immer kämen "Hunderte, wenn nicht sogar Tausende", im kenianischen Dadaab an, erzählt auch UNICEF-Mitarbeiter Christopher Tidey. Der Zustrom schwacher und ausgehungerter Somalier geht weiter. Dadaab ist mit mittlerweile 400.000 Zufluchtsuchenden das größte Flüchtlingslager der Welt.

Ein Mann trägt einen Sack mit Lebensmitteln auf den Schultern (Foto: dapd)
Im Flüchtlingslager versorgtBild: dapd

Viele Frauen, die vor der Dürre und dem Hunger flüchten, seien nach den tagelangen Märschen zu schwach, um weiterzugehen und ließen selbst ihre Kinder auf dem Weg zurück, erklärte Sheeran. Besonders dringend würden auch vitaminreiche Nahrungsergänzungsmittel gebraucht. Die Kinder seien oftmals so schwach, dass sie nicht einmal mehr die Kraft zum Schlucken hätten, erzählt Tidey.

Mehr internationale Hilfe benötigt

In der Region Dolo Ado in Äthiopien wird unterdessen an einem vierten Flüchtlingslager gearbeitet. Dort sollen demnächst weitere 60.000 Menschen unterkommen. Die ersten drei Camps sind nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) vollkommen ausgelastet.

Die Europäische Union (EU) kündigte an, ihre Hilfen für die Versorgung der Hungernden am Horn von Afrika aufzustocken. Weitere 88 Millionen Euro sind im Gespräch, wie EU-Entwicklungshilfekommissarin Kristalina Georgieva bereits ankündigte. Insgesamt stellt die EU dann 160 Millionen Euro für die Region zur Verfügung.

Das WFP teilte mit, dass bislang Zusagen über 220 Millionen Dollar eingegangen seien. Bis Ende des Jahres fehlten aber noch 360 Millionen Dollar. Wegen der unsicheren Lage in einigen Gebieten Somalias erwägt das WFP, Lebensmittel aus der Luft abzuwerfen.

Autor: Nicole Scherschun (rtr, dpa, kna, afp)
Redaktion: Pia Gram