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Sonnenenergie in Ägypten

21. November 2011

Ägyptens Bevölkerung wächst rasant und mit ihr die Nachfrage nach Strom. Daher plant das Land, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Ein erstes Solarkraftwerk gibt es, aber der weitere Weg ist noch steinig.

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Solarspiegel im Hybrid Kraftwerk in Kuraymat, Ägypten (Solarthermie und Gas), Foto: Insa Wrede (DW-World.de)
Seit Sommer wird in Kuraymat Energie mit Hilfe der Sonne gewonnenBild: DW
Häuser in Kairo mit Klimaanlage, Foto: Insa Wrede (DW-World.de)
Klimaanlagen fressen viel StromBild: DW

Wenn früh am Morgen die ersten Sonnenstrahlen Kairos Smogglocke durchdringen, dann scheinen sie auf unzählige Klimaanlagen, die ungenügend gedämmte Wohnungen kühlen, sie scheinen auf zum Teil veraltete Fabrikanlagen und auf die fortwährende Verkehrslawine, die sich laut und stinkend durch die Stadt schiebt. Mehr als 20 Millionen Menschen leben in der ägyptischen Hauptstadt und täglich werden es mehr. Im Augenblick verbraucht jeder der rund 81 Millionen Ägypter im Schnitt nur ein Fünftel von dem, was ein Deutscher an Strom verbraucht. Aber die Bevölkerung soll in den nächsten 40 Jahren auf 130 Millionen Menschen anwachsen. Entsprechend wird der Stromverbrauch ansteigen - um rund acht Prozent jedes Jahr.

Hybrid Kraftwerk in Kuraymat, Ägypten (Solarthermie und Gas), im Hintergrund ein konventionelles Kraftwerk Foto: Insa Wrede (DW-World.de) November 2011
Hinter dem Hybrid-Kraftwerk in Kuraymat steht ein herkömmliches KraftwerkBild: DW

Bislang wird Strom in Ägypten hauptsächlich aus fossilen Energienquellen gewonnen. Das soll sich ändern. "Bis 2020 plant Ägypten 20 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen zu erhalten", meint der ägyptische Energieminister Hassan Younis. Zurzeit stammen lediglich sechs Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Quellen, der Großteil davon aus Wasserkraft. Nur ein Prozent wird aus Windenergie gewonnen. In Zukunft soll die Sonnenenergie eine größere Rolle spielen. Das bietet sich an, denn Ägypten gehört zu den Ländern, die im Sonnengürtel der Welt mit einer hohen direkten Sonneneinstrahlung liegen, so Younis.

Gaskraftwerk mit Solarthermie

Solarspiegel werden gewaschen. Hybrid Kraftwerk in Kuraymat, Ägypten Foto: Insa Wrede (DW-World.de)
Alle zweit Tage wird der Wüstenstaub von den Spiegeln gewaschenBild: DW

Einen ersten, wenn auch kleinen Schritt, hat Ägypten bereits gemacht. Seit Sommer dieses Jahres läuft ein Hybrid-Kraftwerk, dass insgesamt 140 Megawatt Strom produziert. Davon werden 20 Megawatt über Solarthermie produziert, der Rest mit Gas. Das Werk steht rund 100 km südlich von Kairo, in Kuraymat, am Rand der Wüste. In Sichtweite: ein russisches Kraftwerk, dass mit Kohle betrieben wird.

Henner Gladen, Berater von Solar Millenium, Foto: Solar Millenium
"In Kuraymat wurden die Arbeiten am Solarfeld zu etwa 60 Prozent von Ägyptern erledigt."Bild: Solar Millenium

Entwickelt wurde das Solarfeld von dem deutschen Unternehmen Solar Millennium. Zusammen mit dem ägyptischen Generalunternehmer Orascom wurde es errichtet und in Betrieb genommen. Knapp zwei Jahre lang werden die sechs deutschen Mitarbeiter ihre ägyptischen Kollegen noch trainieren und unterstützen, dann wird das Kraftwerk ausschließlich von ägyptischer Hand geführt. Warum die Sonne hier nur ein Siebtel des erzeugten Stroms beisteuert, erklärt Henner Gladen, der den Vorstand von Solar Millennium berät. "Das war für uns auch ein erster Schritt in ein Land, das fast ausschließlich in fossilen Ideen damals in den neunziger Jahren gedacht hat ", so Gladen gegenüber DW-WORLD.DE.

Georg Brakmann, Geschäftsführer der Fichtner Solar GmbH, Foto: Insa Wrede (DW-World.de)
Mit Kuraymat wurde gezeigt, das Solarthermie in Ägypten funktioniert, so Georg BrakmannBild: DW

Die ersten Planungen für dieses Projekt gab es zusammen mit der Weltbank schon 1999. Heute würde man natürlich größere Anlagen entwerfen, ergänzt Georg Brackmann, Geschäftsführer der Fichtner Solar GmbH, die die Planungen für das Kraftwerk gemacht und den Bau überwacht haben. Damals habe man das finanzielle Risiko begrenzen wollen, auch wenn das ökonomisch nicht sinnvoll gewesen sei. "Wichtig ist, dass man hier das Prinzip prüft und sicherstellt, dass es funktioniert." Es sollte auch gezeigt werden, dass in ein Gaskraftwerk Solarstrom integriert werden könne, so Brackmann. Und dass die Kosten durch den zugeschalteten Sonnenstrom gesenkt werden können.

Sonnenertrag höher als geplant

Mit dieser Anlage wird die Sonneneinstrahlung gemessen. Hybrid Kraftwerk in Kuraymat, Ägypten (Solarthermie und Gas), Foto: Insa Wrede (DW-World.de)
Ständig wird die Intensität der Sonneneinstrahlung auf die Parabolspiegel gemessenBild: DW

Seit über drei Monaten sorgen nun die Parabolspiegel dafür, dass die Sonnenstrahlen eine Leitung mit einer Flüssigkeit auf bis zu 400 Grad Celsius aufheizen. Damit wird anschließend Wasser verdampft. Der Dampf treibt Turbinen an, die wiederum Strom erzeugen. Eigentlich hätte das Projekt schon viel früher anlaufen sollen, aber der Start wurde nicht zuletzt aufgrund der unruhigen politischen Situation immer wieder verschoben. Auch in Zukunft werden die politischen Entwicklungen bestimmen, ob noch mehr Solarkraftwerke gebaut werden und sich Investoren dafür finden. Weitere Ausbaupläne sind zumindest schon da, so der Energieminister Younis. "Wir planen in den nächsten fünf Jahren eine weiteres solarthermisches Kraftwerk, dass 100 Megawatt produzieren soll und ein 40 Megawatt Photovoltaik-Projekt."

Ein großes Problem für mögliche Investoren ist aber noch, dass die Stromerzeugung aus fossilen Energiequellen von der ägyptischen Regierung subventioniert wird. Trotz auslaufender Gassubventionen gehört der Strompreis immer noch weltweit zu den niedrigsten. 90 Prozent der Haushalte beziehen ihren Strom zu einem Preis, der weniger als die Erzeugungskosten ausmacht. In der Folge lohnt es sich für private Investoren nicht, in teure große Solarkraftwerke zu investieren. Ägypten aber kann seinen Weg zur Sonnenenergie nur beschreiten, wenn der Staat die Finanzierung übernimmt und Entwicklungsbanken, wie die Weltbank oder die deutsche Kfw, mithelfen.

Autorin: Insa Wrede
Redaktion: Henrik Böhme