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Sorge um Pakistans Atomwaffen

6. Mai 2009

Der wachsende Einfluss der Extremisten in Pakistan wirft auch einen Schatten auf die Sicherheit des pakistanischen Nukleararsenals. Wie lassen sich die Atomwaffen des Landes vor den Taliban schützen?

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Test der pakistanischen Mittelstreckenrakete HATF-IV (Foto:dpa)
Die pakistanischen Hatf-IV-Rakete soll auch Nuklearsprengköpfe tragen könnenBild: picture alliance/dpa

Die Sorge um Pakistans Atomwaffen überschattete auch das Dreiertreffen zwischen US-Präsident Barack Obama und seinen Amtskollegen Asif Ali Zardari aus Pakistan und Hamid Karsai aus Afghanistan. Vor allem, weil die pakistanische Armee zur Zeit nicht in der Lage zu sein scheint, den Vormarsch der Taliban in der Nähe der Hauptstadt Islamabad zu stoppen. Der US-amerikanische Berater für die nationale Sicherheit James Jones erklärte am Dienstag in der BBC, dass Washington "weitere Garantien" für die Sicherheit des pakistanischen Atomwaffenarsenals brauche.

Angst vor Unterwanderung durch Extremisten

Soldaten der pakistanischen Armee (Foto:ap)
Wie loyal sind die pakistanischen Sicherheitskräfte?Bild: AP

Wo Pakistan seine Atomwaffen lagert, ist nicht bekannt. Es ist jedoch ziemlich sicher, dass sie sich nicht in der Nähe der umkämpften Gebiete im Nordwesten des Landes befinden. Obwohl die Einflussregionen der Taliban größer werden, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie die reguläre Armee besiegen und die Regierungsgewalt in Islamabad - und damit auch die Kontrolle über die Atomwaffen - übernehmen. Die Bedenken richten sich vielmehr dagegen, dass Extremisten die Sicherheitskräfte infiltrieren könnten. Pervez Hoodhboy, Physikprofessor an der Quaid-e-Azam-Universität in Islamabad ist einer der wenigen Köpfe des Landes, die das pakistanische Nuklearprogramm offen kritisieren. Es habe bereits Besorgnis erregende Vorfälle gegeben. Hoodhboy berichtet unter anderem von Selbstmordanschlägen innerhalb der pakistansichen Armee. Auch die pakistanischen Geheimdienste sollen Ziel solcher Angriffe gewesen sein. In der militärischen Elite des Landes gehe jetzt die Angst vor weiteren solchen Attentaten um.

Nicht bewegen!

Indische Grenzsoldaten (Foto:ap)
Indische und pakistanische Soldaten belauern sich an der gemeinsamen GrenzeBild: AP

Seit der Terroranschläge von Mumbai im November 2008 sorgen sich die US-Experten vor allem um eins, sagt Jeffrey Lightfoot vom Washingtoner Atlantic Council: "Wenn die Provokationen zwischen Indien und Pakistan sich verschärfen, könnten beide Länder sich gezwungen sehen, ihre Atomwaffen gegeneinander in Stellung zu bringen. Aber wenn diese Waffen bewegt werden, dann bilden sie ein besonders anfälliges Angriffsziel für Überfälle." Bislang gebe es zwar noch keinen direkten Zusammenhang zwischen den Landgewinnen der Taliban und den Nuklearwaffen. Doch die offensichtliche Schwäche von Armee und Regierung in Pakistan sorgt in Washington nicht gerade für Beruhigung. Jeffrey Lightfoot sieht darin ein Indiz für das generelle Misstrauen zwischen den USA und Pakistan, das schon seit Jahrzehnten besteht. Daher befürchten die Amerikaner ein Alptraumszenario, während viele Pakistaner glauben, dass Washington die Gefahr insgesamt überbewertet.

Misstrauen statt Zusammenarbeit

Anti-amerikanische Proteste in Pakistan (Foto:ap)
Bis zu gegenseitigem Vertrauen ist es noch ein langer WegBild: AP

Physikprofessor Pervez Hoodbhoy spricht von zunehmenden Verschwörungstheorien in Pakistan, nach denen die Amerikaner die Taliban unterstützten, um das Land absichtlich zu destabilisieren. Dadurch würde es irgendwann logisch und notwendig, dass die Amerikaner einmarschieren und die pakistanischen Atomwaffen in ihren Besitz bringen. Auch wenn Hoodhboy nichts von solchen Verschwörungstheorien hält: In Pakistan sind sie weit verbreitet - bis hinein in höchste Regierungskreise: "Die pakistanische Regierung hat immer wieder gesagt, dass die Atomwaffen sicher sind. Was soll sie noch tun?" fragt Hoodhboy. "Sie wird den Amerikanern mit Sicherheit keinen Zugang zu den Atomsilos oder den atomaren Rüstungsbetrieben gewähren." Die einzige Lösung wird daher darin bestehen, das Vertrauen zwischen den USA und Pakistan auf beiden Seiten in kleinen Schritten wieder aufzubauen.

Autor: Thomas Bärthlein
Redaktion: Thomas Latschan