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Politik

Sorge wegen Anstieg der Corona-Neuinfektionen

25. Juli 2020

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist wieder langsamer gestiegen – nach einem sprunghaften Anstieg an den beiden vorangegangenen Tagen. Die Gefahr einer zweiten Welle bleibt dennoch bestehen.

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Ein Schild weist am Frankfurter Flughafen auf SARS-CoV-2-Tests hin
Bild: Reuters/K. Pfaffenbach

Als Hauptgrund dafür wird vor allem die aktuelle Urlaubssaison mit Hunderttausenden Reisen ins Ausland gesehen. Denn in vielen europäischen und nichteuropäischen Staaten steigen derzeit die Infektionszahlen. Zudem gab es wiederholt Kritik an einem fahrlässigen Verhalten deutscher Urlauber in Ländern wie Kroatien oder Spanien.

Das Infektionsgeschehen in Deutschland hat sich aber zunächst scheinbar wieder verlangsamt. Das Robert Koch-Instituts (RKI) meldete am Sonntag (26.07.2020) 305 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages – nach 781 am Samstag und 815 am Freitag. Grund für den Rückgang könnte aber auch das Wochenende sein, an dem erfahrungsgemäß nicht alle Gesundheitsämter ihre Meldungen ans RKI weiterleiten.

Die Werte an den Tagen zuvor stufte das Institut als "sehr beunruhigend" ein. Eine weitere Verschärfung der Situation müsse unbedingt vermieden werden, hieß es.

Menschen drängen sich in Palma de Mallorca dicht vor Lokalen und auf einer Straße (Foto: Picture Alliance)
Dichtes Gedränge herrschte im Juli am Ballermann auf Mallorca - inzwischen ist die "Bierstraße" verwaist, die Lokale müssen geschlossen bleiben Bild: picture-alliance/dpa/M. Wrobel/Birdy Media

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn führt die Zunahme der Infektionen vor allem auf die gestiegene Zahl der Reisen und die Rückkehr von Menschen aus Risikogebieten zurück. Er sei "schon wachsam mit diesen Zahlen", sagte Spahn im Deutschlandfunk weiter. Er kündigte an, ungeachtet des Beschlusses der Gesundheitsminister von Bund und Ländern zum flächendeckenden Angebot kostenloser Corona-Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten eine entsprechende rechtliche Verpflichtung zum Test prüfen zu lassen. Der CDU-Politiker räumte allerdings ein, dass Gerichte in einem freien Rechtsstaat sehr genau darauf schauten, dass jeder Eingriff in die individuelle Freiheit verhältnismäßig sei.

Gesundheitsminister Jens Spahn (Foto: Reuters)
Gesundheitsminister Jens Spahn beobachtet die Corona-Infektionszahlen sehr genau Bild: Reuters/F. Bensch

Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, sieht ebenfalls eine besondere Infektionsgefahr bei Reisen. "Die Deutschen sind auch in der Corona-Krise Reiseweltmeister", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Er setzt auf freiwillige Corona-Tests. 

Kostenlose Corona-Tests an NRW-Airports

Das Robert-Koch-Institut weist derzeit 130 Staaten als Risikogebiete aus, darunter die Türkei, Ägypten, Marokko und Israel. Aus Landsbergs Sicht sollten nicht nur an Flughäfen, sondern auch in Reisezentren der Deutschen Bahn kostenfreie Tests zur Verfügung gestellt werden. In Nordrhein-Westfalen wurden am Samstag an den Flughäfen in Düsseldorf, Köln/Bonn und Dortmund die Zentren für kostenlose Corona-Tests für Rückkehrer aus Risikogebieten geöffnet. Bislang gab es die Möglichkeit zum Test bereits in Frankfurt, München und Köln/Bonn, die Reisenden mussten aber selbst dafür bezahlen. 

Spezielles Auto der Johanniter als Corona-Test-Station am Flughafen Köln Bonn (Foto: Picture Alliance)
Die Corona-Test-Station am Flughafen Köln/Bonn ist einsatzbereit Bild: picture-alliance/dpa/H. Galuschka

"Die zweite Corona-Welle ist da"

Für den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer hat die zweite Corona-Infektionswelle Deutschland erreicht. "Die zweite Welle ist da. Sie findet bereits jeden Tag statt", sagte er der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. "Wir haben jeden Tag neue Infektionsherde, aus denen sehr hohe Zahlen werden könnten." Die Aufgabe bestehe darin, mit den Gesundheitsämtern diese Welle jeden Tag neu zu brechen. "Das klappt erstaunlich gut", meinte Kretschmer weiter. Nach Ansicht des CDU-Politikers kann Deutschland durch sein föderales System präziser vorgehen als zentralistisch regierte Länder wie Frankreich oder Polen. Die Ministerpräsidenten könnten abwägen, was gezielt für einzelne Regionen gut sei.

se/sti (epd, afp, dpa, rtr, rki)