Spannende Regionalwahl in Schottland
6. Mai 2021Neben Schottland wird auch in Wales ein neues Regionalparlament gewählt. Im Zuge der Regionalwahlen dürfen die Bürger in London und vielen anderen Städten und Kreisen Englands neue Bürgermeister sowie Bezirks- und Gemeinderäte bestimmen.
Es sind die ersten Abstimmungen seit Beginn der Corona-Pandemie und dem vollständigen Brexit-Vollzug. Mit ersten Ergebnissen wird erst ab Freitag gerechnet. In vielen Regionen werden die Sieger sogar erst am Wochenende feststehen, weil wegen der Corona-Pandemie vielerorts strenge Auflagen für das Auszählen der Stimmen verhängt wurden.
Die größte Aufmerksamkeit erregt die Abstimmung in Schottland, könnte sie doch weitreichende Folgen für das Vereinigte Königreich zeitigen. Die Schottische Nationalpartei (SNP) von Regierungschefin Nicola Sturgeon hofft dabei auf eine absolute Mehrheit. Die Partei, die derzeit mit Duldung der schottischen Grünen regiert, fordert ein zweites Unabhängigkeitsreferendum für den britischen Landesteil - dazu braucht sie allerdings die Zustimmung aus London. Premierminister Boris Johnson lehnt das aber strikt ab.
Misstrauen gegen Boris Johnson
Der britische Regierungschef ist in Schottland denkbar unbeliebt. Einer neuesten Umfrage der Universität Bristol und des King's College London zufolge misstrauen drei Viertel der Schotten (72 Prozent) dem britischen Premier in Sachen Pandemiebekämpfung. Eine Mehrheit der Schotten (55 Prozent) glaubt zudem, dass die Regierung in London insgesamt keine gute Figur im Kampf gegen das Coronavirus gemacht habe.
Mit einer absoluten Mehrheit, so die Hoffnung der SNP, bekäme die Partei ein klares Mandat für das Referendum und könnte mehr Druck auf die Regierung in London ausüben. Bei einem ersten Referendum 2014 hatte sich noch eine Mehrheit von 55 Prozent der Schotten gegen die Abspaltung von der Union mit England, Wales und Nordirland ausgesprochen.
SNP vor absoluter Mehrheit?
Es dürfte spannend werden. "Die Umfragen legen eine 50:50-Chance für eine absolute SNP-Mehrheit nahe", schrieb am Mittwoch der Wahlforscher John Curtice von der Universität Strathclyde in Glasgow auf Twitter. Die Konservativen dürften demnach erneut auf Platz zwei landen. Platz drei belegt voraussichtlich die Labour-Partei, die einst in Schottland übermächtig war.
Sturgeon kann aber wieder auf die Unterstützung der Grünen hoffen, die laut Umfragen ihr Ergebnis bei dieser Wahl von sechs auf zehn Prozent der Zweitstimmen verbessern dürften. Bei der Wahl in Schottland gibt es ähnlich wie in Deutschland Erststimmen für die Wahl der Direktmandate und Zweitstimmen für Kandidaten, die über regionale Listen ins Parlament kommen.
Bei der Bürgermeisterwahl in London liegt Amtsinhaber Sadiq Khan von Labour in den Umfragen zuletzt deutlich vor seinem konservativen Herausforderer Shaun Bailey.
kle/sti (dpa, afp)