Spass und Geschäft
21. August 2009Flink schlagen Daniels Hände im Takt der Musik auf runde Knöpfe. Seine Schultern sind locker, die Bewegung kommt aus seinem Handgelenk. Auf einem Monitor kann er auf einem Laufband die Reihenfolge der Noten sehen. Doch musikalische Kenntnisse sind keine Voraussetzung für dieses Spiel - die Noten werden durch Farben ersetzt. "Pop'n Music“ heißt das Musikspiel. "Die Knöpfe reagieren empfindlicher als bei "Guitar Hero“, bei dem man auf einer Plastikgitarre nur Tasten drücken muss“, erklärt Oliver, ein anderer Spieler, der mehrere Tage auf der Gamescom sein wird.
Comic-Videos zum Selbermachen
Wer lieber seine künstlerische Kreativität ausleben möchte, kann das bei dem Spiel "Flipnote“. "Das ist im Prinzip wie ein Daumenkino“, erklärt Jonas, der aus dem Frankfurter Raum angereist ist. Mit einem Stift tippt man - ähnlich wie bei einem PDA - auf einen Monitor, wählt ein Werkzeug aus, etwa Pinsel oder Spraydose, und kann so eine kleine Geschichte erzählen. "Ich habe einfach angefangen, indem ich einen Hintergrund gemalt habe und bin jetzt dabei, ein Fahrrad über diesen Hintergrund laufen zu lassen.“ Schnell kann man so sein eigenes Comic-Video erstellen.
"Ich hoffe, dass ich hier mehr über solche Spiele erfahre, denn ich weiß noch nicht so viel. Und ich möchte natürlich einen guten Job machen“, lacht Sina aus Wiesbaden, die als Hostess auf der Messe arbeitet. Der Schüler Tim aus Köln ist mit seiner Klasse auf der Gamescom und findet die einfach nur "atemberaubend“. Er sitzt vor einem schnellen, luftgekühlten PC, auf dem ein Autorennspiel läuft. Stolz erzählt er von den Preisen, die er sich hier erspielt hat. "Ich habe schon ein Headset und zwei Schlüsselanhänger gewonnen. Ich hoffe, ich bekomme auch noch zwei Jacken“, sagt er. Dann konzentriert er sich wieder auf das Autorennspiel, die Hände fest am Lenkrad, das an den Computer angeschlossen ist.
Es geht ums Geschäft
Auf der größten Computerspielemesse in Europa dürfen die wichtigen Firmen der Branche natürlich nicht fehlen, wie zum Beispiel der Platzhirsch Microsoft, der sowohl Software als auch Spielkonsolen herstellt. Achim Berg, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, steht im sogenannten Business-Center der Messe, zu dem normale Spieler keinen Zugang haben. "Hier treffen wir unsere wichtigsten Handels- und Geschäftspartner, um mit denen Abschlüsse zu machen.“
Tanzen mit Anleitung
Während sich Microsoft-Mann Achim Berg um die Geschäfte kümmert, widmen sich andere Besucher der Messe ganz dem Vergnügen. An einem Stand stehen Jugendliche vor einem Monitor und schwenken ihre Arme in die Höhe. "Die tanzen gerade“, erklärt Caroline aus Frankreich. Offenbar schwingen bei diesem Spiel für die Konsole Nintendo Wii auch solche Menschen wild ihre Hüften, die sich sonst nicht auf die Tanzfläche trauen. Eine Figur auf dem Monitor macht die Tanzbewegungen vor. "Es ist ein großer Spass“, sagt Caroline, die diese Spiel als ihr Lieblingsspiel unter all den Body-Games bezeichnet.
Draußen scheint die Sonne, in den Hallen läuft die Klimaanlage. Trotzdem macht sich eine junge Frau Sorgen ums Wetter. "Es regnet, damit habe ich aber nicht gerechnet. Wo ist meine Regenbekleidung?“ Doch Sorge und Regen sind nur virtuell: Die Frau sitzt auf einem weißen Fahrrad und tritt eifrig in die Pedalen. Am Lenker ist die Kontrolleinheit einer Spielekonsole befestigt, davor ein Monitor. Doch auch auf der Wii will Radfahren erst gelernt sein: "Man muss schon ein bisschen Koordinationssinn mitbringen, sonst wird das hier nichts", sagt die Frau und versucht, angesichts der immer schnelleren Fahrt die Übersicht zu bewahren. "Ooohh, jetzt wird es komplizierter, es kommen Steine dazu …, aber so wird mir wenigstens warm.“
Beruf Spielentwickler
Doch auf der Gamescom kann man nicht nur neue Spiele testen oder Geschäfte machen. Felix Wittkopf ist nach Köln gereist, um Jugendliche für den Beruf des Spielentwicklers zu interessieren. Wittkopf arbeitet für die "Games Academy" in Berlin - nach eigenen Angaben die europaweit führende Ausbildungseinrichtung für Nachwuchsentwickler. "Wir präsentieren uns hier der Öffentlichkeit, um Talente zu erspähen. Umgekehrt wollen wir natürlich auch andere von uns überzeugen“; sagt Wittkopf. Die Games Academy ist eine private Ausbildungsstätte, finanziert sich also über die Gebühren der Schüler. Progammiertechnik und Wirtschaftswissen stehen auf dem Unterrichtsplan. Weltweit wurden allein im letzten Jahr Computerspiele für 40 Milliarden US-Dollar verkauft. Kein Wunder, dass die wachsende Branche zunehmend auch als Berufsfeld interessant wird.
Autorin: Jennifer Giwi
Redaktion: Andreas Becker