Spektakuläre Sotschi-Show
7. Februar 2014Die kleine Panne passierte ausgerechnet kurz bevor Russlands Präsident Wladimir Putin seinen ersten Auftritt hatte: Von den fünf Sternen, die in die Olympischen Ringe aufgehen sollten, versagte einer seinen Dienst. Am Ende sah es wie ein verzerrtes Audi-Logo aus. Dann kam Putin ins Bild, der dem IOC-Präsidenten Thomas Bach die Hand schüttelte und sehr angespannt wirkte.
40.000 Zuschauer im Fischt-Stadion in Sotschi und rund 3 Milliarden Fernsehzuschauer weltweit verfolgten das zweieinhalbstündige Spektakel, bei dem zu Beginn das kyrillische Alphabet aufgezeigt und bei den jeweiligen Anfangsbuchstaben russische Persönlichkeiten oder Errungenschaften genannt wurden. Der Buchstabe "P" stand übrigens für Puschkin, nicht für Putin.
Deutschland: die Regenbogen-Nation
Der längste Programmpunkt war - wie immer bei den Eröffnungsfeiern - der Einlauf der Nationen. Rund 2.900 Sportler aus 88 Ländern spazierten alphabetisch ein, bei einigen Teams, wie den amerikanischen Virgin Islands, war es sogar nur eine einzige Teilnehmerin. Dabei kamen die Athleten nicht vom Stadionrand, wie sonst üblich, sondern aus einer ausgefahrenden Rampe direkt aus der Mitte in die Arena.
Das deutsche Team fiel auf. Zum einen wegen seiner Größe - 153 Athleten nehmen diesmal teil - und vor allem wegen seines quietschbunten Outfits in Regenbogen-Farben. Die Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch, die am besten vermarkteste deutsche Wintersportathletin, führte die Mannschaft fahneschwenkend an.
Mädchenband Tatu: "Ihr kriegt uns nicht"
Das Gastgeberland, das noch kurz vor Beginn einige Teilnehmer nachnominiert hat und damit vor den USA das größte Team stellt, bekam natürlich am meisten Applaus. Stolzer Fahnenträger: Bobpilot Alexander Subkow. Die Russen liefen zu einem Song der Mädchenband t.A.T.u. auf, die offen mit ihrem lesbischen Image spielt. Der Refrain des Liedes lautete "Ihr kriegt uns nicht" - eine Ansage für den Medaillenspiegel? Der Auftritt des Pop-Duos entbehrt vor dem Hintergrund des umstrittenen Anti-Homosexuellen-Gesetzes in Russland nicht einer gewissen Ironie.
Ebenso der (kurze) Auftritt der Maskottchen, eine Troika aus Polarbär, Schneehase und Schneeleopard. Die drei Tiere würden sofort an Russland erinnern und einen guten Eindruck von den Spielen vermitteln, so die Meinung der Organisatoren vor Beginn der Spiele. Bewohner des Austragungsortes der Wettkämpfe kritisierten die Auswahl aber, da die Tiere in keiner Beziehung zu Sotschi stünden. Sie entschieden sich in einer inoffiziellen Abstimmung mehrheitlich für einen anderen Kandidaten, einen Delfin auf Skiern, der bei der Eröffnungsfeier natürlich nicht dabei war.
Passagierflugzeug entführt
Mitten während der Eröffnungsfeier wurde über Medien bekannt, dass ein türkisches Passagierflugzeug entführt worden war. Ein Mann soll nach unbestätigten Meldungen mit einer Bombe gedroht und eine Umleitung des Flugzeugs nach Sotschi gefordert haben. Der Täter konnte jedoch überwältigt werden. Ungestört dessen wurde im Fischt-Stadion in künstlerisch höchst aufwendigen Inszenierungen die Geschichte Russlands, von der Epoche unter Zar Peter dem Großen über die Novemberrevolution 1917 bis in die Moderne, nacherzählt.
Besetzt mit prominenten russischen Künstlern war es ein musikalischer und tänzerischer Auftritt auf höchstem Niveau. Auch der russische Opernstar Anna Netrebko durfte ran, die, zusammen mit einem Männerchor, die Olympische Hymne auf Russisch sang. Unter dem Motto "Dreams of Russia" war es eine gelungene Eröffnungsfeier, jedoch fehlten die Emotionen. Für die sorgen hoffentlich die Sportler in den nächsten gut zwei Wochen mit ihren Leistungen.
Tretjak und Rodina entzündeten das Feuer
Mit Spannung wurde erwartet, wer denn nun die Fackel die letzten Meter tragen und das Olympische Feuer entzünden würde. Das gut behütete Geheimnis entpuppte sich als ein Paar: die Eishockey-Torwartlegende Wladislaw Tretjak und Eiskunstlauf-Größe Irina Rodnina.