Spenden für Wiederaufbau von Notre-Dame
16. April 2019Privatpersonen und Unternehmen haben an die 600 Millionen Euro zugesagt, um bei der Wiederherstellung der Kathedrale Notre-Dame zu helfen. Der französische Luxuskonzern Kering, zu dessen Marken Yves Saint Laurent und Gucci gehören, startete noch in der Nacht eine Kampagne mit dem Versprechen von 100 Millionen Euro. Am Dienstag folgte ein 200-Millionen-Euro-Zusage der LVMH-Gruppe und der Familie des Firmengründers Bernard Arnault. Der französische Ölriese Total will 100 Millionen Euro beitragen und die Haupteigner des Kosmetikkonzerns L'Oréal, die Familie Bettencourt, versprach 200 Millionen Euro.
Zusagen von anonymen Spendern gingen auch an Gruppen wie die privat geführte French Heritage Foundation, die bereits Zusagen in Höhe von 1,6 Millionen Euro verzeichnete. In bescheidenerem Umfang hatte ein von einem "anonymen Pariser" auf der Fundraising-Plattform Leetchi aufgelegter Fonds am Dienstag Mittag 20.000 Euro erreicht. Und die ungarische Stadt Szeged versprach, 10.000 Euro für den Wiederaufbau zu spenden, in Anerkennung der Hilfe, die sie von der französischen Hauptstadt nach einer verheerenden Flut im Jahr 1879 erhielt.
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte an, dass die Stadt 50 Millionen Euro freisetzen würde, und schlug vor, in den kommenden Wochen eine internationale Geberkonferenz abzuhalten, um die Zusagen zur Wiederherstellung des weltberühmten gotischen Bauwerks zu koordinieren.
Unterstützung und Spendenaufruf aus Deutschland
In Berlin hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Hilfen beim Wiederaufbau angeboten. Deutschland sei "gerne bereit, dass wir gemeinsam an dem Wiederaufbau mitwirken, auch mit deutscher Expertise, mit deutscher Erfahrung". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Bürger Deutschlands und Europas ebenfalls dazu auf, den Wiederaufbau der Kathedrale zu unterstützen. "Es ist nicht nur ein großes Bauwerk, es ist ein großes europäisches Wahrzeichen, Wahrzeichen europäischer Kultur und ein wichtiges Dokument europäischer Geschichte", sagte Steinmeier.
Der Großbrand an der Kathedrale ist komplett gelöscht. Nun müssten Experten das Ausmaß der Schäden prüfen, sagte der Sprecher der Feuerwehr, Gabriel Plus. Laurent Nunez, Staatssekretär im Innenministerium, sagte zuvor, Experten und Architekten untersuchten, ob die Kathedrale stabil sei. Mit Lasertechnik untersuchen Teams die Struktur des Baus.
Das Feuer war am frühen Montagabend gegen 18.50 Uhr aus noch ungeklärter Ursache auf dem Dachboden ausgebrochen. Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem Unglück aus, möglicherweise ausgelöst durch Bauarbeiten am Dach. Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus und griffen auf den Vierungsturm mitten auf dem Dachfirst über. Kurz darauf brach der mehr als 90 Meter hohe Spitzturm in sich zusammen, bald gefolgt von weiten Teilen des hölzernen Dachstuhls.
Macron verspricht Wiederaufbau
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich vorsichtig optimistisch: "Das Schlimmste konnte verhindert werden", sagte der Staatschef bei einem Besuch am Unglücksort. Die Fassade und die beiden Glockentürme seien dank des beherzten Einsatzes der Feuerwehr nicht eingestürzt.
Die Kathedrale liegt auf der Île de la Cité, einer Insel in der Seine mitten im Zentrum von Paris. Sie zählt zu den zentralen Touristenattraktionen in Paris mit Millionen von Besuchern jährlich. Ihre Geschichte reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Fast 200 Jahre vergingen bis zur Fertigstellung von Notre-Dame. Für die Franzosen ist die Kathedrale das Herz von Paris und neben dem Eiffelturm das Wahrzeichen der Stadt.
qu/ust/stu (dpa, rtr, afp, ape)