Spielabbruch wegen Langeweile
2. Dezember 2015Fußballspiele wurden schon aus vielen Gründen abgebrochen: ein auf den Schiedsrichter geworfener Plastikbecher, auf den Platz stürmende Fans, ein heftiger Wintereinbruch, ein gebrochener Pfosten. Aber ein Abbruch, weil das Spiel zu langweilig war? Das gab es noch nicht - bisher. Laut der italienischen Sportzeitung #link:http://www.gazzetta.it/Calcio/Estero/30-11-2015/mauritania-finale-coppa-presidente-rigori-1301131932499.shtml:"Gazetta dello Sport"# soll in Mauretanien das nationale Supercup-Spiel zwischen den Mannschaften Tevragh-Zeina and ACS Ksar in der 63. Spielminute beim Stand von 1:1 abgebrochen worden sein - vom Staatspräsidenten höchstpersönlich.
Proteststurm in Mauretanien
General Mohamed Ould Abdel Aziz, seit 2008 Staatschef von Mauretanien, habe die Partie dermaßen gelangweilt, dass er von der Tribüne aus vorzeitig ein Elfmeterschießen angeordnet habe, schreibt die "Gazetta". Aus dem ging die Mannschaft von Tevragh-Zeina später als Sieger hervor. Das Spiel fand am Nationalfeiertag, dem 55. Jahrestag der Unabhängigkeit des afrikanisches Landes von Frankreich, statt.
Absage aus "organisatorischen Gründen"
Die Ungeduld von Abdel Aziz löste einen Proteststurm in seiner Heimat aus. Der Präsident des mauretanischen Fußballverbands Ahmed Ould Abderrahmane widersprach der Darstellung: "Ich bestreite eine Intervention des Präsidenten der Republik aufs Entschiedenste. Die Entscheidung erfolgte aus organisatorischen Gründen in Abstimmung mit den Präsidenten und Trainern beider Mannschaften." Eine Anfrage der DW an den Fußballverband von Mauretanien blieb zunächst unbeantwortet. Eine Woche nach unserem Bericht meldete sich die Botschaft Mauretaniens mit einer Erklärung via Email: Eine fehlende Beleuchtung im Stadion sowie ein "für diese Jahreszeit ungewöhnlich frühzeitiger Einbruch der Dunkelheit" seien ursächlich für den Spielabbruch gewesen.
jw/sn (mit sid/dpa/Gazzetta)