Sport und Politik: Nicht immer zu trennen
Arsenal-Profi Mesut Özil hat mit seinem Tweet über das Schicksal der Uiguren in China für Aufsehen gesorgt. Er ist nicht der einzige Sportler, der seine politische Haltung publik macht. Nicht immer ist das glücklich.
Mesut Özil
Dieser Tweet schlägt hohe Wellen: Fußball-Profi Mesut Özil hatte der chinesischen Regierung vorgeworfen, die muslimische Minderheit der Uiguren in der Provinz Xinjiang zu verfolgen und in Arbeitslager zu sperren. Die Reaktion aus China ließ nicht lange auf sich warten: Die Live-Übertragung der Partie zwischen Özils FC Arsenal und Manchester City wurde kurzerhand abgesetzt.
Dennis Rodman
Schon mehrfach hat der Basketballer und ehemalige NBA-Star Dennis Rodman mit Reisen nach Nordkorea für Aufsehen und Unverständnis in den USA gesorgt. Seine freundschaftliche Beziehung zu Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un kam in der Heimat nicht gut an. Rodman wurde unter anderem vorgeworfen, sich wie eine Marionette behandeln zu lassen.
Ilkay Gündogan und Mesut Özil
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat sich bei seinem Besuch in London im Mai 2018 auch mit den deutschen Fußballnationalspielern Ilkay Gündogan (links) und Mesut Özil (2. von links) getroffen. Das Treffen der beiden Sportler so kurz vor der Fußball-WM sorgt für Wirbel. In der Türkei stehen Ende Juni Präsidentschaftswahlen an. Erdogan will seine Macht weiter ausbauen.
Berti Vogts
Bei der Fußball WM 1978 in Argentinien trat der damalige Nationalspieler und spätere Nationaltrainer Berti Vogts in ein politisches Fettnäpfchen: "Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen", sagte Vogts über ein Land, in dem die Junta damals massenhaft Oppositionelle folterte und ermordete. Dieses Zitat wurde Vogts nie wieder los.
Felix Baumgartner
Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner, vor allem bekannt für seinen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre aus knapp 40 km Höhe, sorgte Anfang 2016 für einen Sturm der Entrüstung: In einem Facebookpost hatte er den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán indirekt für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Der Politiker ist für seine rigorose Flüchtlingspolitik bekannt.
Schweizer Nationalmannschaft
Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft 1996: Die Schweizer Fußballer entrollen während der Nationalhymne beim Spiel gegen Schweden ein Transparent "Stop it Chirac". Sie wollen damit gegen die französischen Atombombentests im Südpazifik demonstrieren. Die spontane Aktion, die im Nachhinein für mächtig Ärger sorgt, soll vom damaligen Bayern-Spieler Alain Sutter initiiert worden sein.
Paolo di Canio
Der ehemalige italienische Fußballstar Paolo Di Canio gilt als bekennender Faschist. In seiner aktiven Zeit als Profi bei Lazio Rom hat er seine Fans im Stadion mehrmals mit ausgestrecktem rechten Arm gegrüßt. In Deutschland nennt man das Hitlergruß. In Italien erinnert es an Benito Mussolini, den ehemaligen Führer Italiens. Auf Di Canios Oberarm prangt ein Tattoo, das diesen huldigt.
Josip Simunic
Der kroatische Nationalspieler und ehemalige Bundesligaprofi Josip Simunic sorgte Ende 2013 nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen Island für hässliche Szenen. Der 35-Jährige brüllte in Zagreb eine Ustascha-Parole ins Mikrofon. Die Ustascha war ein 1929 in Kroatien gegründeter nationalistisch-terroristischer Geheimbund mit Nähe zum faschistischen Italien und nationalsozialistischen Deutschland.
Colin Kaepernick
Im August 2016 stand Colin Kaepernick für die US-amerikanische Nationalhymne, die vor jedem Spiel gespielt wird, nicht auf. Im Gegenteil: Der Quarterback der San Francisco 49ers kniete sich aus Protest gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze hin. Es kam zum Eklat, befeuert durch Tweets des US-Präsidentschaftskandidat Trump. In der neuen Saison bekam Kaepernick keinen neuen Vertrag mehr.
Muhammad Ali
Muhammad Ali verweigerte einen Kriegseinsatz für die US-Armee in Vietnam 1967. Auf Kaution kam er aus dem Gefängnis, seine Boxsperre hatte jedoch bis 1970 Bestand. Lange bevor die Mehrheit in den USA den verlustreichen Kriegseinsatz verurteilte, hatte Ali deutlich Stellung bezogen. Mit der Zeit wurde er zum Symbol für den Protest gegen den Vietnamkrieg, aber auch für die Bürgerrechtsbewegung.
Tommie Smith und John Carlos
Das Bild der beiden US-amerikanischen 200-Meter-Läufer Tommie Smith (2.v.r.) und John Carlos (r.) ist zur Ikone geworden. Bei der Siegerehrung der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko City recken sie die Faust im schwarzen Handschuh nach oben, das Zeichen das Black-Power-Bewegung, die sich für politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit der schwarzen Bevölkerung einsetzt.
Cathy Freeman
Sechs Jahre bevor die australische Läuferin Cathy Freeman bei Olympia in Sydney zur Nationalheldin wird, bringt sie Teile der konservativen Bevölkerung gegen sich auf. 1994 bei den Commonwealth Games geht Freeman, selbst eine Aborigine, mit der Flagge der australischen Ureinwohner auf die Ehrenrunde. Sie will damit auf die Benachteiligung ihrer Volksgruppe in der Gesellschaft aufmerksam machen.
Feyisa Lilesa
Als Feyisa Lilesa beim Olympia-Marathon in Rio als Zweiter über die Ziellinie läuft, hebt er die überkreuzten Arme, die Hände zu Fäusten geballt. Der Äthiopier möchte mit dieser Geste auf das Unrecht hinweisen, dass dem Volksstamm der Oromo in seiner Heimat widerfährt. Obwohl sie die größte Volksgruppe des Landes sind, haben sie politisch kaum Einfluss. Proteste werden gewaltsam niedergeschlagen.