LKW-Schleuser-Spur führt nach Deutschland
31. August 2015Nach dem grausigen Tod von 71 Flüchtlingen in einem Lastwagen in Österreich ermitteln die zuständigen Behörden auf Hochtouren - und eine Spur führt nach Deutschland. Einer der mutmaßlich verantwortlichen Schleuser sei schon seit einiger Zeit im Visier der bayerischen Justiz, bestätigte ein Behördensprecher einen entsprechenden Bericht des Nachrichtenportals "Spiegel Online". Bei diesem Mann handelt es sich dem Bericht zufolge um einen 29-jährigen Bulgaren. Auf ihn stießen die deutschen Sicherheitsbehörden in den vergangenen Jahren mehrfach im Zusammenhang mit Straftaten, unter anderem auch Menschenschmuggel.
Der Verdächtige soll demnach Ende Juli an Bord eines Klein-Lastwagens mit 38 Flüchtlingen gewesen sein, den Beamte des Bundesamts für Güterverkehr auf der Autobahn 3 in Bayern angehalten hatten. Der Mann konnte zusammen mit einem Mittäter allerdings entkommen; er wurde daraufhin zur Fahndung ausgeschrieben. In dem Fahrzeug wurde laut dem Bericht eine ungarische Kurzzeitzulassung gefunden, die auf den 29-Jährigen ausgestellt war. Die Staatsanwaltschaft Deggendorf ermittele daher gegen ihn wegen gewerbsmäßigen Einschleusens.
Unterste Ebene eines internationalen Schlepperrings
Auch ein zweiter nach der Flüchtlingstragödie von Österreich festgenommener Verdächtiger soll sich nach Informationen von "Spiegel Online" schon einmal in Deutschland aufgehalten haben. Die Daten des heute 28-jährigen Afghanen wurden demnach von der Bremer Polizei erfasst, weil er sich illegal in Deutschland aufhielt. Zudem führte er ein in Ungarn ausgestelltes Identitätspapier mit sich.
Die beiden Männer sollen zu den beiden unteren Ebenen eines bulgarisch-ungarischer Schlepperrings gehören. In Ungarn wurden bislang insgesamt fünf Verdächtige festgenommen, vier Bulgaren und ein Afghane - darunter auch der in Bayern gesuchte. Die Leichen der 59 Männer, 8 Frauen und 4 Kinder waren am Donnerstag auf der Ladefläche eines Lastwagens an der Autobahn 4 im österreichischen Burgenland entdeckt worden. Bei den Opfern handelt es sich nach Einschätzung der Behörden wahrscheinlich um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. Der LKW hatte ein ungarisches Kennzeichen und das Logo eines slowakischen Geflügelhändlers.
Die österreichische Regierung reagierte nach dem tragischen Fund unterdessen mit Kontrollen in der Grenzregion, um Flüchtlinge in Lastwagen und Kleinbussen ausfindig zu machen und Schlepperbanden zu stoppen. In wenigen Stunden wurden fünf mutmaßliche Schleuser aufgegriffen und mehr als 200 Einwanderer entdeckt.
pab/jj (dpa, afp, SPON)