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HIV-Test mit 50 Plus

Gudrun Heise
29. November 2019

Viele Menschen lassen sich erst sehr spät auf HIV testen. Die Infektion kann dann schon etliche Jahre zurückliegen. Je mehr Zeit vergangen ist, umso schwieriger ist eine erfolgreiche Therapie.

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Deutschland Aidshilfe in Frankfurt am Main
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Warum gehen zu viele Menschen zu spät zu einem HIV-Test? Ein häufiger Grund ist das Stigma, das noch immer mit dieser Erkrankung verbunden ist. Gerade Menschen im Alter von 50 oder 60 Plus haben oft Angst davor, diskriminiert und schief angesehen zu werden, falls der Test positiv ausfällt. "Das gilt insbesondere für Menschen, die in kleineren Kommunen oder etwa auf dem Land leben", sagt Norbert Brockmeyer vom Zentrum für sexuelle Gesundheit in Bochum. "Sie trauen sich dann oft nicht, zum Arzt zu gehen, zumindest nicht in ihrem eigenen sozialen Umfeld."

In einem solchen sozialen Umfeld ist oft schon Homosexualität ein Problem, geschweige denn eine Infektion mit HIV, die manche noch immer direkt mit AIDS gleichsetzen.

Test für den neuen Partner

Im Großen und Ganzen gibt es zwei Gruppen von Menschen, die erst im späteren Verlauf ihres Lebens einen HIV-Test machen. Die einen haben eine relativ frische HIV-Infektion, andere wiederum sind schon seit geraumer Zeit mit HIV infiziert. "Darunter sind auch einige, die es nicht für möglich gehalten haben, dass sie HIV-positiv sein könnten und deshalb zunächst nicht zum Test gegangen sind", erklärt Brockmeyer. Etwa 30 Prozent aller Diagnosen seien Spätdiagnosen.

Neue Partner, neue Sexualität?

Einige Menschen im Alter von 50, 60 oder älter wollen in ihrem späteren Leben die 'freie Liebe' leben und haben wechselnde Partner. Vor allem Männer zieht es etwa im Urlaub ins Ausland, etwa nach Afrika oder Asien, wo sie dann häufig auch Sex mit Einheimischen haben, und diese Länder haben nach wie vor die weltweit höchsten HIV-Infektionsraten. Ohne ausreichenden Schutz kann HIV schnell zu einem nicht-gewollten Souvenir führen. 

Infografik HIV weltweit 2018 DE
Asien und Afrika haben weltweit die höchsten HIV-Infektionsraten

Deutliche Symptome

Oft sind die Hinweise auf eine HIV-Infektion so eindeutig, dass eine Untersuchung unumgänglich ist und die Diagnose dann nur noch eine Bestätigung bringt. Symptome können beispielsweise Kaposi Sarkome sein oder auch Herpes Zoster, also Gürtelrose. Es kann zu Nierenproblemen kommen, zu Leber- oder Augenerkrankungen. Es kann sich sogar eine schwere Lungenentzündung entwickeln.

Dermatologie Medizin Kapsoi Sarkom
Das Kaposi-Syndrom ist eine Krebserkrankung, die vor allem bei AIDS auftrittBild: picture-alliance/dpa

"Mit dem Alter kommt die eine oder andere Krankheit. Es ergibt sich dann eine Art Potpourri aus bereits bestehenden Erkrankungen, und Erkrankungen, die neu hinzukommen", sagt Brockmeyer. Menschen von 50 oder 60 Plus müssen oft regelmäßig Medikamente einnehmen. Dann besteht die Gefahr von Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen der einzelnen Medikamente. "Das macht die Therapie schwieriger. Es muss sehr darauf geachtet werden, wie der Patient therapiert wird, wenn eine Behandlung zwingend erforderlich ist", erklärt der Aids-Experte. Der Arzt müsse in solchen Fällen viel stärker individualisiert therapieren als bei jüngeren Patienten, die eine vergleichsweise robuste Gesundheit hätten.

Schutz vor HIV

Ein guter Schutz vor einer HIV-Infektion ist nach wie vor das Kondom. Daneben gibt es die PrEP, die Präexpositionsprophylaxe. Dabei nimmt die Person zwei Medikamente, die zusammen in einer Tablette sind. Damit kann eine Infektion bei genauer Einnahme zu über 95 Prozent verhindert werden.

HIV-Selbsttest
Für einen HIV-Test ist nur ein Tropfen Blut nötigBild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen

Im Internet gibt es Risikotests, in denen es um verschiedene Probleme und Fragen im Zusammenhang mit HIV geht. "Vielen ist überhaupt nicht klar, welches Risiko sie haben", weiß Brockmeyer "und dass es Angebote zu Vorsorge-Untersuchungen gibt, zur Nutzung von PrEPs, zur Nutzung von Kondomen oder auch für einen HIV-Test.

"Wir müssen Angebote schaffen, die auch Menschen von 50 und 60 Plus ansprechen, sie zu einem Test führen und zu einer Diagnose", erklärt Brockmeyer. "Diese Angebote sollten so angelegt sein, dass die Menschen keine Angst haben müssen, stigmatisiert zu werden."