Co-Pilot führte Absturz absichtlich herbei
26. März 2015Auf einer Pressekonferenz in Marseille sagte Staatsanwalt Brice Robin, man müsse aufgrund der Informationen des Stimmenrecorders davon ausgehen, dass der Co-Pilot Andreas L. "die Zerstörung des Flugzeugs bewusst eingeleitet" habe.
Etwa 20 Minuten nach dem Start des Airbus in Barcelona habe der Pilot das Cockpit verlassen. Kurz danach habe der 28-jährige Co-Pilot das Flight Monitoring System bedient und den Sinkflug eingeleitet. Eine Veränderung der Flughöhe könne nur vorsätzlich erfolgen, sagte Robin.
Co-Pilot war lebendig
Als der Pilot zur verriegelten Cockpit-Tür zurückgekehrt sei, habe der Co-Pilot keine Antwort gegeben. Bis zum Aufschlag der Maschine sei im Stimmenrecorder das Atemgeräusch des Co-Piloten zu hören. Dieser sei also bis zum Aufprall lebendig gewesen. Der Co-Pilot habe auch eine Anfrage des Towers in Marseille nicht beantwortet. Der Pilot habe vergeblich versucht, die Tür zum Cockpit einzutreten.
Die Insasssen hätten den bevorstehenden Absturz erst "im allerletzten Moment" bemerkt. Erst "im allerletzten Moment" habe es Schreie gegeben, so Robin.
Auch nach Einschätzung der deutschen Bundesregierung wurde der Absturz absichtlich vom Co-Piloten ausgelöst. Dies bestätigte Verkehrsminister Alexander Dobrindt. Deutsche Experten für Flugunfalluntersuchungen wirkten in Frankreich an der Auswertung des Stimmenrekorders der Unglücksmaschine mit, sagte er in Berlin. Nun richte sich die Hoffnung darauf, dass die zweite Black Box mit den technischen Daten gefunden wird. Die von der französischen Staatsanwaltschaft rekonstruierte Hergang des Unglücks sei "mehr als erschütternd".
"Kein terroristischer Hintergund"
Nach Angaben des französischen Staatsanwalts ermittelten die Behörden nun nicht mehr wegen Totschlages, sondern gingen von willentlicher Tötung aus. Es seien bisher keine Verbindungen zu Terroristen oder Extremisten bekannt. Auch Bundesinnenminister Thomas de Maiziere erklärte in Berlin, bei dem Co-Piloten gebe es nach derzeitigen Erkenntnissen keinen terroristischen Hintergrund.
Der Airbus war am Dienstag auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf abgestürzt. 150 Menschen kamen ums Leben.
Co-Pilot unterbrach seine Ausbildung
Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich fassungslos. Vor Journalisten sprach er von einem "tragischen Einzelfall", der für den Lufthansa-Konzern "nicht vorstellbar" gewesen sei. Der 28-jährige Co-Pilot habe das für den Lufthansa-Konzern übliche Auswahlverfahren durchlaufen und alle "kognitiven, technischen und psychologischen Anforderungen" erfüllt sowie sämtliche Tests bestanden. Er habe seine Ausbildung 2008 begonnen und war seit 2013 Co-Pilot im Einsatz.
In der Ausbildung gab es laut Spohr vor sechs Jahren eine längere Unterbrechung. Danach sei seine Eignung aber noch einmal festgestellt worden. So etwas sei aber nicht unüblich, so Spohr. Zu den Gründen für die Unterbrechung dürfe er keine Auskunft geben.
Ein Erklärung für das Verhalten des Co-Piloten konnte Spohr nicht nennen. "Wir haben keinerlei Erkenntnisse darüber, was den Co-Piloten zu dieser schrecklichen Handlung veranlasst haben könnte", sagte er. Über Motive könne nur spekuliert werden. "Wir stehen vor einem riesigen Rätsel."
Hinterbliebene am Unglücksort
Angehörige und Freunde der Opfer reisten derweil zur Unglücksstelle in den französischen Alpen. Mit zwei Sonderflügen von Düsseldorf und Barcelona wurden sie zunächst nach Marseille geflogen, wie die Lufthansa in Frankfurt mitteilte. Am Absturzort in der Nähe von Digne sollen sie dann so nahe wie möglich an die Unfallstelle herangeführt werden. Der direkte Zugang zu der Absturzstelle ist aber nicht möglich.
kle/mm (rtr, afp, dpa, Phoenix)