Staatsanwaltschaft fordert Haft für Thomas Middelhoff
30. Oktober 2014Im Prozess gegen den ehemaligen Spitzenmanager und einstigen Arcandor-Chef Thomas Middelhoff hat die Staatsanwaltschaft Essen eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und drei Monaten gefordert. Die Ankäger sahen es als erwiesen an, dass er sich in 44 Fällen der teils schweren Untreue und in drei Fällen der Steuerhinterziehung schuldig gemacht habe.
Seinem ehemaligen Arbeitgeber habe er einen enormen Gesamtschaden hinterlassen: 808.565 Euro sollen es sein. Da er etwa mit dem Charterflieger auf Firmenkosten aus privaten Motiven nach New York geflogen sei oder mit dem Hubschrauber zu seiner Arbeitsstelle in Essen. Allein eine einzige New-York-Reise habe ein Loch von rund 95.000 Euro in der Firmen-Kasse hinterlassen, sagte Staatsanwältin Daniela Friese. Gleichzeitig sei bei Karstadt ein Sanierungstarifvertrag umgesetzt worden, durch den eine durchschnittliche Kassiererin im Jahr durch Lohnkürzungen rund 3600 Euro weniger verdient habe. Middelhoff habe mit einem einzigen Flug "verpulvert, was 25 Verkäuferinnen eingespart haben", sagte Friese. Middelhoff hat die Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen. Seine Verteidiger erhalten am kommenden Donnerstag das Wort.
"Trotz Insolvenz Einsparungen verpulvert"
Der heute 61-Jährige hatte 2005 die Führung des angeschlagenen Karstadt-Quelle-Konzerns übernommen. Er startete ein umfangreiches Umbau- und Kostensenkungsprogramm. Der Konzern wurde in Arcandor umbenannt. 2009 wurde Middelhoff an der Firmenspitze abgelöst, wenig später musste Arcandor Insolvenz anmelden.
Zuvor hatte der gebürtige Düsseldorfer insgesamt 16 Jahre lang im Dienst von Bertelsmann gestanden, von 1998 bis 2002 als Chef des Medienkonzerns. Middelhoffs Börsenpläne gefielen aber dem damaligen Firmenpatriarchen Reinhard Mohn nicht. Der vor allem daraus entstandene Streit führte schließlich zur Trennung.
pab/ml (afp, dpa, rt)