Standortbestimmung gegen Uruguay
29. Mai 2011In der Bundesliga ist der letzte Ball gespielt, die Fußballer verabschiedeten sich in ihre wohlverdiente Sommerpause - nicht aber die deutschen Nationalspieler. Für sie wird es noch mal ernst. Noch nicht am Sonntag (29.05.2011) in Sinsheim gegen das Nationalteam von Uruguay, wohl aber danach in den beiden EM-Qualifikationsspielen: Am kommenden Freitag (03.06.2011) geht es für die Elf von Bundestrainer Joachim Löw auf dem Weg zur Euro 2012 in Polen und der Ukraine in Wien gegen Österreich, vier Tage später (07.06.2011) in Baku gegen Aserbaidschan.
Uruguay zum Einspielen
Joachim Löw sieht den Test gegen Uruguay deshalb keineswegs locker. "Alles wird auf den nächsten Freitag gegen Österreich ausgerichtet sein", kündigte der Bundestrainer in Frankfurt am Main an, wo seine 22 Spieler die Vorbereitung auf den Länderspiel-Dreierpack zum Abschluss einer langen und strapaziösen Saison aufnahmen. "Wir wollen das Spiel nutzen, nach der ungewohnten Situation in die Gänge zu kommen", erklärte Löw, für den nicht nur durch den ungünstigen Terminplan einige Ungewissheiten bleiben. "Wir hatten seit zwei Wochen kein Pflichtspiel, da nimmt man so einen Härtetest vor den Qualifikationsspielen gerne an", betonte Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm. "Die Termine sind nicht glücklich, aber wir müssen damit leben", formulierte Arne Friedrich die Haltung des Teams.
Löw plant Debüts
Marco Reus von Borussia Mönchengladbach und der Schalker Benedikt Höwedes können gegen Uruguay ihr Nationalmannschaftsdebüt feiern. Durch eine gute Leistung wollen sich die beiden Neulinge beim Bundestrainer für die anstehenden Aufgaben empfehlen. "Die EM ist sicher das Ziel, auch wenn sie für mich noch ganz weit weg ist. Ich will mich zunächst mal im Kreis der Nationalmannschaft integrieren", sagte Reus, doch durchstarten konnte er nicht. Nach einer ärztlichen Untersuchung musste der 21-Jährige wegen muskulärer Probleme beim ersten Training ebenso passen wie Lukas Podolski. Der Kölner absolvierte wegen einer Knöchelblessur wie Reus nur ein individuelles Programm im Teamquartier.
Höwedes, der bereits auf gepackten Koffern für den Urlaub saß, als ihn Löw telefonisch von seiner Nachnominierung unterrichtete, wird mit ziemlicher Sicherheit schon bei der Neuauflage des kleinen WM-Finales um Platz drei gegen Uruguay zum Einsatz kommen. "Wenn man als Nationalspieler die Nationalhymne hört, das ist doch das Größte, was man als Fußballer erreichen kann. Dafür sagt man gerne seinen Urlaub ab", meinte der Defensivspieler von Schalke 04.
Khedira muss noch passen
Sami Khedira konnte nach einem Muskelriss im Oberschenkel zumindest das Aufwärmprogramm mit der Mannschaft bestreiten, ehe er ein persönliches Aufbautraining absolvierte. Gegen Uruguay ist sein Einsatz noch kein Thema. Ob es für die beiden EM-Ausscheidungsspiele reichen kann, "wird sich erst kommende Woche entscheiden", berichtete Löw.
Der Bundestrainer will im mit 25.655 Zuschauern ausverkauften Stadion von 1899 Hoffenheim gegen den zweimaligen Weltmeister Uruguay, neben den beiden Debütanten, weitgehend seine Stammelf aufbieten, die sich einspielen soll. Inzwischen deutet nichts mehr auf eine Rückkehr des bald 35 Jahre alten Michael Ballack auf den EM-Zug hin. "Ende März haben wir uns ausgetauscht, alle Dinge angesprochen. Alles andere werde ich dann
mitteilen, wenn es in Absprache mit Michael Ballack der richtige Zeitpunkt ist", erklärte Löw nochmals vielsagend.
Testspiel-Statistik aufbessern
Beim Benefizspiel gegen Uruguay, bei dem das Nationalteam 4,3 Millionen Euro für Stiftungen des DFB und der Liga einspielt, möchte der WM-Dritte von Südafrika zudem die ernüchternde Testspiel-Serie beenden. Das Missverhältnis vor dem letzten Freundschaftsspiel der Spielzeit 2010/2011 ist eklatant: Fünf Siegen in den Punktspielen der EM-Qualifikation stehen vier sieglose Testpartien gegenüber. Die Erinnerung an Uruguay mit WM-Star Diego Forlan ist noch frisch. Im Vorjahr siegte das DFB-Team im "kleinen Finale" in Port Elizabeth durch Tore von Thomas Müller, Marcell Jansen und Khedira mit 3:2. "Sie haben vielleicht das beste Zweikampfverhalten aller Nationen, sind Nummer sieben der Welt", pries Löw die Südamerikaner. Allerdings hat Deutschland erst einmal gegen Uruguay verloren – vor 83 Jahren mit 1:4.
Autor: Calle Kops (mit sid/dpa)
Redaktion: Stefan Nestler