Dirigent Gennadi Roschdestwenski ist tot
16. Juni 2018Zuletzt arbeitete Gennadi Roschdestwenski am Tschaikowski-Konservatorium in seiner Heimatstadt Moskau. Dort sei der berühmte Dirigent am Morgen nach langer Krankheit gestorben, teilte das Institut mit.
"Einfach ein Mensch"
Nicht nur in der Heimat, auch auf internationalem Parkett wurde der Russe hoch geschätzt. Denn ihm ging es nie um seine Rolle im Dirigentenolymp oder die Aufpolierung persönlicher Markenzeichen, sondern immer nur um die Musik. "Ich, eine Ikone? Es klingt ja sehr schön, eine Ikone zu sein", sagte Roschdestwenski 2016 in einem Interview der "Neuen Musikzeitung", als er auf seinen legendären Status angesprochen wurde. "Andererseits ist es sehr kompliziert, denn eine Ikone betet man an. Ich aber habe zumeist etwas mit einem Orchester zu tun. Und mit Musik. Ich bin also lieber ganz einfach ein Mensch."
Debüt am Dirigentenpult mit 20
Schon Gennadi Roschdestwenskis Vater Nikolaj Pawlowitsch Anossow war ein bekannter Dirgent. Um nicht den Anschein von Vetternwirtschaft zu erwecken, nahm der junge Gennadi den Mädchennamen seiner Mutter an und baute fortan seine eigene Karriere auf.
Sein Debüt als Dirgent gab er 1951 im Bolschoi-Theater bei der Aufführung von Tschaikowskis Ballett "Der Nussknacker" - da war er gerade mal 20 Jahre alt. Von 1960 bis 1974 leitete er das Rundfunk-Sinfonieorchester der UdSSR. Anfang der 1980er Jahre war er drei Jahre lang Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Ab 1991 leitete er die Stockholmer Philharmonie. Auch mit den Dresdner Philharmonikern trat er gemeinsam auf. Er war für seine unermüdliche Arbeit mit den Orchestern und dem Feilen an den Partituren bis ins kleinste Detail bekannt.
Die Musikwelt trauert um einen großen Dirigenten.
suc/ie (dpa, nmz)