Starrummel und MeToo: Was die Filmfestspiele in Cannes bewegt
Das aktuelle Weltgeschehen macht auch vor den Filmfestspielen in Cannes nicht Halt: Bei der 77. Ausgabe des Festivals geht es nicht nur um Filme, auch MeToo, der Israel-Hamas-Krieg und ein Streik sind Thema.
Cannes: Heimat der Filmfestspiele
Alle Jahre wieder im Mai trifft sich die Prominenz der Filmbranche an der südfranzösischen Rivieria. Startschuss war 1946, mittlerweile gilt Cannes als eines der prestigeträchtigsten Filmfestivals der Welt. Kinoperlen aus aller Welt feiern hier Premiere. Der beste Film wird am Ende mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Posieren auf dem Roten Teppich
Nicht nur Filmstars- und Sternchen genießen es, bei der Eröffnung über den Roten Teppich zu flanieren. Supermodel Heidi Klum präsentierte sich in diesem Jahr den Fotografen aus aller Welt in einer wallenden Robe in schimmerndem Rot. Die Aufmerksamkeit war ihr gewiss...
Großer Auftritt für Messi
Wer sagt, dass nur seine menschlichen Kollegen wissen, wie man auf dem Roten Teppich posiert? Der Border Collie Messi spielte in "Anatomie eines Falls" mit, dem letztjährigen Siegerfilm von Cannes, und stahl so manchem Star die Schau. Zusammen mit einem Comedian dreht er täglich kurze Videos für das französische Fernsehen. Und natürlich gab es Knuddeleinheiten von allen Seiten.
Die Jury
Und wer durfte beim Opening der 77. Filmfestspiele in Cannes auf keinen Fall fehlen? Richtig, die Jury: Die amerikanische Schauspielerin Lily Gladstone (l.) brillierte zuletzt in Martin Scorseses Spielfilm "Killers of the Flower Moon", Juryvorsitzende und Regisseurin Greta Gerwig (Mitte) landete 2023 mit "Barbie" einen Kassenschlager. Dritte im Bunde ist die französische Schauspielerin Eva Green.
#MeToo in der Filmbranche
Das Thema sexuelle Gewalt treibt die französische Öffentlichkeit um, am Vorabend des Festivals veröffentlichten über hundert Prominente einen Appell unter dem Motto "Jetzt erst recht". Camille Cottin (Bild) sagte in Anspielung auf die neu entfachte MeToo-Debatte: "Die nächtlichen Begegnungen mit einflussreichen Männern in deren Hotelzimmern gehören heute nicht mehr zu Cannes."
MeToo auf der Leinwand
Ausgelöst worden war die MeToo-Bewegung von Judith Godrèche. Sie präsentiert in Cannes ihren Kurzfilm über sexuelle Gewalt: "Moi Aussi" (Ich auch). Jury-Vorsitzende Greta Gerwig zeigte sich solidarisch mit der neuen Welle: "Ich denke, dass es nur gut ist, wenn Menschen in der Filmgemeinschaft ihre Geschichten erzählen und versuchen, die Dinge zum Besseren zu wenden."
Aufruf zum Streik
Kartenverkäufer oder Filmvorführer riefen vor dem Start des Festivals dazu auf, die Kinovorführungen zu stören. Sie wollen auf schlechte Arbeitsbedingungen aufmerksam machen. Auch hier fand Gerwig die richtigen Worte: "Ich unterstütze natürlich die Arbeiterbewegung. Wir haben das gerade in unseren Gewerkschaften durchgemacht", sagte sie in Anspielung auf den monatelangen Streik in den USA.
Politik kommt in Cannes an
Natürlich war auch der Krieg in Nahost ein Thema, dem sich die Mitglieder der Wettbewerbs-Jury stellen mussten. Der italienische Schauspieler Pierfrancesco Favino (Bild) wies auf die Macht des Kinos hin, um dem Grauen etwas Positives entgegenzusetzen. "Ich denke immer noch, dass eines der friedlichsten Dinge, die wir tun können, darin besteht, nach Schönheit zu suchen", sagte er.
Solidarität mit Israel
Der französische César-Preisträger Philippe Torreton ist in seiner Heimat überaus populär und engagiert sich auch politisch. In Cannes zeigte er sich mit einer gelben Schleife am Revers, einem Zeichen der Solidarität mit den israelischen Geiseln, die von der Terrororganisation Hamas verschleppt wurden.
Ziel aller Träume: die Goldene Palme
Doch es geht in Cannes nicht nur um Weltpolitik, sondern vor allem um Filme. 22 Werke gehen ins Rennen um die Goldene Palme. Unter anderem tritt Regie-Legende Francis Ford Coppola mit dem Science-Fiction-Werk "Megalopolis" an. Der im Exil lebende russische Regisseur Kirill Serebrennikow kann sich mit "Limonow" Hoffnungen auf die Trophäe machen. Am 25. Mai fällt die Jury ihre Entscheidung.
Ehrenpalme für Meryl Streep
Die Grande Dame aus Hollywood hat ihre Trophäe schon, sie wurde für ihr Lebenswerk geehrt. Streep bedankte sich beim Publikum mit dem Worten: "Als ich vor 35 Jahren das erste Mal in Cannes war und schon drei Kinder hatte, dachte ich, dass meine Karriere vorbei war. Danke, dass Sie sich an meinem Gesicht nicht so schnell satt gesehen haben." Die Filmfestspiele Cannes dauern noch bis 25. Mai 2024.