Unangenehme Erinnerung
Leipzig war neben Dresden, Magdeburg und Berlin im Herbst ´89 Ausgangspunkt für die Montagsgebete und -demonstrationen. Nachdem die Leipziger Demonstranten wochenlang brennende Kerzen vor dem Eingang der Stasi-Zentrale gestellt hatten, wurde am 4. Dezember 1989 eine ihrer Hauptforderungen wahr: Bürger besetzten die Zentrale der Leipziger Staatssicherheit, kurz Stasi und damit legten sie die Arbeit der Spitzel und Spione lahm. Mit Papier und Siegellack gingen sie durch die Büros des fünfetagigen Gebäudes und markierten die sichergestellten Räume, Tresore und Aktenschränke. Der Beginn einer langen Aufarbeitung.
Es riecht nach Linoleum-Boden und alten Akten. Nicht von ungefähr, denn das heutige Stasi-Museum ist in original DDR-Räumen untergebracht. Früher war es die berüchtigte Bezirksverwaltung der Staatssicherheit in Leipzig - heute ist es das Museum in der "Runden Ecke" vom Bürgerkomitee Leipzig e.V..
Bewacht, bespitzelt, belauscht
In den zwölf Räumen der Dauerausstellung "Stasi - Macht und Banalität" wird die Geschichte der Stasi aufgearbeitet. Und somit auch die der DDR-Diktatur. Eine Diktatur, die mit Hilfe der Stasi den Bürgern ihre Grundrechte wie Privatsphäre, Meinungsfreiheit oder Briefgeheimnis raubte.
Mit Hilfe von 40.000 Ausstellungsstücken zeigen die Museumsmacher die Stasi von A wie Anwerbung bis Z wie die Zelle einer Untersuchungshaftanstalt. Ihre Methoden waren perfide - ihre Vorstellungen menschenverachtend. Zu sehen sind unter anderem Wanzen, Tonbänder, Stasi-Uniformen, Kameras zur heimlichen Beobachtung und Utensilien der Maskierungswerkstatt zum Tarnen von Inoffiziellen Mitarbeitern. Ergänzt werden die Ausstellungsstücke durch Fotos, Originaldokumente aus Leipzig und Wandtafeln.
Originalgebäude
Als einer der wenigen Orte in Deutschland ist das Museum in der "Runden Ecke" in einem Originalgebäude der Stasi beherbergt. Dieser Umstand betont zusätzlich die Bedrückung, Bewachung und psychische Belastung, welche die Stasi Jahrzehnte erzeugte.
Hart waren die Haftbedingungen in der DDR - wie eine nachgestellte Zelle aus einer Untersuchungshaftanstalt zeigt. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Todesstrafe in der DDR, die seit 1960 verhängt wurde. Einen Einblick in dieses düstere Thema bietet die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte, die sich ebenfalls in Leipzig befindet. Sie ist nach Anmeldung und an besonderen Tagen geöffnet.
Eine Mahn- und Gedenkstätte
Betrieben wird das Museum vom Bürgerkomitee Leipzig e.V.. Geöffnet hat das Museum in der "Runden Ecke" täglich von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen finden täglich um 15 Uhr statt, Treffpunkt Museumseingang, Dittrichring 24, 04109 Leipzig. Gruppenführungen, auch auf Englisch, Französisch, Ungarisch und Spanisch, sind jederzeit nach Anmeldung möglich.
Zum Erholen nach einem Museumsrundgang ist das nächstgelegene Café "Telegraph", Dittrichring 18-20, zu empfehlen. Im Café "100-Wasser" im Barfußgäßchen 15 finden nicht nur müde Füße Erholung.