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Beulenpest in China

Ofelia Harms Arruti24. Juli 2014

In China ist ein Mann an Beulenpest gestorben. Aus Angst, die Seuche könnte sich verbreiten, wurde nun die Kleinstadt Yumen komplett abgeriegelt. Keiner der 30.000 Einwohner darf die Stadt mehr verlassen.

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Ratten (Foto: dpa).
Die Ansteckung an einem infizierten Tier - meist Nagetieren - ist der häufigste Weg, auf dem die Beulenpest Menschen befälltBild: picture-alliance/dpa

Nach Angaben des chinesischen Staatssenders CCTV wurden 151 Bewohner der Stadt, in der Provinz Gansu, unter Quarantäne gestellt. Autofahrer werden von der Polizei um Yumen herum geleitet. Der Stadt stehe ausreichend Reis, Mehl und Öl zur Verfügung, um die Bevölkerung einen Monat lang zu ernähren.

Die Kleinstadt ist im Ausnahmezustand. Abgeschlossen von der Außenwelt, weil ein Bewohner an der Beulenpest gestorben ist. Bisher seien aber keine neuen Fälle aufgetreten.

Das 38-jährige Opfer soll angeblich Kontakt mit einem möglicherweise infizierten Murmeltier gehabt haben. Den Kadaver des Tieres habe er an seinen Hund verfüttert. Noch am selben Tag entwickelte er hohes Fieber und starb letzte Woche im Krankenhaus.

Beulenpest ist hochansteckend

Die bakterielle Erkrankung geht mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einher, und entzündet die Lymphknoten und Lymphgefäße im Leistenbereich. Der Name der Krankheit stammt von den stark geschwollenen und sehr schmerzhaften Beulen, die durch die Infektion am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten auftauchen. Diese können einen Durchmesser von bis zu zehn Zentimetern erreichen, und färben sich durch innere Blutungen in den Lymphknoten blau-schwarz.

Übertragen wird die Krankheit auf den Menschen hauptsächlich durch Flöhe, die sich an befallenen Nagetieren mit dem Bakterium infiziert haben. Die Inkubationszeit liegt bei wenigen Stunden bis zu etwa sieben Tagen. Ohne schnelle und wirksame Behandlung sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 30 bis 60 Prozent der Fälle von Beulenpest tödlich.

Pestbakterium Yersinia pestis (Foto: dpa).
Der Pesterreger heißt Yersinia pestis und ist über 650 Jahre altBild: picture-alliance/dpa

Gelangen die Bakterien in die Lunge, entwickelt der Patient schnell eine Lungenentzündung (Lungenpest), die durch infizierte Tröpfchen beim Husten verbreitet werden kann. Somit ist sie auch von Mensch zu Mensch übertragbar. Lungenpest ist die tödlichste Art von Pest. Viele Patienten sterben in den ersten 24 Stunden nach der Infektion.

Niemals ganz auszurotten

Völlig ausgerottet ist die Beulenpest bis heute nicht, in Nagetieren findet sie nämlich ihr natürliches Reservoir. Obwohl die moderne Medizin die verschiedenen Pestarten mittlerweile stark eingedämmt hat, gibt es in weiten Teilen Asiens, in Afrika, Südamerika und im westlichen Teil Nordamerikas Naturherden von pestinfizierten Nagetieren. Entsteht Kontakt zwischen einer Wild- und einer Hausratte, zum Beispiel, kommt es gelegentlich auch zu Ausbrüchen bei Menschen. Ein Impfstoff gegen Beulenpest wird ausschließlich an Personen erteilt, die an ihrem Arbeitsplatz ein hohes Infektionsrisiko eingehen. In den meisten Ländern ist der Impfstoff nicht im Handel erhältlich.

Erst vor einigen Wochen meldete das Gesundheits- und Umweltministerium des US-Bundestaates Colorado vier mit Lungenpest infizierte Menschen. Alle hatten Kontakt zu einem Hund, der sich zuvor wahrscheinlich von Präriehunden angesteckt hatte. Der Besitzer des Hundes starb.

Vor den diesjährigen Fällen meldete die WHO zuletzt einen Pestausbruch in Peru im Jahr 2010 und 2009 in China. Bei der letzten großen asiatischen Pestepidemie 1994 in einem Slum im indischen Surat erkrankten über 6000 Menschen, 56 von ihnen starben.