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Tief unter der Erde

27. März 2009

Die Abtrennung des Treibhausgases CO2 in Kohlekraftwerken ist technologisch wahrscheinlich zu bewältigen. Doch dessen Lagerung beschäftigt die Forscher und löst Ängste und Proteste aus.

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Schema einer CO2-Lagerung unter dem Meeresboden. Schiffe transportieren das flüssige Gas auf See, wo es über Injektionanlagen in den Meeresboden gepresst wird. Foto: Vattenfall
So stellt sich Vattenfall die CO2- Speicherung der Zukunft vorBild: Vattenfall

Forscher in verschiedenen Gegenden der Welt untersuchen, wie das in künftigen CCS-Kohlekraftwerken anfallende flüssige CO2 gelagert werden kann. Mögliche Speicher in Deutschland sind ausgeförderte Erdgas- und Erdöllagerstätten. Erdöllagerstätten sind in Deutschland zu winzig, aber Erdgaslager bieten sich an, weil die Deckschichten erwiesenermaßen über Jahrmillionen Gase zurückhalten können, der Untergrund bereits gut bekannt ist und vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann. Doch für die Milliarden von Tonnen, die in Kohlekraftwerken jährlich anfallen würden, wären auch sie zu klein.

Salzkissen mit CO2-Füllung

Die Hoffnungen der hiesigen Kraftwerksbetreiber richten sich deshalb vor allem auf ausgedehnte salzwasserführende tiefe Gesteinsschichten (Aquifere). Solche "Salzkissen" kommen vor allem in Norddeutschland und unter dem Nordostatlantik vor. Bekannt ist: beim Einpressen unter bestimmtem Druck und Temperatur verdrängt das CO2 das Salzwasser aus dem Gestein.

Die EU untersucht derzeit in einem Pilotprojekt im brandenburgischen Ketzin, was dabei in 800 Metern Tiefe abläuft. Auch Risiken sind bekannt: In solchen unterirdischer Lagerstätten können Leckagen durch Bohrungen, Klüfte, Risse im Gestein auftreten. Gestein kann sich durch die Säure auflösen, die entsteht, wenn CO2 mit Wasser gemischt wird. Besonders gefährlich sind plötzliche massive Kohlendioxid-Austritte, denn ab einer achtprozentigen Konzentration in der Atemluft führt das geruchlose Gas zum Tod. Eine solche Katastrophe - allerdings natürlichen Ursprungs - ereignete sich 1986 am Nyos-See in Kamerun.

Gigantische Pipelines

Erfahrungen bei der Speicherung von Kohlendioxid tief unter dem Meeresboden hat der Ölkonzern Statoil. Auf dem Gasfeld "Sleipner" vor der Küste Norwegens wird schon seit Mitte der 90er Jahre CO2, das bei der Erdgasherstellung anfällt, in eine Sandsteinschicht unter dem Nordseeboden gepresst - etwa eine Million Tonnen im Jahr. Bisher soll kein Kohlendioxid entwichen sein. Amerikanische Forscher schlugen jüngst vor, das Klimagas in Oman zu lagern, wo es ein Gestein gibt, das Gas besonders effektiv binden kann: Peridotit. Wenn Peridotit mit CO2 in Kontakt kommt, entsteht das Mineral Kalkspat.

Neben den Speichern erfordert auch der Transport eine gigantische neue Infrastruktur. Das notwendige Pipelinesystem für eine flächendeckende CO2-Entsorgung in den USA wäre größer, als das existierende für Öl und Gas.

Autor: Bernd Gräßler

Redaktion: Dеnnis Stutе