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Stichwort: Ressourcenfluch

27. Januar 2007

Von modernen Kriegen profitieren diverse Interessensgruppen wirtschaftlich. Immer wieder ist in diesem Zusammenhang vom "Fluch der Ressourcen" die Rede. Was ist damit gemeint? Warum bringen Bodenschätze häufig Leid?

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Ein junger Mann trägt feuchtes Kobalt auf den Rücken (Foto: AP)
Kobalt-Abbau in der Demokratischen Republik KongoBild: AP

Der "Ressourcenfluch" bezeichnet die schädlichen Einflüsse für Land und Bevölkerung, die durch Ressourcen entstehen. Dies sind vor allem die schwächeren Wettbewerbschancen sonstiger Branchen und die Herabsetzung der "Ressource Mensch", da Bildung dort keine lohnende Investition im Vergleich zu Erdgas, Erdöl, Diamanten, Edelhölzern oder ähnlichen Bodenschätzen ist.

Entgegen der Erwartung, dass ein Reichtum an natürlichen Ressourcen, insbesondere Erdöl, einem Land und seiner Bevölkerung wirtschaftlichen Wohlstand bringen kann, ist es oft nicht möglich, diesen Reichtum auch umzusetzen. Exportierte Rohstoffe erhöhen dann den realen Gegenwert des Geldes zum Wechselkurs und somit sind andere Wirtschaftsbranchen nicht mehr weltmarktfähig. Der daraus resultierende Niedergang der Industrie und Volkswirtschaft (Deindustrialisierung) führt in einer Spirale zur Abhängigkeit des Landes von den Rohstoffexporten und ist damit höchst anfällig für Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Dieses Phänomen wird als "Holländische Krankheit" bezeichnet, da es zuerst in ehemaligen holländischen Kolonien beobachtet wurde.

Da jedoch gleichzeitig der reale Wechselkurs steigt, werden Verzinsungen auf Schulden herabgesetzt. Die Regierungen bedenkenloser Schulden. Somit ist auch die Stabilität der Regierung direkt an den Weltmarktspreis der Ressource gekoppelt. Ist dann erst einmal die wirtschaftliche Stabilität zerrüttet, fällt es diktatorischen oder despotischen Regierungen leicht, die Macht zu ergreifen und zu behalten. Diese Regierungen profitieren direkt vom Rohstoffexport. Die Schere zwischen arm und reich zieht in diesen Ländern extrem auf - bestehende Konflikte und Krisenherde werden weiter geschürt.

Beispiele für den Ressourcenfluch sind:

  • Tschad (Erdöl)
  • Sierra Leone (Diamanten)
  • Liberia (Edelhölzer)
  • Angola (Diamanten)
  • Kongo (Erdöl, Kobalt, Diamanten, Gold und Koltan)
  • Burma (Erdgas)

Der Begriff "Ressourcenfluch" wurde 1993 von Richard Auty geprägt ("resource curse").

Bela Beier, Rafael Bujotzek und Ferdinand von Reinhardstoettner, Studiengang Online-Journalismus, Hochschule Darmstadt