Stimmen in Istanbul werden neu ausgezählt
3. April 2019Die türkische Regierungspartei AKP hat bei den Kommunalwahlen nach vorläufigen Ergebnissen überraschend ihre Mehrheiten in Ankara und Istanbul verloren - und ausgerechnet in diesen beiden Städten will die Partei Unregelmäßigkeiten bei der Wahl beobachtet haben. In Istanbul hat ein Gericht der Beschwerde nun stattgegeben und die erneute Auszählung in acht von 39 Stimmbezirken angeordnet. Die Partei spricht von "großen Diskrepanzen" zwischen den abgegebenen Stimmen und den Daten, die an die Wahlbehörden übermittelt wurden.
Nach vorläufigen Zahlen, die von den Parteien herausgegeben wurden, lag der Kandidat der oppositionellen CHP, Ekrem Imamoglu, mehr als 20.000 Stimmen vor dem AKP-Kandidaten Binali Yildirim. Der frühere Premierminister sollte die 15-Millionen-Einwohner-Metropole für die Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan sichern. Erdogan selbst hatte seine politische Karriere in Istanbul begonnen. Ein Verlust des Istanbuler Rathauses wäre eine schwere Schlappe für seine islamisch-konservative AKP. Sie erhielt bei den Kommunalwahlen am Wochenende landesweit zwar erneut die Mehrheit der Stimmen, in den beiden größten Städten zeichnet sich jedoch ein historischer Machtwechsel ab.
CHP-Kandidat will ins Rathaus
Überraschungssieger Imamoglu sagte, es könne zwar kleinere Fehler gegeben haben, aber das Gesamtergebnis werde sich durch die teilweise Neuauszählung nicht ändern. Er forderte das nationale Wahlkomitee auf, ihn zum Sieger zu erklären. Imamoglu sagte, er wolle mit Erdogan zusammenarbeiten, um die Wirtschaft zu stärken, und eine Rückkehr zur "Normalität" ermöglichen.
ehl/fab (afp, rtr, ap)